Mittelrhein

Burgenbloggerin hält Erlebnisse in neuem Buch fest: Was bedeutet den Menschen am Mittelrhein ihre Heimat?

Von Karin Kring
Mareike Knevels, Burgenbloggerin des Jahres 2019, mit ihrem frisch gedruckten Buch auf Burg Sooneck.  Foto: Buga 2029
Mareike Knevels, Burgenbloggerin des Jahres 2019, mit ihrem frisch gedruckten Buch auf Burg Sooneck. Foto: Buga 2029

Burgenbloggerin Mareike Rabea Knevels hat 2019 ein Jahr lang erkundet, warum sich Menschen im Welterbe Oberes Mittelrheintal zu Hause fühlen. Jetzt hat die junge Frau ein Buch über ihre Zeit am Mittelrhein geschrieben.

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Sie hat sich auf die Suche begeben. Nach einem Gefühl, nach Zugehörigkeit, nach Zuhause, nach Heimat. Was bedeutet Heimat für Menschen, die in einer der schönsten Regionen Deutschlands leben? Für die, die hier geboren und aufgewachsen sind, aber auch für jene, die der Zufall oder das Schicksal an den Rhein und in diese faszinierende Landschaft gebracht haben. Und vor allem: Was bedeutet Heimat für sie selbst, Mareike Rabea Knevels, die junge Frau, die schon an vielen Orten gelebt hat und für eine begrenzte Zeit auf der Burg Sooneck einzog, um die Menschen und ihre Geschichten im Welterbetal zu erkunden und aufzuschreiben? Ihr jetzt erschienenes Buch über diese Spurensuche, ihre Begegnungen mit Bewohnern des Tals trägt den Titel „Zwischen Riesling, Tahini und Pixeln“. Es ist eine einfühlsame Annäherung an einen Sehnsuchtsort und seine Menschen.

Im Sommer 2019 schritt Mareike Rabea Knevels durch das grüne Tor zur Burg Sooneck, das ihr immer in Erinnerung bleiben wird. Als Burgenbloggerin – der Burgenblog ist ein Gemeinschaftsprojekt der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz und unserer Zeitung – freute sie sich auf Begegnungen mit dem Tal und seinen Menschen, bereit, Neues kennenzulernen, neue Blickwinkel in Wörtern und Bildern festzuhalten. Denn zu ihrem Blog gehörten immer auch liebevolle und prägnante Zeichnungen. Es war nur eine kurze Zeit, denn Corona machte Begegnungen nicht möglich. Mareike Rabea Knevels reiste ab, aber es blieben eine unbestimmte Sehnsucht und das Gefühl, etwas nicht abgeschlossen zu haben. Mit der Idee für ein Buch kehrte sie zurück, traf Bekannte noch einmal, andere Menschen zum ersten Mal und stellte ihnen allen die Frage, was Heimat für sie bedeutet.

In ihrem Buch trifft sie zum Beispiel Jan Schnichels aus St. Goar, den Konditor, für den Backen ein Stück Heimat ist. Er stammt zwar vom Rhein (aus Neuss), lebte in der Ferne, kehrte aber an den Rhein zurück und erkannte beim Blick auf die Berge und den Fluss: „Das ist mein Zuhause.“ Sie spricht mit Theresa Lambrich, der jungen Frau aus Filsen, die für mehr als zwei Jahre in der Rolle der Repräsentantin Loreley überzeugte Botschafterin für ihre Heimat war, die aber inzwischen auch ein zweites Stück Heimat in Paris gefunden hat. Bald wird es sie wieder dorthin ziehen.

Aber sie kehrt immer wieder zurück an den Mittelrhein. „Wegen der Heimat. Und wegen der Liebe“, verrät sie Buchautorin Mareike Knevels. Sie trifft auch das Paar Marcel D'Avis und Christian Büning, das nach vielen Jahren in Großstädten zu Marcels Wurzeln zurückgekehrt ist und in einem 100 Jahre alten Haus in Oberwesel lebt. Für die beiden bedeutet Heimat anzukommen, aber auch die Vergangenheit, die Erlebnisse und Freundschaften mitzubringen, wie den Ableger einer Staude, die von einem Freund stammt und im Garten in Oberwesel weiter wächst und somit angekommen ist.

Mareike Knevels begegnet Delmy Quintanilla und Fabian Pacheco, dem jungen Paar aus El Salvador, das seine Heimat verlassen hat, denn dort gab es nichts von dem, was Heimat braucht: Stabilität und Sicherheit. Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause am Rhein. Ob sie es irgendwann Heimat nennen werden, wird die Zeit zeigen. Sie wollen sich diese Zeit lassen. Und sie trifft Bernie Schiffmann, den Wandernden, der in einem einsamen Haus am Rhein gestrandet ist, einem Ort, der gestrandete Seelen auffängt, und für den das Zuhause dort ist, wo seine Liebe wohnt und seine Musik ist. Für einige Zeit hat er dort seine eigene Mitte gefunden. Schließlich trifft sie Ute Grassmann, die Dörscheiderin, für die ein Leben ohne den Rhein, ihre Heimat, unvorstellbar wäre. Sie spricht von der Geschichte des Tals und spielt dessen Musik. „Das ist das Mittelrheintal“, sagt sie, „vor 100, 500 Jahren war es ein ganz anderer Ort, aber auch in 50 Jahren wird es nicht mehr so sein wie heute.“

Heimat ist auch ein Gefühl, lernt sie von Ute Grassmann, die die Autorin dazu bringt, sich selbst die Frage zu stellen, was für sie selbst Heimat bedeutet und sie nachdenklich macht. Das Mittelrheintal jedenfalls wird für Mareike Rabea Knevels immer ein Stück Heimat bleiben. Das macht ihre liebevolle Annäherung in Worten und Bildern an einen Sehnsuchtsort und seine Menschen deutlich.

Karin Kring

Mareike Rabea Knevels: „Zwischen Riesling, Tahini und Pixeln“, Mittelrhein-Verlag, 18 Euro. Das Buch gibt es online bei RZ-Shop.de und überall, wo es Bücher gibt.