Rheinland-Pfalz

Vorsicht, Radarkontrolle: „Blitzermarathon“ gegen Temposünder in Rheinland-Pfalz ab Montag

Von Martin Oversohl, Christof Rührmair, dpa
«Blitzermarathon» in mehreren Bundesländern
Polizisten "blitzen" beim achten "Blitzmarathon" in der Nähe einer Schule im Berufsverkehr. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält den sogenannten Blitzermarathon für wenig geeignet in den Bestrebungen, die Zahl der Raser-Unfälle zu verringern. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Alle Jahre wieder steht der „Blitzmarathon“im Frühjahr an – auch 2024. Dabei sind Tausende von Polizisten und Polizistinnen ab Montag unterwegs, um Temposünder auf frischer Tat zu erwischen. Ob sich die einzelnen Bundesländer daran beteiligen, entscheiden sie selbst – und längst nicht alle tun es. Worum geht es genau?

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Ab Montag, 15. April, wird auf den Straßen in Rheinland-Pfalz verstärkt geblitzt. Anlass ist die „Kontrollwoche Speed“. Die Aktion ist Teil einer europaweiten Aktion des europäischen Verkehrspolizeinetzwerks „Roadpol“. Landesweit wird demnach vom 15. bis zum 21. April geblitzt. Was hat es damit genau auf sich? Wir haben Fragen und Antworten zu den Tempokontrollen gesammelt:

Was ist der „Blitzermarathon“?

Der „Blitzermarathon“ ist eine Polizei-Aktion, bei der der bewegte Straßenverkehr in weiten Teilen Deutschlands strenger überwacht wird. Temposünder werden geblitzt und erhalten einen Bußgeldbescheid. Die Aktion dauert meist einen ganzen Tag.

Eine Übersicht über mögliche Bußgelder finden Sie im Bußgeldkatalog.

Wann und wo findet der Blitzermarathon statt?

Besonders stark geblitzt wird am kommenden Freitag (19. April), dem „Speedmarathon“, dann findet der Blitzermarathon im engeren Sinne in acht Bundesländern statt. Doch auch die ganze Woche über gibt es verstärkte Maßnahmen im Rahmen einer Geschwindigkeitskontrollwoche oder „Speedweek“ – auch dies in acht Bundesländern, die sich aber nur teilweise mit denen decken, in denen der Marathon stattfindet.

Das volle Programm mit Woche und Höhepunkt am Freitag fahren dabei nur Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg, wie eine Abfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Innenbehörden und Landespolizeien ergab. Manche Bundesländer beteiligen sich nur am Blitzmarathon am 19. April, manche nur an der „Speedweek“ ohne Höhepunkt am Freitag. Einige Bundesländer verzichten ganz auf eine Teilnahme. Die Polizei des Saarlandes ist wie schon im Vorjahr nicht dabei.

In Rheinland-Pfalz wird demnach in den Städten Frankenthal, Kaisers­lautern, Koblenz, Ludwigs­hafen am Rhein, Mainz, Neustadt an der Wein­straße, Neuwied, Speyer, Trier, Worms geblitzt. Die Schwerpunkte hat die Polizei nicht bekannt gegeben.

Was soll das bringen?

Mit den Aktionen will die Polizei einerseits Aufmerksamkeit auf das Problem überhöhter Geschwindigkeit lenken, andererseits durch zusätzliche Kontrollen Druck auf Raser ausüben. Aktionen wie der Blitzermarathon leisteten „einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, da sie den Verkehrsteilnehmenden die Gefahren zu schnellen Fahrens bewusst machen und entsprechend sensibilisieren können“, heißt es beispielsweise vom ADAC, und auch aus den Innenministerien der teilnehmenden Länder ist oft ähnliches zu hören.

Gibt es daran Zweifel?

Ja, wie schon die durchwachsene Beteiligung der Länder zeigt. Als Begründung für einen Verzicht, wird dabei häufig angeführt, dass man lieber kontinuierlich über das Jahr hinweg kontrolliere, als Ressourcen für einen Höhepunkt einzusetzen. Und die Berliner Polizei verweist darauf, dass sich gezeigt habe, dass vermehrte Kontrollen an einem Tag oder in einer Woche keine nachhaltige Wirkung hätten. Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei äußert sich eher positiv.

Der Aufwand sei durchaus gerechtfertigt, sagt er. Wenn am Tag des Blitzermarathons über das Thema gesprochen werde und es so in die Köpfe komme, dann sei das ein guter Tag für die Verkehrssicherheit. Allerdings dürfe man nicht alle Ressourcen an diesem einen Tag verbrauchen, denn eigentlich brauche es das ganze Jahr über mehr Kontrollen. Wenn die Verkehrsteilnehmer wüssten, dass sie nicht erwischt würden, leide die Disziplin.

Keine Verkehrstoten mehr. Klappt das?

Der Weg ist weit. Vergangenes Jahr gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt insgesamt 2817 Verkehrstote. Das sind aber immerhin rund 500 weniger als zehn Jahre zuvor. Bei Weitem nicht bei allen ist überhöhte Geschwindigkeit die Ursache, sie spielt aber eine wichtige Rolle. Zumal gerade Unfälle mit hoher Geschwindigkeit besonders oft tödlich ausgehen. „Bereits wenige Stundenkilometer zu schnell können über Leben und Tod entscheiden“, heißt es beispielsweise aus dem baden-württembergischen Innenministerium zum Blitzermarathon.

Wie viele Verstöße wurden im vergangenen Jahr geahndet?

Zahlen gibt es aufgrund der föderalen Struktur der Polizei vor allem für die Länder. Diese sind dabei auch nur bedingt vergleichbar, da in unterschiedlicher Intensität und Dauer kontrolliert wurde. Zudem geben manche Länder die Messstellen vorab bekannt, andere nicht. In Rheinland-Pfalz werden die Geschwindigkeitskontrollen nach Angaben des Innenministeriums von den regionalen Polizeipräsidien durchgeführt. Im vergangenen Jahr wurden demnach 319 Beamte an 120 Orten in Rheinland-Pfalz eingesetzt. Von fast 247.000 gemessenen Fahrzeugen seien damals 3,1 Prozent zu schnell unterwegs gewesen. Bundesweit dürfte die Zahl der erwischten Raser in die Zehntausende gehen.

Wo wird kontrolliert?

Geblitzt wird besonders an Schulen, Kitas, Altenheimen und Orten, die für Unfälle berüchtigt sind. In manchen Bundesländern wird dabei zumindest für einen Teil der Blitzer vorab mitgeteilt, wo sie stehen.

Auto mit KO-Kennzeichen in Österreich beschlagnahmt
Rigoros geht die Polizei in Österreich gegen Raser vor – seit März kann im Nachbarland das Auto beschlagnahmt werden, wenn besonders schnell gefahren wurde. Dies traf laut Medienberichten jetzt den deutschen Fahrer eines BMW mit Koblenzer Kennzeichen. Der war mit 161 km/h auf der Inntalautobahn unterwegs, wo nur 80 km/h erlaubt waren, wie die Autobahnpolizei in Wiesing in Tirol mitteilte. tim