Berlin

Foodreport 2014: Essgewohnheiten ändern sich

Fleisch wird nicht mehr auf der Weide gezüchtet, sondern im Reagenzglas, und das Smartphone schreibt vor, was wir essen sollen: Wenn es um Ernährungsfragen geht, hat die Zukunft längst begonnen.

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Noch ist das Essen aus der Petrischale ein Laborversuch. Doch die Sorge um die weltweit wachsende Fleischnachfrage beschäftigt Wissenschaftler so sehr, dass sie vergangene Woche eine Rezeptesammlung für Fleisch aus dem Labor veröffentlicht haben. Das „In Vitro Meat Cookbook“ gibt auf 186 Seiten Denkanstöße dafür, was Köche uns in Zukunft servieren könnten. Darunter sind Fleischaustern oder Steaks, die aus Proteinfäden gestrickt werden.

Während der Fleischhunger in Schwellenländern wächst, stagniert er in Europa, in den USA geht er zurück. Lebensmittelskandale und Fragen nach Gesundheit und Nachhaltigkeit nagen am Status des Lebensmittels, es wird über Alternativen nachgedacht. So brachte der niederländische Hersteller Friesland Campania schon vor einigen Jahren ein ein Ersatzprodukt aus Milch und Pflanzenfasern auf den Markt, das in Geschmack und Konsistenz an paniertes Geflügelfleisch erinnern soll.

In Zürich eröffnete die erste vegetarische Metzgerei. Im Angebot: „vegetarische Rinderfilets“ aus Soja, „Riesengarnelen“ aus Yamswurzel und Gemüsetatar. Forscher brieten im vergangenen Jahr den ersten Burger aus Muskelfasern, die in der Petrischale gewachsen waren. In Frankreich und den Niederlanden liegen Insekten als alternative Eiweißquelle in Supermarktregalen.

Die Konsumenten nutzen neue Kommunikations- und Informationskanäle, um ihre Marktmacht zu stärken. Sie werden zu Experten, die über Onlinebörsen Produktinformationen und Waren tauschen. Genussnetzwerke formieren sich: Gleichgesinnte finden sich übers Internet und treffen sich in fremden Küchen zum gemeinsamen Essen. nim