Rheinland-Pfalz

Rückenwind für Ökostrom im Land

Bis 2030 kann sich Rheinland-Pfalz zu 100 Prozent selbst mit Ökostrom versorgen – davon ist SPD-Umweltministerin Margit Conrad überzeugt, und unter einer rot-grünen Landesregierung wird das Tempo des Ausbaus wohl noch erhöht. Schon heute steht das Land glänzend da – zumindest auf den ersten Blick.

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Rheinland-Pfalz – Bis 2030 kann sich Rheinland-Pfalz zu 100 Prozent selbst mit Ökostrom versorgen – davon ist SPD-Umweltministerin Margit Conrad überzeugt, und unter einer rot-grünen Landesregierung wird das Tempo des Ausbaus wohl noch erhöht. Schon heute steht das Land glänzend da – zumindest auf den ersten Blick.

Mehr als 3,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Ökostrom wurden zuletzt in das Versorgungsnetz eingespeist. Damit stammte bereits fast ein Viertel des in Rheinland-Pfalz produzierten Stroms aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse – während die Quote bundesweit im vergangenen Jahr erst bei 17 Prozent lag.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Das Land ist im Moment bei Weitem noch kein Selbstversorger, was natürlich auch damit zu tun hat, dass hier kein mächtiger Atommeiler läuft. Gut 45 Prozent des in Rheinland-Pfalz verbrauchten Stroms müssen aus anderen Ländern wie dem Kohle-starken NRW „importiert“ werden. Das Statistische Landesamt hat deshalb für 2008 ermittelt, dass rund 13 Prozent des rheinland-pfälzischen Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen.Das Umweltministerium rechnet die Quote zwar wieder hoch, weil ja auch die Importe teils „grün“ sind. Aber klar ist: Bis 2030 bleibt noch viel zu tun.

Immerhin nähern sich einzelne Landkreise schon jetzt der Vollversorgung. Cochem-Zell steht an der Spitze, 5460 kWh pro Einwohner wurden dort 2008 gewonnen. Der Jahresverbrauch eines Durchschnittshaushalts liegt bei 3500 kWh; daneben benötigt etwa die Wirtschaft viel Strom. Pro Kopf ergibt sich in Rheinland-Pfalz deshalb ein Verbrauch von rund 7200 kWh – sodass sich der Kreis Cochem-Zell rein rechnerisch zu drei Vierteln selbst versorgen kann.

Das Beispiel zeigt aber auch: Der meiste Ökostrom wird in den ländlichen Regionen gewonnen – gebraucht wird er oft woanders, nämlich in den Städten. Deshalb müssen dringend neue Kabel her. In der Netzleitzentrale von RWE für das nördliche Rheinland-Pfalz ist das beim Blick auf die riesigen Monitore direkt nachvollziehbar: Auf den Eifelhöhen prangen einsam die Windparks – sie liefern gewaltige Mengen Strom, wenn es so richtig bläst. Energie, die sich nicht mit Netzen abtransportieren lässt, die bisher allein auf die Versorgung eines kleinen Dorfs oder Einsiedlerhofs ausgelegt waren.

An einem anderen Problem wird derzeit im Hunsrück gearbeitet: Die Wörrstädter Firma Juwi und ihre Partner haben in der Energielandschaft Morbach vor Kurzem eine Anlage in Betrieb genommen, in der mithilfe von Ökostrom Erdgas erzeugt wird. Das Gas lässt sich speichern und dann wieder verstromen, wenn Flaute herrscht oder Regenwetter einsetzt – der große Nachteil von Wind- und Solarenergie, nicht durchgehend zur Verfügung zu stehen, wäre damit behoben.

Welche Chancen die Energiewende fürs Land birgt, zeigt gerade Juwi: Vor 15 Jahren gegründet, hat der rheinhessische Projektentwickler heute schon 1100 Beschäftigte. Weitere 400 sollen allein in Deutschland 2011 hinzukommen.

Von unserem Redakteur Jörg Hilpert