Neuwied/Karaba

HELFT UNS LEBEN: Zweite Azubi-Werkstatt in Ruanda wird gebaut

Zweite Azubi-Werkstatt in Ruanda wird gebaut Foto: ulf

22 Jahre ist die große Katastrophe her. 100 Tage lang metzelten 1994 Hutu die Tutsi ab, ein Bürgerkrieg stürzte das ostafrikanische Land ins Chaos. Doch Ruanda stand wieder auf, entwickelte sich – auch dank einer zwar autoritären, aber stabilen Regierung. Und wie das Land entwickelte sich die Partnerschaft zwischen Neuwied und Karaba weiter.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

So setzt der Vorstand des hiesigen Vereins schon seit einigen Jahren nicht mehr auf die anfangs so wichtige Nothilfe, sondern auf Partnerschaft. Auf Augenhöhe will man zusammenarbeiten. Und der nächste Schritt dahin soll der Aufbau eines Berufsausbildungszen-trums sein. „Nur immer schulische Ausbildung zu fördern, reicht uns nicht“, sagt die Vorsitzende Sybille Hass-Machill. „Wir wollen, dass die Jugendlichen ein gesichertes Auskommen auf den Weg bringen können. Da ist das Handwerk eine gute Option“, stellt sie fest.

Bereits vor sechs Jahren hat der Verein deshalb den Ausbildungsgang Kfz aufgebaut. Da dieser mittlerweile erfolgreich läuft, soll jetzt wieder ein weiterer Schritt folgen: der Bau einer Schreinerwerkstatt in unmittelbarer Nähe. Und dessen Beginn steht nun unmittelbar bevor, obwohl das Projekt für Karaba-Neuwied eine finanzielle Mammutaufgabe war.

Zwar versprach das Land wegen der rheinland-pfälzischen Partnerschaft mit Ruanda 68 000 Euro an Unterstützung – aber nur wenn der kleine Verein mit seinen 20 Mitgliedern 17 000 Euro selbst aufbringt. „Es war ein harter Kampf“, berichtet der Zweite Vorsitzende Dietmar Rieth. Aber er ist gewonnen – dank zahlreicher Einzelspenden, wie der von Rentnerin Margarete Bettmann, die spontan 1000 Euro gab, „weil das vorangehen muss“, wie sie sagte. Und dank HELFT UNS LEBEN. Die Leser-Spendeninitiative unserer Zeitung war nach Prüfung des Projekts so überzeugt, dass sie die letzten 9000 Euro, die noch fehlten, zusicherte. „Als Geschäftsführer Hans Kary anrief und mir das sagte, bin ich fast vom Stuhl gefallen“, erinnert sich Hass-Machill lachend.

Damit steht die Finanzierung. Die Ruander geben nun Gas, wie Rieth berichtet. „Dank des Partnerschaftsbüros in der Hauptstadt Kigali ist die Umsetzung in kurzer Zeit möglich“, sagt er und nennt nur vier Monate als veranschlagte Bauzeit. Noch in diesem Jahr sollen die ersten 15 Azubis herangeführt werden, ab dem im Februar 2017 beginnenden neuen Schuljahr sollen 30 weitere folgen. „Und es wird wachsen“, ist Rieth sicher.

Überraschende Kostensteigerungen sind beim Bau erfahrungsgemäß nicht zu erwarten. „Der Vorteil in Ruanda ist, dass man klare Zahlen bekommt“, weiß der andere Zweite Vorsitzende Michael Mang. Hinzu kommt, dass der afrikanische Staat anschließend den Unterhalt des Gebäudes und die Personalkosten übernimmt. Das bringt mit sich, dass die Abschlüsse im Land anerkannt werden – auch wenn die meisten Absolventen sich anschließend wohl selbstständig machen werden, wie Rieth berichtet.

An den Unterrichtsinhalten mitarbeiten wollen die Deutschen auf Sicht aber auch. Dafür hat Karaba-Neuwied die Berufsbildende Schule Lahnstein und die Ludwig-Erhard-Berufsschule (LES) in Neuwied angesprochen, die sich beide bereits seit langen Jahren in Ruanda engagieren. Die ersten Rückmeldungen waren positiv, wie Ruth Hollmann-Plaßmeier aus der Schulleitung der LES bestätigt. Gut möglich also, dass die ruandischen Azubis bald Theorie aus dem Rheinland pauken. Aber das ist dann wieder ein weiterer Schritt.

Mehr Informationen unter www.karaba-neuwied.de und www.helftunsleben.de