RZ-KOMMENTAR: Auch die Meinungsfreiheit muss ihre Grenzen kennen

Wieder hat „Charlie Hebdo“ zugeschlagen. Abermals provoziert das bissige französische Satireblatt mit unseligen Mohammed-Karikaturen. Diesmal kommt die Veröffentlichung just zu dem Zeitpunkt, da das Schmähvideo aus den USA die arabische Welt aufpeitscht.

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Wieder hat „Charlie Hebdo“ zugeschlagen. Abermals provoziert das bissige französische Satireblatt mit unseligen Mohammed-Karikaturen. Diesmal kommt die Veröffentlichung just zu dem Zeitpunkt, da das Schmähvideo aus den USA die arabische Welt aufpeitscht. Damit ist die aktuelle Kontroverse um die Meinungsfreiheit einerseits und den Respekt vor Andersgläubigen andererseits direkt auf europäischem Boden angelangt.

Der Zwiespalt bereitet im Mutterland der Menschenrechte mit seinen Millionen Muslimen zu Recht besondere Bauchschmerzen. Ja, eine Demokratie wie Frankreich muss die Meinungs- und Pressefreiheit als oberstes Gut schützen. Wer aus Angst vor Einschüchterungen mit seinen Überzeugungen hinter dem Berg hält, unterwirft sich dem Druck radikaler Ideologen. Das kann und darf natürlich nicht sein. Insofern hat die Zeitung – deren Geschäft ja gerade aus der Karikatur der Aktualität besteht – freilich ein gutes Argument, wenn sie sich trotz des allgemeinen Drucks den satirischen Mund nicht verbieten und die „Feinde der Freiheit“ nicht gewinnen lassen will.

Und doch: Auch die Meinungsfreiheit muss ihre Grenzen kennen, vor allem wenn sie beleidigt oder entwürdigt. Zumal der Kontext diesmal ein anderer ist: Es brennt ohnehin schon in der arabischen Welt.

Wer jetzt noch eins drauflegt, noch dazu mit einem so sensiblen Thema wie den Mohammed-Karikaturen, der gießt bewusst Öl ins Feuer und rückt gerade die Fanatiker in den Mittelpunkt, statt sie zu ignorieren. Es gibt Situationen, in denen es am klügsten ist, einfach den Mund zu halten.

E-Mail: sylvie.stephan@rhein-zeitung.net