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Rheinland-Pfalz

CDU-Generalsekretär Jan Zimmer im Interview: „Wir haben keine Kultur für das Arbeiten zu Hause“

Von Carsten Zillmann
Homeoffice
Ein Frau arbeitet in Homeoffice. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/dpa

Ausgerechnet als der Wahlkampf die Landesgeschäftsstelle der CDU Rheinland-Pfalz in den Hochbetrieb versetzte, musste der politische Geschäftsführer Jan Zimmer seine Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. Inzwischen ist Zimmer Generalsekretär der Union im Land und ein ausgesprochener Anhänger der Arbeit von zu Hause. Deutschland ist allerdings aus seiner Sicht noch nicht gut für die Herausforderungen des Homeoffice aufgestellt. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht Zimmer sich für eine Experimentierphase aus, um die besten Regeln auszuloten.

Lesezeit: 4 Minuten
  Herr Zimmer, an einem der Besprechungsräume in Ihrer Landesgeschäftsstelle klebt ein Schild mit der Aufschrift „Maximal acht Personen“. Wie oft waren in der Hochphase des Landtagswahlkampfs, die ja auch eine Hochphase der Corona-Pandemie war, überhaupt acht Personen im Haus? Phasenweise war hier nur eine Person. Das Schild basiert auf der Quadratmeterregel ...
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So handhaben große Arbeitgeber das Homeoffice

Rheinland-Pfalz. Auch wenn die Bundesnotbremse und damit die gesetzliche Homeoffice-Pflicht gerade ausgelaufen sind: Viele große Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz lassen Beschäftigte weiter mobil arbeiten. Sie versprechen sich davon beispielsweise eine höhere Flexibilität und einen nach wie vor besseren Infektionsschutz. Einige Arbeitgeber sehen das mobile Arbeiten auch als Möglichkeit, ihre Attraktivität zu steigern und Kosten für Büroflächen zu senken. Doch mobiles Arbeiten ist nur für einen Teil der Beschäftigten eine Option. Ein Überblick:

1 BASF: Am Stammsitz in Ludwigshafen mit rund 39.000 Mitarbeitenden hat der Konzern nach eigenen Angaben schon mit Beginn der Corona-Pandemie schnell reagiert und Homeoffice für alle, die mobil arbeiten konnten, eingeführt. Das ist rund die Hälfte der Belegschaft am Standort. Mobiles Arbeiten ist bei dem Chemieriesen vor allem bei Büroarbeiten möglich. Arbeiten in Produktion und Technik sowie in der Forschung sind oftmals und je nach Aufgabe nicht mobil durchführbar, wie Sprecherin Valeska Schößler erklärt. Für den größten Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz wird mobiles Arbeiten auch künftig ein wichtiges Thema bleiben. „Eines ist für uns bereits jetzt klar: Wir werden künftig unseren Teams ein höheres Maß an Flexibilität ermöglichen, um ihre Arbeit zu erledigen“, sagt Schößler. Ob und wie künftig mobil gearbeitet werden kann, besprechen Mitarbeiter und jeweilige Führungskraft. „Wir führen kein starres Regelwerk ein“, betont sie.

2 Boehringer Ingelheim: Beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim führt das Ende der Homeoffice-Pflicht zu keinen grundlegenden Änderungen: Beschäftigte, die ihre Aufgaben etwa in der Verwaltung gut von zu Hause erledigen können, werden weiter von dort aus arbeiten können. Solche mit standortgebundenen Funktionen etwa in Produktion, Forschung und Entwicklung kommen weiter in die Betriebe, wie Sprecher Matthias Knotzer mitteilt. Damit arbeiten bis zu 70 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland zu Hause.

Mit dem Ende der Bundesnotbremse gibt es bei dem Familienunternehmen nur kleinere Veränderungen: Beschäftigte, die von zu Hause arbeiten, sich aber mal wieder am Standort austauschen und etwa neue Kolleginnen und Kollegen treffen möchten, können dies unter Abstands- und Hygienevorschriften und in Abstimmung mit ihrem Vorgesetzten tun. Die Zahl der Personen, die dabei gleichzeitig am Standort sein können, ist weiter stark beschränkt. „Die steigenden Impfzahlen und die niedrigen Inzidenzraten ermöglichen diese eingeschränkten und kurzen Aufenthalte an den Standorten“, erklärt Knotzer.

3 Bitburger Braugruppe: „Angesichts der erfreulich niedrigen Corona-Zahlen setzen wir aktuell auf eine verantwortungsvolle Mischung aus Homeoffice und Anwesenheit im Unternehmen“, sagt der Geschäftsführer für Personal und Recht der Bitburger Braugruppe, Stefan Schmitz. Auch in den Zeiten nach Corona werde das mobile Arbeiten fester Bestandteil sein. „So werden wir dort, wo es der Arbeitsplatz und die konkrete Situation in der Abteilung zulassen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, entsprechend mobil zu arbeiten“, sagte er. Dennoch bleibe „die Zusammenarbeit vor Ort und der hervorragende Zusammenhalt innerhalb unserer Belegschaft das Herzstück der täglichen Arbeit“.

Bitburger mit Sitz in der Eifel hatte seit März 2020 auf Homeoffice gesetzt. In der Produktion wurden zwischenzeitlich Abläufe so umgestellt, dass persönliche Begegnungen auf ein absolutes Minimum begrenzt werden konnten.

4 Debeka: Bei der Debeka, einer der größten deutschen Versicherungsgruppen, arbeitet die überwiegende Mehrheit der rund 16.000 Beschäftigten im Homeoffice. Die gut 8000 angestellten Außendienstmitarbeiter darunter seien ohnehin mobil tätig, teilt das Unternehmen am Stammsitz Koblenz mit. Wegen Corona arbeiteten gegenwärtig auch die meisten Innendienstmitarbeiter zu Hause. „Unabhängig vom Auslaufen der Bundesnotbremse werden wir den derzeitigen Zustand bis auf Weiteres aufrechterhalten und den Mitarbeitern das Homeoffice weiterhin ermöglichen – auch, um keine Risiken im Hinblick auf mögliche Steigerungen der Infektionen einzugehen“, erklärt ein Sprecher. „Für die Zeit nach Corona erarbeiten wir derzeit Konzepte für das weitere mobile Arbeiten“, ergänzt er. Wahlmöglichkeiten für Beschäftigte und zeitliche Mischmodelle zu Hause und im Büro seien im Gespräch. „Höhere Flexibilität, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Wegfall von Fahrzeiten“ sind laut dem Sprecher die Vorteile des Homeoffice. Zugleich werde die Debeka als Arbeitgeber attraktiver und könne etwa mit der Einsparung von Bürofläche Kosten reduzieren.

5 Das Land: Die rheinland-pfälzische Landesverwaltung hält nach dem Wegfall der bisherigen Regelung angesichts der derzeit niedrigen Inzidenzen eine stufenweise Rückkehr der Beschäftigten – je nach konkreter Arbeitsplatzgestaltung und in Absprache mit den Abteilungsleitungen – für vertretbar. „Kontakte sollen dabei weiterhin aufgrund der neuen Arbeitsschutzverordnung möglichst reduziert bleiben“, so die Landesregierung. Die meisten Ressorts hätten Dienstvereinbarungen zur Telearbeit und zum mobilen Arbeiten erweitert, Homeoffice werde in einem größeren Umfang als bisher ermöglicht.

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