Rheinland-Pfalz

Engagement: Ehrenamt hält Freibäder über Wasser

Sie warten auf das richtige Freibadwetter: Wenn die Liegewiesen voll sind, atmen die Badbetreiber auf. Denn das schwemmt immerhin ein bisschen Geld in die klammen Kassen. Schwimmbäder zu unterhalten, ist teuer.

Lesezeit: 3 Minuten
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Von unserer Redakteurin Birgit Pielen

Sommer, Sonne, Freibadwetter: Dieser Jugendliche hechtet mit einem Kopfsprung ins Wasser. Doch nicht mehr alle jungen Menschen zieht es in ihrer Freizeit ins Freibad. Sinkende Besucherzahlen verstärken die Probleme der Bäder.
Sommer, Sonne, Freibadwetter: Dieser Jugendliche hechtet mit einem Kopfsprung ins Wasser. Doch nicht mehr alle jungen Menschen zieht es in ihrer Freizeit ins Freibad. Sinkende Besucherzahlen verstärken die Probleme der Bäder.
Foto: dpa

Energiekosten schießen ebenso wie der Sanierungsbedarf in die Höhe. Wo manche Kommune das Handtuch schmeißt, springen Fördervereine ein – und kämpfen um „ihr“ Schwimmbad.

Angesichts der hohen Verschuldung fällt es Kommunen immer schwerer, die Betriebskosten für Schwimmbäder zu tragen. In Bad Münster am Stein-Ebernburg (Kreis Bad Kreuznach) drohte das Freibad, im Sommer geschlossen zu bleiben. Bereits 2013 musste der Stadtrat wegen des Fusionsvertrages mit Bad Kreuznach beschließen, das Bad nicht weiter zulasten des städtischen Haushaltes zu betreiben. Die Einrichtung macht jährliche Verluste von rund 160.000 Euro. Eine Bürgerinitiative betreibt das Freibad nun mit einer privaten Badgenossenschaft weiter. Der Nutzungsvertrag ist ausgehandelt und unterschrieben, sagte der Vorsitzende der Initiative, Joachim Christmann. Seit 13. Juni ist das Bad wieder geöffnet.

Laut rheinland-pfälzischem Innenministerium steht Bad Münster exemplarisch für die Lage mehrerer kommunaler Freibäder. Ähnliche Probleme gibt es beispielsweise in Unkel (Kreis Neuwied). Das Bad ist seit 2006 geschlossen. Eine Lösung ist vor allem von der Absicherung einer Bürgschaft für die Landesförderung von 720.000 Euro abhängig. „Ja, wir sind bereit, privates Geld in die Hand zu nehmen, um die Bürgschaft abzusichern“, sagt Katja Lorenzini, Vorsitzende des Fördervereins.

Moderne Technik senkt Kosten

Zu kämpfen haben die Freibäder mit hohen Personalkosten und mit generell sinkenden Gästezahlen. Grund dafür sind die demografische Entwicklung und ein verändertes Freizeitverhalten der Menschen, gerade bei den Jüngeren. Hinzu kommt eine extreme Wetterabhängigkeit, die eine Saison unkalkulierbar macht.

Schon seit Jahren kämpft das Freibad Arrastal in Alf (Kreis Cochem-Zell) ums Überleben. „Jetzt ist es an der Zeit, die Sanierung in Angriff zu nehmen“, sagt Ortsbürgermeister Peter Mittler. „Gelingt das nicht, werden wir das Bad im nächsten Jahr nicht wieder aufmachen können.“ Kostenpunkt: 1,2 Millionen Euro. Betriebs-, Unterhaltungs- und Personalkosten teilt sich die Gemeinde mit dem Förderverein, der das Bad seit 2003 betreibt. Auch einige umliegende Kommunen, die touristisch von dem Bad profitieren, geben Zuschüsse – aber eben nicht alle. Und das ist der Knackpunkt, auch bei der Sanierung. Das Land stellt zwar eine 40-prozentige Förderung in Aussicht, doch der kommunale Anteil geht immer noch in die Hunderttausende. Fest steht: Gäbe es den Förderverein nicht, wäre das Freibad Arrastal schon längst Geschichte.

Mehr als 40.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden hat der Förderverein des Westerwaldbades in Westerburg (Westerwaldkreis) bereits investiert, unter anderem auch in die Schwimmausbildung der Kinder. Bei der Eröffnung nach der 1,4 Millionen Euro teuren Sanierung am 14. Juni gab es zudem einen Scheck über 20.000 Euro zur Finanzierung einer neuen zehn Meter langen Breitwasserrutsche „TrioSlide“. Die größte Betriebskosteneinsparung erzielt das Westerwaldbad übrigens mit einem neuen Konzept zur Badewassererwärmung (24 Grad). Eingesetzt wird eine moderne Solarabsorberanlage.

50.000 Euro hat auch der rege Förderverein des Freibades Winningen (Kreis Mayen-Koblenz) seit 2003 in verschiedene Projekte gesteckt. Die Mitglieder machen das Bad in jedem Frühjahr fit für die Saison, putzen und kümmern sich um kleinere Reparaturen. Ähnlich ist es in der Stadt Bendorf (Kreis Mayen-Koblenz), in der der Förderverein „BadSayn“ nach eigenen Angaben bereits 77.000 Euro ins Freibad investiert hat.

Ein enormes Projekt hat auch der Schwimmverein Dickendorf (Kreis Altenkirchen) im vergangenen Jahr geschultert. Als Träger des Freibades hat er gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Gebhardshain eine 300.000 Euro teure Filteranlage finanziert – und 8000 freiwillige Arbeitsstunden in das größte Projekt der mehr als 80-jährigen Vereinsgeschichte gesteckt. „Es war ein schwerer Sturm, durch den unser Kapitän das Schiff gesteuert hat“, beschrieb der Kassenwart damals das Ringen um die Zukunft des Freibades.

400.000 Euro für Römer-Thermen

Schwimmbäder werden für die Kommunen immer (gewaltige) Zuschussgeschäfte bleiben. Die Römer-Thermen in Bad Breisig (Kreis Ahrweiler) verursachen in der Stadtkasse jedes Jahr ein Minus von 400.000 Euro. Jetzt stehen auch eine energetische und technische Sanierung in Höhe von 2 Millionen Euro an. Förderanfragen beim Wirtschaftsministerium in Mainz sind bislang nicht bejaht worden. Gespräche mit dem Innenministerium laufen noch. Allerdings ist auch dort noch kein entsprechender Fördertopf gefunden worden.