Neue Frequenzen sollen Surfern auf dem Land helfen

Mainz – Schnelleres Internet – dazu gibt es regelmäßig Sonntagsreden, Breitband-Initiativen und immer wieder ansehnliche Investitionen. Auf dem Dorf hat sich das vielerorts nicht bemerkbar gemacht. Den Turbo fürs Surfen könnte dort die milliardenschwere Versteigerung von Frequenzen bringen.

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Das von manchen schon prophezeite Ende der Telefondose wird die Auktion nicht bringen, 50 Milliarden Euro wie bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen im Jahr 2000 darf der Staat auch nicht erhoffen. In Mainz wird gleichwohl seit Montag um ein Stück Zukunft gerungen. Schnelles Internet über das Mobilfunknetz, vier Mobilfunkunternehmen bieten um neue Frequenzen. Und mit dem Zuschlag für die wichtigsten Frequenzen gibt„s auch eine Auflage: Erst ist der ländliche Raum dran. Bis zum Jahr 2016 müssen die Käufer mindestens 90 Prozent der ländlichen Bevölkerung mit einem schnellen Internetanschluss versorgen.

Schnelles Internet per DSL gibt“s flächendeckend noch immer vor allem in Ballungsgebieten und großen Städten. Auf dem Dorf sind den Anbietern feste Datenleitungen bislang oft zu teuer. Aktuell gibt es daher aus dem Konjunkturpaket II Förderung für Gemeinden, die dann Leerrohre verlegen lassen.

Doch viel mehr als Leitungen können die Frequenzen aus dem Bereich 800 Megahertz, die bei der Auktion der Bundesnetzagentur besonders begehrt sind. Sie waren für das Antennen-Fernsehen reserviert und wurden frei, weil das nun abgeschaltet und auf das digitale DVB-T umgestellt ist. Daher werden sie auch als „Digitale Dividende“ bezeichnet. Ihre großen Vorteile: Aufgrund der guten Sendeeigenschaften können mit wenigen Sendemasten große Gebiete versorgt werden – wichtig auf dem Land. Darüber hinaus bieten die Frequenzen auch in Gebäuden eine hervorragende Übertragung.

Die weißen Flecken auf dem Land, die heute weder mobile noch stationäre Breitbandanschlüsse haben, sollen so versorgt werden. Diese Anschlüsse sind rund 100-mal schneller als die alten ISDN- oder Modem-Anschlüsse.

Surfen über das Mobilfunknetz ist heute schon mit Surfsticks möglich – aber noch nicht so interessant wie künftig. Die Leitungen sind noch relativ langsam und nicht überall verfügbar. Die Zukunft mit dem Mobilfunkstandard der vierten Generation, dem UMTS-Nachfolger Long Term Evolution (LTE), sieht rosig aus: Wenn viele Nutzer gleichzeitig aktiv sind und sich die Bandbreiten teilen müssen, werden es immer noch Datenraten von mehreren Megabit sein. LTE ermöglicht Übertragungsraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde.

Für den einzelnen Verbraucher werde es nicht teurer, sagt der Mobilfunkexperte Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom: „Die Kosten für die Frequenzen müssen zwar reingeholt werden, aber zugleich steigen die Nutzerzahlen des mobilen Internets.“ Und damit wird es für den Einzelnen wieder günstiger. Ein Netz ist umso rentabler, je mehr Menschen es nutzen.

Die Mobilfunkanbieter stehen bereit: „Wenn nach der Versteigerung mit der Vergabe alles gut läuft, werden die Netzbetreiber sicher zügig die Infrastruktur ausbauen. Es hat keinen Sinn, die Frequenzen zu ersteigern und sie dann nicht zu nutzen“, sagt Breul.

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, deutete an, dass die Nachfrage der Konzerne das Angebot an neuen Frequenzen sogar „bei Weitem übersteigt“. Schließlich explodiert mobiles Internet, der Datenstrom hat sich durch Geräte wie das iPhone von 2007 bis 2009 rund verzehnfacht – und noch schnelleres mobiles Internet wird die Nachfrage anheizen. Dafür werden die neuen Frequenzen dringend benötigt – sie werden zumindest einige Milliarden in die Staatskassen spülen.

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering hat schon eine Verwendung dafür ins Gespräch gebracht: Der Bund solle die Einnahmen dazu nutzen, zusätzlich in unterversorgten Regionen Breitband-Kabel zu verlegen.