Rheinland-Pfalz

Chancen in der Krise: Was in Corona-Zeiten möglich ist

Von dpa
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Das öffentliche Leben ist in Rheinland-Pfalz weitgehend lahm gelegt – das Coronavirus soll dadurch gestoppt werden. Unerschütterliche Optimisten können den Krisenzeiten gleichwohl auch ein paar positive Seiten abgewinnen.

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Möglichst zuhause bleiben, heißt es seit einer Woche in Rheinland-Pfalz wegen der Corona-Pandemie. Die Krise wird einerseits schwere wirtschaftliche Schäden hinterlassen, sie hat aber auch einige – zugegebenermaßen wenige – positive Nebeneffekte. Einige Beispiele auf Landesebene:

Solidarität: Vom Zettel eines Einzelnen im Supermarkt bis hin zum Hilfsnetzwerk: Viele Rheinland-Pfälzer bieten im Zuge der Corona-Krise Nachbarschaftshilfe an. Im Westerwald haben sich mehrere Initiativen dafür zusammen geschlossen, die Angebote publik machen und bei der Vermittlung von Helfern unterstützen. Unter den inzwischen rund 300 Angeboten seien beispielsweise Gassi-Gehen, Kinderbetreuung oder das Einkaufen für den Nachbarn, sagt Lissi Pfeiffer, die in dem Netzwerk aktiv ist. „Es ist unglaublich, wie die Westwälder sich mal eben zusammen raufen.“ Auch andernorts gibt es Nachbarschaftshilfe – zum Beispiel in Bad Münster am Stein-Eberburg, einem Stadtteil von Bad Kreuznach. Dort werde derzeit vor allem Hilfe beim Einkaufen angefragt, erzählt einer der Koordinatorinnen. „Es ist für viele auch der Bedarf, mit jemandem sprechen zu können.“

Fluglärm: Der Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet ist sonst voll mit Flugzeugen, wie an einer Perlenschnur gereiht sind die Maschinen im Landeanflug zum größten deutschen Flughafen. Doch nun bietet sich ein völlig anderes Bild, nur noch vereinzelt sind Maschinen unterwegs. Die Corona-Krise beschert vielen fluglärmgeplagten Menschen auch in der Region Mainz/Rheinhessen nun eine vorübergehende Pause, der Flugplan wurde drastisch ausgedünnt. Der Betreiber Fraport rechnet damit, dass im gesamten April lediglich so viele Passagiere gezählt werden wie sonst an einem einzigen Spitzentag im Sommer. Die Schattenseite: Der Einbruch der Luftfahrtbranche könnte den Jobmotor Flughafen zum Stottern bringen, Zehntausende Fraport-Mitarbeiter sind schon in Kurzarbeit gegangen.

Verkehr: Bis auf den Lastwagenverkehr sei es derzeit auf den Straßen in Rheinland-Pfalz außergewöhnlich ruhig, sagt Herbert Fuss vom ADAC Mittelrhein. „Der Vorteil: Baustellen können vorangetrieben werden“, meint der Experte. Er rechnet auch mit einem Rückgang von Unfällen. Allerdings: „Manche missbrauchen die leeren Straßen für schnelle Fahrten – auch innerhalb von Ortschaften“, kritisiert Fuss. Der Appell des ADAC sei: „Eine solche Sondersituation hebt Verkehrsregeln nicht auf.“ Auch aus dem Saarland vermeldet der Automobilclub, dass der Verkehr zurück gegangen sei. „Nur an Grenzübergängen staut es sich, wegen der Ein- und Ausreise der Lastwagen“, sagt eine Sprecherin.

Luftverschmutzung: Konkrete Daten gibt es noch nicht, aber die Einschränkungen im öffentlichen Leben dürften sich positiv auf die Luftqualität auswirken. Die Schließung der Schulen und das Arbeiten im Homeoffice verringern den Alltagsverkehr. Das Landesamt für Umwelt hat bei der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung für ganz Rheinland-Pfalz in den Monaten Februar und März – also auch schon vor der Corona-Krise – ein im Vergleich zu den Vorjahren relativ niedriges Niveau festgestellt. Dies wird aber vor allem auf das vorherrschende Wetter zurückgeführt, mit vielen Tiefdruckgebieten und zeitweise starkem Wind.

Super(-markt)mitarbeiter: Sie werden als „Helden des Alltags“ bezeichnet: Einige Berufsgruppen sind durch die Corona-Krise plötzlich in den Vordergrund gerückt. Mitarbeiter in Supermärkten genießen sonst nicht so viel Anerkennung und Aufmerksamkeit. Einige fordern nun schon, dass es nicht beim Lob bleibt, sondern dass Kassierinnen später auch auf dem Gehaltszettel das bekommen, was sie eigentlich verdienen.

Digitalisierung: Seit Jahren wird von der digitalen Transformation von Arbeitswelt und Gesellschaft gesprochen. Aber dabei ist es bisher sehr langsam vorangegangen. Die Schließung der Schulen und drastische Kontaktbeschränkungen haben dem Lernen und Zusammenarbeiten im Netz einen kräftigen Schub gegeben. „Wer schon viel digital transformiert hat, ist jetzt besser dran, und die anderen müssen nachziehen“, sagt der rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Manuel Höferlin (FDP). „Solange die Auftragsbücher voll sind, haben viele Unternehmen oft keine Gelegenheit für Veränderungen. Daher ist gerade jetzt die Zeit, um die digitale Transformation voranzubringen.“

dpa