Die AfD ist ein Sammelbecken von Menschen, die mit der Politik der etablierten Parteien unzufrieden sind. Darunter sind auch einige, die selbst extreme Typen wie Björn Höcke in Kauf nehmen, weil sie sich von der weit rechts agierenden Partei unter anderem mehr direkte Demokratie erhoffen. Das Vorgehen bei der Nominierung im Wahlkreis 201 deutet aber eher auf knallharte Macht- und Ellbogenpolitik hin.
Es wurde offenbar alles dafür getan, um die vorher in mehreren Wahlkreisen gescheiterte oder abgelehnte Nicole Höchst als Direktkandidatin durchzudrücken und den einheimischen Bewerber Walter Ott auszubooten.
Eine geheime Telefonkonferenz im Vorfeld, ein Sitzungsleiter aus Neuwied, Mitglieder, die zum ersten Mal bei einer AfD-Sitzung im Kreis Bad Kreuznach auftauchen, keine Überprüfung der Personalien: Das klingt so, als ob diese Nominierung in einer Art, wie sie die AfD bei anderen gern als Hinterzimmer-Politik anprangert, generalstabsmäßig eingefädelt wurde, um nach vergeblichen Anläufen die Wunschkandidatin des Landesvorstands zu positionieren.
Das Prozedere ist möglicherweise juristisch angreifbar, zumindest aber fragwürdig. Es widerspricht definitiv den hehren Worten von möglichst viel Basisdemokratie und erinnert eher an eine von oben gesteuerte Parteiendemokratie. Ins Gesamtbild passt, dass zu der Nominierungskonferenz keine Presse eingeladen war – ein weiterer Beleg dafür, dass die selbst ernannte Alternative für Deutschland demokratische Spielregeln gezielt missachtet, wenn sie ihr nicht in den Kram passen.
E-Mail an kurt.knaudt@rhein-zeitung.net