Tweetception: Wie Twitter freudig die Sinnlos-Kette knüpfte
Von unserem Redakteur Lars Wienand
Bei den Möglichkeiten, sinn- und ergebnislos Zeit zu vertrödeln, war das am Mittwoch fast unschlagbar – und dennoch ein Renner: Auf Twitter war angesagt, in einem Tweet mit einer möglichst effekthascherischen Ankündigung einen Tweet zu verlinken, der mit einer möglichst effekthascherischen Ankündigung einen Tweet verlinkte, der ... Stop!
Die Kette wurde länger und länger, weil immer mehr Twitterer mitmachten und ebenfalls einen Link zu einem solchen Tweet verbreiteten. An der Tweetception-Endloskette hatten sich auch prominente Accounts beteiligt:
Es reicht jetzt WIRKLICH! https://t.co/97u1NuYA2q
— ZDF (@ZDF) 12. Februar 2014
Bei manchen Nutzern siegte die Neugierde. Sie versuchten, dem Ursprungstweet nachzugehen, klickten sich immer weiter durch. Die Folgen:
Durch euer tweetception ist mein Client abgestürzt. Unacceptable!
— Unbenannter Ordner (@t_bb_) 12. Februar 2014
Der ansonsten beharrliche recherchierende Schreiber dieser Zeilen räumt ein, selbst nicht die Reise bis zum Ursprungstweet gemacht zu haben. Der war auch offenbar nicht mehr abrufbar – entweder gelöscht oder nicht abrufbar, weil der Twitterer sein Profil auf privat umgestellt hat.
Pha! Jetzt hab ich Twitter durchgespielt! #tweetception pic.twitter.com/AN3uOp9pXw
— adlerweb (@adlerweb) 12. Februar 2014
Der Sinn dahinter drückt sich vielleicht am besten in diesem Tweet aus. Wer auf den Link klickt, landet auch wieder nur in der Kette:
Brilliant analysis of the „tweetception“ meme and what it means for society https://t.co/TTPQGhGJjs
— scott f (@graue) 12. Februar 2014
Deshalb reagierte auch manch ein Nutzer verstimmt.
@ZDF Kann mal einer sagen worum es hier überhaupt geht oder werden die Bürger total verblödet? Kann also keiner sagen? -Ein Armutszeugnis!
— jörg thomas kulemann (@tomkul65) 12. Februar 2014
Einen Sinn dahinter gibt es also nicht wirklich. Kurzzeit-Kult war es dennoch – und wird sich wohl (und hoffentlich) nicht so lange halten wie das „Rickrolling“: Da wird mit einem reißerischen Versprechen ein Link gepostet, der dann nur zum Musikvideo von „Never Gonna Give You Up“ von Rick Astley führt. So leitete dieser Tweet auf dem Höhepunkt der Hysterie um Christian Wulffs Anruf bei Bild-Chef Kai Diekmann die Neugierigen zu dem Musikstück (Link funktioniert nicht mehr):
Das war ja nur eine Frage der Zeit: Hier die Audio-Datei von #Wulff s Anruf bei Diekmann: http://t.co/ACTWslsV
— Mario Sixtus (@sixtus) 5. Januar 2012
Autor:
Lars Wienand (Mail, Google+)