Rheindörfer. Im Raum steht der Vorwurf: Kaltenengers und St. Sebastian stehen nicht hinter der Entlastungsstraße und haben sie vielmehr jahrzehntelang behindert. Das will zumindest der heutige Ortschef von Kaltenengers, Jürgen Karbach, so nicht stehen lassen. Er betont: „Wir wollen die Rheindörferstraße. Und wir haben das Thema nicht einschlafen lassen, sondern beleuchten es neu und wollen es abschließen.“ Sein Kollege aus St. Sebastian, Marco Seidl, gibt sich zurückhaltender: „Die Vorwürfe der Ortsbürgermeister a.D. aus Urmitz kann ich nicht bewerten, da ich seiner Zeit weder Rats- noch Verwaltungsmitglied war. Darum werde ich dies nicht kommentieren.“
Jürgen Karbach lenkt die Geschicke von Kaltenengers seit 2009 und betont: „Die grundsätzliche Bereitschaft, die Rheindörferstraße zu bauen, war immer da.“ Es habe nur bei der Trassenführung und -ausführung kleine, aber wesentliche Dinge gegeben, die zu ändern sind, sagt Karbach. So hatte der Landesbetrieb Mobilität der Gemeinde zugesagt, den letzten Planungsstand zu modifizieren.
Dies sei bis heute nicht geschehen. „Wir hatten 2013 im Ortsgemeinderat den Beschluss, dass wir der Trassenführung nicht zustimmen.“ Grund: Aus Sicherheitsgründen soll der Übergang von der Rübenacher Straße (K 56) zur Umgehungsstraße L 126 (neu) keine abknickende Vorfahrtsstraße werden, sondern ein Kreisel. „Zudem wollen wir Über- oder Unterführungen zum Sportplatz“, erklärt Karbach. Dieser liegt auf der anderen Seite der zu bauenden Entlastungsstraße. Der angedachte massive Trassendamm sei für Kaltenengers nicht relevant. „Hier wird die Straße niveaugleich verlaufen.“ Dass die Gemeinden keinen Druck gemacht hätten, stimmt nicht, sagt Karbach. 2009 habe der LBM den Bauplan vorgestellt. Bereits damals sei festgehalten worden, dass die Interessen der Orte nicht berücksichtigt wurden.
Karbach überlegt, ob die Kritik der alten Urmitzer auch darin begründet sein könnte, dass sie eine andere Generation sind. Er meint: „Ich finde es beispielsweise nicht negativ, dass sich bei uns eine Bürgerinitiative ,Verschiebt die Trasse' gegründet hat.“ Karbach sieht dies als gelebte Demokratie und bürgerschaftliches Engagement. So wurde erreicht, dass die Straße nicht gerade, sondern in einer Kurve an Kaltenengers vorbeiführt, und die Anwohner die Trasse nicht direkt vor der Nase haben werden. „Das ist doch positiv, auch wenn das Projekt dadurch ein paar Jahre länger dauert“, sagt Karbach. Das steigert die Akzeptanz der Umgehung. Einen aktuellen Anlass, warum wieder Bewegung ins Großprojekt kommt, gibt es laut Karbach nicht. Er und Amtskollege Marco Seidl wollten Klarheit, wie der aktuelle Stand und das weitere Vorgehen sind. Im September traf man sich mit LBM und Verbandsbürgermeister Georg Hollmann. Im März wurde der Kaltenengerser Gemeinderat von Hollmann darüber unterrichtet, dass es einen Neuanstoß gibt.
Marco Seidl aus St. Sebastian erklärt: „Im gemeinsamen Schulterschluss mit den beteiligten Ortsgemeinden werden wir das Projekt komplett neu planen.“ Die bisherigen Planungen werden – unter Einbezug aller Beteiligten – überarbeitet. Die Neuplanungen beziehen sich auf Art und Ausgestaltung des Straßenbaus sowie die Trassenführung, meint Seidl. „Dass die Rheindörferumgehung auf einem meterhohen Wall verlaufen soll, ist derzeit völlig offen.“