Koblenz ist keine fahrradfreundliche Stadt. Das zeigen nicht nur die Umfragen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs seit ein paar Jahren, das merkt jeder, der mit dem Rad unterwegs ist. Und auch im Verkehrsentwicklungsplan, den ein Planungsbüro im Auftrag der Stadt erstellt hat, werden jede Menge Probleme genannt:
- Es gibt zu wenige und lückenhafte Radwege, die zudem oft zu schmal und in keinem guten Zustand sind
- Kreuzungen und Einmündungen weisen meistens keine Radinfrastruktur auf
- Barrieren im Stadtgebiet (Schienen- und Straßenachsen und die Flüsse Rhein und Mosel) führen für Fußgänger und für Radfahrer zu Umwegen
- nicht für den Radverkehr freigegebene Einbahnstraßen bedingen Umwege, verleiten zum Befahren der Gehwege und verursachen entsprechende Konflikte
- nicht radfahrergerechte oder fehlende Brückenwege (beispielsweise Gülser Brücke, Horchheimer Eisenbahnbrücke, Balduinbrücke) führen für Fußgänger und Radfahrer zu Konflikten
- Falschparker gefährden Radler
- Es gibt Nutzungskonflikte, wenn Radfahrer und Fußgänger sich einen Weg teilen müssen
- an vielen wichtigen Quellen und Zielen der Radfahrer fehlen sichere und komfortable Radabstellanlagen, unter anderem in Wohngebieten, in Stadtteilzentren und in Teilen der City
Das Ganze führt dazu, dass Radfahrer in Koblenz wenig präsent sind – und dass Autofahrer dann oft das Gefühl haben, dass Radfahrer gar nicht auf die Straße gehören. Die Situation soll sich aber ändern. Denn Radverkehr ist sauber, leise, gesund für die Nutzer. Und dank der immer größer werdenden Zahl an E-Bikes auch für die Höhenstadtteile leichter.
Aber wenn mehr Leute Rad fahren, bringt das auch Probleme mit sich. An den Uferwegen zum Beispiel, wo Radfahrer und Fußgänger sich schon jetzt oft zu schmale Wege teilen sollen. Im Verkehrsentwicklungsplan sind einige Maßnahmen skizziert, die das Radfahren in Koblenz verstärken helfen sollen. Hier die wichtigsten sieben Punkte:
1 Ein Umdenken ist nötig: Wo es gute Radwege gibt, muss sich nichts ändern. An allen anderen Stellen aber ist es meist sinnvoll, die Radfahrer im sogenannten Mischverkehr auf der Straße mitfahren zu lassen. Wo es möglich ist, kann ein Schutzstreifen markiert werden. Und wo es nötig ist, muss auch mal eine Autospur oder ein Parkstreifen aufgegeben werden, damit die Radler sicher unterwegs sein können.
2 Radschnellwege sollen markiert oder gebaut werden, auf denen es keine Begegnung mit Fußgängern gibt. Das ist vor allem an den Ufern von Rhein und Mosel wichtig, da hier aufgrund der ebenen Fläche ein großes Potenzial an Radlern besteht. Aber auch die vorhandenen Radwege müssen besser gewartet werden. Eine App, auf der man Mängel anzeigen kann, würde helfen.
3 Fahrradstraßen können ausgewiesen werden, in denen Autos auch fahren dürfen, aber Rücksicht nehmen müssen. Denkbar sind hier beispielsweise die Südallee, die Casinostraße, aber auch der Brenderweg.
4 Weitere Einbahnstraßen können gegen die Fahrtrichtung geöffnet werden. Infrage kommen viele, unter anderem die Theodor-Körner-Straße in der Vorstadt, die Poststraße in der Altstadt, die Oberdorfstraße in Metternich und die Alexanderstraße auf der Karthause. Auch größere Straßen könnten dafür geeignet sein, zum Beispiel die Bahnhofstraße. Dass das den Autos Platz wegnimmt, ist klar.
5 Kreuzungen sollen fahrradfreundlicher und sicherer gestaltet werden.
6 Mehr und bessere Radabstellanlagen sollen dazu führen, dass es einfacher, attraktiver und sicherer wird, mit dem Fahrrad zu fahren. Dazu gehören auch ein mögliches Fahrradparkhaus am Bahnhof und Abstellmöglichkeiten für Bike und ride, vor allem an den Bahnstationen.
7 Ein Fahrradverleihsystem könnte mehr Menschen auf die Räder bringen. Ein Anfang der 2000er-Jahre eingeführtes Verleihsystem war nicht sonderlich erfolgreich, aber die Nutzungsmöglichkeiten haben sich seitdem enorm verändert, auch durch das Internet.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider