Tübingen

Facebook macht glücklich? – Wissenschaftlerin erklärt Studie

Geteilte Freude ist doppelte Freude – auch auf Facebook? Forscherinnen am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen sehen dafür Anhaltspunkte. Positive Statusmitteilungen schüren demnach keinen Neid, sondern machen eher glücklich. Eine der Autorinnen beantwortet auf der Facebookseite unserer Zeitung Fragen zu dem Thema.

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In zwei Studien haben Forscherinnen am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen untersucht, welche Emotionen die meist positiven Statusmitteilungen auf Facebook auslösen. Auf unserer Facebookseite wird Prof. Sonja Utz am Donnerstag ab 19 Uhr Fragen zu der Studie beantworten. Sie leitet die vom European Research Council geförderte Nachwuchsgruppe Social Media. Was das Institut selbst in einer Pressemitteilung zu der Studie schreibt, dokumentieren wir hier:

Professor Sonja Utz beantwortet am Donnerstag ab 19 Uhr auf der Facebookseite unserer Zeitung Fragen zur Studie, wonach Facebook glücklich macht. Antworten wird sie unter dem Account des Projekts ReDefTie (Redefining tie strength – Wie soziale Medien uns helfen (können), nicht-redundante Informationen und emotionale Unterstützung zu bekommen). Foto: privat
Professor Sonja Utz beantwortet am Donnerstag ab 19 Uhr auf der Facebookseite unserer Zeitung Fragen zur Studie, wonach Facebook glücklich macht. Antworten wird sie unter dem Account des Projekts ReDefTie (Redefining tie strength – Wie soziale Medien uns helfen (können), nicht-redundante Informationen und emotionale Unterstützung zu bekommen).
Foto: privat

„Statusmitteilungen auf Facebook sind überwiegend positiv: Urlaubsfotos, gesellige Aktivitäten mit Freunden oder Erfolge. In den Medien tauchen daher immer wieder alarmierende Berichte auf, die ständige Konfrontation mit dem scheinbar perfekten Leben anderer auf Facebook würde Neid und Missgunst auslösen. Ruoyun Lin, Doktorandin am Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen, und Prof. Dr. Sonja Utz geben Entwarnung. In einer Onlinestudie baten die Forscherinnen Facebook-Nutzer, die vier neuesten Statusmitteilungen in ihrer Timeline zu beurteilen: wie positiv ist der Inhalt, wie nahe stehen sie der Person, die die Mitteilung geschrieben hat, welche Emotionen hat das Post ausgelöst?

Dabei zeigte sich, dass Freude deutlich häufiger vorkommt als Neid oder Eifersucht. Je positiver der Inhalt, desto stärker die Freude bzw. der Neid. Zusätzlich spielt die Beziehungsstärke eine Rolle: “Kam der Beitrag von einem nahestehenden Freund und nicht von einem losen Bekannten, empfanden die Befragten ein höheres Maß an Freude bzw. an gutartigem, motivierendem Neid“, sagt Ruoyun Lin.

Neid ist jedoch unabhängig von der Beziehungsstärke. Personen mit niedrigem Selbstwert reagieren eher neidisch, egal wie eng die Beziehung der Facebook-Freunde ist. Diese Studie zeigt, welche Emotionen Facebook-Nutzende beim Lesen empfinden. Allerdings könnten die Ergebnisse zur Beziehungsstärke auch durch andere Faktoren beeinflusst werden; möglicherweise posten enge Freunde andere Inhalte als Bekannte (oder der Facebook-Algorithmus wählt andere Inhalte aus).

Daher wurde in einer zweiten experimentellen Studie allen Teilnehmenden dasselbe Urlaubsfoto gezeigt. Je nach Bedingung sollten sie sich vorstellen, dass dieses Bild von einem engen Freund, einem Bekannten oder einem sehr entfernten Bekannten kommt. In dieser Studie wurde zusätzlich zwischen gutartigem und bösartigem Neid unterschieden. Wieder war dasselbe Muster festzustellen: Freude war die dominante Motivation. Wenn Personen Neid empfanden, dann gutartigen. Diese Emotionen waren wieder umso stärker, je enger die Beziehung zum Sender war. Bösartiger Neid dagegen war nur vom Persönlichkeitsmerkmal Neid abhängig.

Facebook löst also keineswegs so viel Neid aus, wie oft befürchtet wird. Im Gegenteil, die meisten Nutzer freuen sich mit ihren Freunden. Bösartiger Neid tritt allenfalls bei Personen mit niedrigem Selbstwert oder chronischem Neid auf. Diese Personengruppe reagiert aber immer neidisch – egal, ob die Mitteilung von einer guten Freundin oder einem entfernten Bekannten kommt, ob auf Facebook oder offline.

Die Studie ist Teil des ERC-Starting Grant Projekts ReDefTie (Redefining tie strength – how social media (can) help us to get non-redundant useful information and emotional support). Die Forscherinnen untersuchen die Effekte und Wirkung der Social Media-Nutzung. Die Ergebnisse können helfen, die Gestaltung von Social Media-Plattformen zu optimieren, um damit das Wohlbefinden der Nutzer zu erhöhen.
Link zur Studie: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S074756321500360X

Die Nachricht kam per Pressemitteilung (http://ku-rz.de/facebookglueck) vergangene Woche – und wir fragen gleich eine...

Posted by Rhein-Zeitung on Thursday, June 25, 2015