Damit das Virus nicht mitfährt: In Zügen der Bahn wird mehr denn je geputzt
Die Deutsche Bahn und andere Eisenbahnunternehmen versuchen, mit diversen Maßnahmen für die Sicherheit ihrer Fahrgäste zu sorgen. Das bedeutet mehr Personalaufwand und höhere Kosten. Auf das Geld dürfe aber nicht geschaut werden, sagt Klaus Berdan, Leiter des Bahnhofsmanagements in Mainz. „Das Wichtigste ist, dass sich die Fahrgäste sicher und wohlfühlen.“
Beispiel Mainz Hauptbahnhof. In der Linken eine Flasche Desinfektionsmittel, die rechte Hand des Reinigungsmitarbeiters gleitet samt getränktem Tuch den Handlauf der Treppe entlang. An vielen Ecken des Gebäudes wird geputzt, gewischt, gesprüht – ähnlich wie in den Zügen. Bald trifft ein drei Meter hoher Tank für Desinfektionsmittel mit zwei Spendern ein. Er soll am zentralen Aufgang aus der Vorhalle in Richtung der Gleise platziert werden.
Beim Thema Hygiene spielen auch die Klimaanlagen der Züge eine Rolle und die Frage nach den Aerosolen. Damit wird ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen bezeichnet. „Wir sind ziemlich sicher, dass Aerosole einer der Wege sind, über die sich Covid-19 verbreitet“, sagt der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch. Schmierinfektionen spielten eine geringere Rolle. Die Bahn forscht seit Jahren am Thema Klimatisierung. „Unsere Techniker haben zusammen mit dem betriebsärztlichen Dienst die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Covid-19-Erreger ausgewertet und die Erkenntnisse zusammen verarbeitet“, sagt ein Bahnsprecher. Die hauptsächliche Übertragung des Virus erfolge über Tröpfchen beim Husten und Niesen. „Eine Übertragung solcher Tröpfchen über die Klimaanlagen eines Zuges ist aufgrund der sehr langen Lüftungswege, der Trocknung der Luft und der vorhandenen Filter äußerst unwahrscheinlich“, heißt es weiter. Zur Frage der Aerosole macht das Unternehmen allerdings zunächst keine Angaben.
Dabei wird sie wichtiger, je stärker die Züge nun wieder genutzt werden und je näher die Fahrgäste deshalb zwangsläufig aneinanderrücken. Das Unternehmen Vlexx, das Verbindungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland anbietet, teilt mit, seit der Verkehr Anfang Mai wieder hochgefahren worden sei, seien wieder mehr Fahrgäste unterwegs. Der „Vor-Corona-Stand“ sei aber noch lange nicht erreicht. Neben der täglichen Reinigung in den Zügen mit desinfizierenden Mitteln setzt Vlexx auch darauf, dass die Zugtüren an Haltepunkten automatisch geöffnet werden, sofern das technisch möglich ist. So müssen die Fahrgäste nicht die Taster betätigen.
Von allmählich wieder steigenden Fahrgastzahlen spricht auch die Trans Regio Deutsche Regionalbahn GmbH, die unter anderem eine Verbindung von Köln nach Mainz betreibt. Auch hier stehen tägliche Reinigungen und Desinfizierungen der Züge an, die Zugbegleiter haben ebenfalls Desinfektionsmittel dabei, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt. Sie achten auch darauf, dass Fahrgäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die allermeisten täten das, auch der Abstand zum nächsten Fahrgast werde in aller Regel eingehalten. „Die Leute sind vernünftig“, sagt ein Mitarbeiter.
Die Hessische Landesbahn (HLB), deren Routen bis nach Mainz und ins nördliche Rheinland-Pfalz reichen, befindet auch, dass sich die meisten Fahrgäste an die Pflicht halten, Mund und Nase zu bedecken. Die Gesellschaft verzeichnet aktuell eine Auslastung von rund 45 Prozent. Noch seien die Menschen zurückhaltend. In HLB-Zügen werden zusätzlich zu regulären Reinigungsarbeiten täglich unter anderem Haltegriffe und -stangen, Sitzlehnen, Tische sowie Druckknöpfe desinfiziert. „Bei Verdacht auf einen infizierten Reisenden lassen wir den entsprechenden Wagen durch eine Spezialfirma gründlich desinfizieren.“ Zum Einsatz komme dann ein Sprühnebel, der auch für eine Desinfizierung der Sitzpolster sorge.