Demografie – digital und global: Unternehmen stellen sich auf drei parallele Entwicklungen ein
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat ein Beispiel parat, das Mut machen soll: Ist die Internetanbindung erst einmal gut genug – das bleibt ein Kernproblem -, kann eine Architektin selbst aus einer ländlichen Region heraus internationale Wettbewerbe gewinnen. „Paradoxerweise kann also genau die Globalisierung auch zur Renaissance der Region führen“, hofft Dreyer. Und mit Blick auf die zunehmende Alterung lässt sich ergänzen: Wer nicht mehr so mobil ist, aber immer noch aktiv am Arbeitsleben teilnehmen will und in Zukunft wohl auch soll, kann dies ebenfalls von zu Hause aus tun.
Dreyer beschreibt die Digitalisierung als Revolution, deren Auswirkungen auch vor dem kleinsten Dorf nicht haltmachen werden. „Doch gerade in Zeiten des demografischen Wandels muss das nicht unbedingt zum Nachteil des Dorfes sein – vielleicht ist es sogar seine Rettung.“
Doch natürlich gibt es auch viele mahnende Stimmen angesichts der anstehenden Umwälzung. Aleksandar Kocic, der in New York für die Analyseabteilung der Deutschen Bank arbeitet, hat ein recht drastisches Szenario entwickelt. Seiner Ansicht nach wird es in Zukunft vier Gruppen von Arbeitskräften geben: Erfinder, Erzieher, Verkäufer und Arbeiter. Die ersten drei verfügen über Fähigkeiten, die nicht einfach so von Maschinen übernommen werden können, und sind fein raus. Die Arbeiter aber, so Kocic, stehen vor einer „trostlosen Zukunft“, sind austauschbar.
Kocic selbst relativiert aber ein bisschen: Höher qualifizierte Fachkräfte könnten auch in Zukunft ordentliche Gehälter durchsetzen. Was mit Blick auf die älter werdende Belegschaft heißt: Jeder Einzelne muss beständig an seinen Fähigkeiten arbeiten, um nicht unter die Räder zu geraten.
Umstritten ist deshalb auch die Frage, ob das Ganze nun in der Summe zu mehr oder weniger Arbeitsplätzen führt. Genannt sei eine Studie des „unverdächtigen“ Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Demnach entstehen zwar dank Industrie 4.0 in den kommenden Jahren voraussichtlich rund 430.000 neue Stellen – für entsprechend Qualifizierte. Allerdings fallen 60.000 Stellen mehr weg, da geht es um die einfachen Jobs. Immerhin: Über den Daumen gepeilt, klingt das angesichts eines schrumpfenden Arbeitskräfte-Potenzials nicht so dramatisch.
hil