Syrien

Januar 2013: Kein Ende des Sterbens in Syrien

Rebellen der Gruppe Allahu Akbar - nur eine von unzähligen Brigaden, die gegen Assads Regime Kämpfen. Foto:
Rebellen der Gruppe Allahu Akbar - nur eine von unzähligen Brigaden, die gegen Assads Regime Kämpfen.

Im dritten Jahr des Krieges scheint die Lage so zerfahren wie nie. Syrien ist inzwischen in drei Teile zerfallen. Der Nordosten wird von kurdischen Einheiten kontrolliert, die Rebellen der Freien Syrischen Armee und Islamisten dominieren einen breiten Gürtel von der türkischen Grenze zum Irak; zwischen Damaskus und Aleppo und an der Mittelmeerküste wehen hingegen weiter die Flaggen der Armee von Bashar al-Assad.

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Von unserem Redakteur Dietmar Telser

Die Frontlinien verschieben sich beinahe täglich, und immer öfter bekriegen sich die Rebellen untereinander. Jetzt wird auch immer deutlicher, dass die Al-Kaida-nahen islamistisch-salafistischen Brigaden um Al-Nusra, Isis und die neu gegründete Islamische Front eine andere Agenda als die Rebellen der Freien Armee verfolgen. Isis, die sich vor allem aus ausländischen dschihadistischen Kämpfern rekrutiert, löst zunehmend die oppositionellen Einheiten in den Dörfern ab. Die säkulare Exilregierung verliert an Bedeutung – auch die Ernennung von Ahmed Tumah zum Ministerpräsidenten der Rebellen kann daran nichts ändern. Im Juli kommt es zu heftigen Gefechten zwischen den Assad-Gegnern. Und selbst islamistische Einheiten bekriegen einander.

Gleichzeitig erobert das Regime Dorf um Dorf zurück. Assads Armee kann nun vermehrt auf die verbündete libanesische und schiitische Hisbollah zählen, die offensiv in die Kampfhandlungen eingreift und die strategisch wichtige Stadt Al-Kusair zurückerobert. Das wiederum führt dazu, dass sich Israel an Kampfhandlungen beteiligt. Auch sonst befeuern unbeteiligte Länder den Konflikt: Iran fürchtet um seine Vormachstellung in der Region und versorgt die Hisbollah mit Waffen, Katar und Saudi-Arabien beliefern die sunnitisch-islamistischen Assad-Gegner. Die Weltgemeinschaft verfolgt den Konflikt tatenlos. Russland und China blockieren jede UN-Abstimmung und versorgen das Regime weiter mit Waffen. Die USA kündigen ihrerseits Waffenlieferungen an die Rebellen an – scheuen aber eine direkte Intervention. Nach zwei Giftgasangriffen erlässt der UNO-Sicherheitsrat immerhin seine erste Resolution. Monatelang musste er um die Formulierung ringen. Am Ende wird Assad zur Herausgabe seiner Chemiewaffen gezwungen. Assad reagiert, wie es kaum jemand erwartet, und düpiert damit erneut die Welt – er rückt tatsächlich Giftwaffen heraus, lässt seine Armee aber weiter auf Zivilisten und Rebellen schießen. Dem Krieg gibt das keine entscheidende Wende.

In der Zwischenzeit wird die Situation in dem Land immer unerträglicher. Erstmals seit Jahrzehnten erkranken Kinder wieder an Polio, die Zahl der Kriegstoten steigt auf mehr als 100.000, die Zahl der Flüchtlinge auf drei Millionen. Das Blutvergießen aber geht unvermindert weiter. Und auch von der Friedenskonferenz im Januar wird wenig erwartet.