Leinen los im schönsten Hafen der Welt: Hamburg

Leinen los im schönsten Hafen der Welt: Hamburg Foto: Michael Defrance

Wo liegt der schönste Hafen der Welt? In Hamburg. Ganz klar. Gut, empirisch belegen lässt sich Schönheit nicht, einverstanden. Aber das Gesamtpaket, das Hamburg zu bieten hat, ist einzigartig.

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Von unserem Redakteur Michael Defrancesco

Wer Pech hat, der sticht in Altona in See. Die Aida hat ihre „Luna“ heute glücklicherweise in der neuen Hafencity geparkt. Das Hamburg Cruise Center ist freilich enttäuschend: ein riesiger Container, in dem sich die Warteschlange aus Passagieren nur sehr träge nach vorn schiebt. Mehr als 30 Minuten muss der reisefiebernde Kreuzfahrer warten, bis er endlich seine Bordkarte in den Händen hält und über die Gangway das stattliche Schiff betreten darf.

Wer einmal Aida gefahren ist, findet sich sofort auf jedem Schiff zurecht – das ist der Vorteil. Seit der „Aida Diva“ unterscheiden sich die einzelnen Vertreterinnen der Kussmundflotte nur in Details. So ist die Kabine bald bezogen – und nach der obligatorischen Seenotrettungsübung steht fast schon der Höhepunkt der gesamten Kreuzfahrt auf dem Programm: das Auslaufen aus dem Hamburger Hafen.

Hunderte Menschen haben sich am Kai versammelt – die Hamburger lieben ihre Schiffe, haben Taschentücher ausgepackt und winken. Sie fotografieren die „Luna“ und die emsigen Hafenarbeiter, die damit beschäftigt sind, die schweren Taue des Kreuzfahrtriesen zu lösen.

Die Passagiere bevölkern das Pooldeck und drängen sich an der Reling. Wer eine günstig gelegene Balkonkabine hat, verfolgt das Spektakel von dort aus. Drei mal tutet das Schiffstyphon und schickt seinen tiefen Ton über die Dächer der Hansestadt. Dann schallt die Auslaufhymne „Sail away“ aus den Bordlautsprechern, die „Luna“ wirft ihre Maschinen an und vergrößert Meter für Meter den Abstand zur Kaimauer.

Hamburg fährt alles auf, was es zu bieten hat: Die untergehende Sonne taucht die Elbphilharmonie in glitzerndes Licht, und gemächlich schiebt sich die „Luna“ durch das Hafenbecken. Vorbei am „König der Löwen“ und dem neuen Musicaltheater, in dem bald „Das Wunder von Bern“ spielen wird. Die Fähren tänzeln um das große Schiff herum wie kleine Hunde, die übermütig mit ihm spielen wollen. Hafenrundfahrtbarkassen richten ihren Bug auf die Wellen, die die „Luna“ verursacht und schippern mit Genuss hinein, dass die Gischt spritzt und die Barkasse wie eine Nussschale schaukelt. Fast meint man, die Touristen an Bord laut vor Aufregung quietschen zu hören. Die Landungsbrücken, das riesige Hotel Empire Riverside (die Bar im oberen Stockwerk ist übrigens ein Geheimtipp) – wie eine Diva zelebriert die „Luna“ das Schaulaufen im Hamburger Hafen. Immer wieder stehen dicht gedrängt Menschenmassen an den Kaimauern, winken, schießen Fotos – stoisch lächelt die „Luna“ mit ihrem aufgemalten Kussmund zurück und nimmt die Huldigungen Hamburgs entgegen.

Fast eine halbe Stunde dauert die Ausfahrt – dann wird die Landschaft ruhiger und ländlicher, die „Luna“ fährt an den Hamburger Vororten vorbei. Ein letzter Höhepunkt wartet noch in Wedel: Es geht an der legendären Schiffsbegrüßungsanlage „Willkomm Höft“ vorbei – aber leider ist es schon zu spät, es gibt kein Abschiedsständchen mehr für das schneeweiße Schiff.

Gut, die meisten Passagiere hätten den Gruß vom Land ohnehin nicht mehr mitbekommen: Sie befinden sich längst auf dem Pooldeck und tanzen zur ersten Show des Abends, „Soulman“. Das Beste der „Blues Brothers“ plus Gratissekt – da vergisst man auf einmal völlig, hinaus aufs Land zu schauen. Und als die „Luna“ mitten in der Nacht Cuxhaven passiert, die Elbe verlässt und in die Nordsee einbiegt, schlafen die meisten schon. Und schaukeln sanft einer abwechslungsreichen (und leider viel zu kurzen) Nordseereise entgegen.