Romance-Scam: Vorsicht vor Betrügern auf Facebook

Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – das so genannte Love- oder Romance-Scamming fängt harmlos an. Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern.

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Von Sarah Kern

Erschossene Kinder, die in ihrer eigenen Blutlache liegen, zerstörte Häuser, das grauenvolle Bild des Krieges, zu sehen auf einer Facebook-Seite: Der Syrien-Krieg auf eine Facebook-Wand gepinnt. Die Seite gehört einem Mann, der sich Mimo Habib Lah nennt. Er schreibt Frauen über Facebook an, schickt Freundschaftseinladungen. „Hi, you are so beautiful“ (Hi, du bist wunderschön). Kurz darauf ist sein Profil gelöscht. Facebook schreibt: „Diese Nachricht wurde vorübergehend entfernt, da das Konto des Senders überprüft werden muss.“ Handelt es sich hier also um ein Fake-Profil, ein Profil, das vortäuscht, jemand zu sein, der die Person gar nicht ist? Diese Art der Freundschaftsanfragen von fragwürdigen, Mitleid erregenden Profilen erhalten in den vergangenen Wochen immer mehr Frauen über Facebook. Was wollen diese Männer?

Friedhelm Georg von der Kriminalpolizei Koblenz hat eine eindeutige Antwort: „Die wollen an Ihr Geld.“ Er sagt, dass die Masche nicht neu ist, aber in dieser Form dann doch schon. Das Fachwort dazu: „Romance- oder Love Scamming“. Scamm-Männer hatten sich in der Vergangenheit als Ingenieure oder Architekten, als Tierärzte und Computerspezialisten ausgegeben. Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen weibliche Opfer eine attraktive weiße Person präsentiert – die Bilder sind allerdings gestohlen. Und auch wenn der Scammer vorgibt, in den USA oder im europäischen Ausland zu leben, so sitzt er wahrscheinlich in Westafrika, vermutet die Polizei.

Davon merken die Opfer allerdings nichts, denn diese Chat-Bekanntschaften sprechen mehr oder weniger perfekt Englisch oder benutzen Übersetzungstools für ihre Chats. Dass die Betrüger jetzt erschreckende Kriegsbilder aus dem zerstörten Syrien verwenden, scheint neu zu sein. Aber Mitleid ist ein probates Mittel, um zu betrügen. Friedhelm Georg erklärt: „Irgendeine von den Hunderten Frauen, die die Scammer am Tag anschreiben, wird schon antworten, eine besonders einsame, eine, die sich über Komplimente von fremden Männern nicht wundert. sondern freut.“ Georg weiter: „Den Scammern geht es darum, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen.

Auf einen Chat am Morgen folgt bald ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder sogar stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Es gab wohl in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle, wo Frauen viele Tausend Euro an einen Mann geschickt haben, von dem sie dachten, dass er derjenige ist, für den er sich auf den Bildern ausgibt. Die Kriminalpolizei schätzt, dass die Dunkelziffer hoch ist. “Wer so betrogen wird, der schämt sich und zeigt seine eigene Dummheit nicht gern an."