Berlin

Pirat Lauer: Koalition mit Piraten können derzeit nicht funktionieren

Christopher Lauer.
Christopher Lauer. Foto: Lisavan

Koalitionen mit den Piraten können aktuell im politischen System nicht funktionieren – und Koaltionen sind vielleicht gar nicht mehr zeitgmäß, sagt Christopher Lauer, Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus und einer der exponiertesten Köpfe der Piratenpartei. Im Interview spricht der in Simmern im Hunsrück geborene 28-Jährige auch über den „Quatsch“ einer Kandidatur für den Bundesvorsitz und über Debattenkultur in der Partei.

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Berlin – Koalitionen mit den Piraten können aktuell im politischen System nicht funktionieren – und Koaltionen sind vielleicht gar nicht mehr zeitgmäß, sagt Christopher Lauer, Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus und einer der exponiertesten Köpfe der Piratenpartei. Im Interview spricht der in Simmern im Hunsrück geborene 28-Jährige auch über den „Quatsch“ einer Kandidatur für den Bundesvorsitz und über Debattenkultur in der Partei.

Christopher Lauer hat wahrhaftig keine Angst vor Interviews. Gerade hat der frühere politische Geschäftsführer der Partei gebloggt, dass jemand, der falsch zitiert wird, selbst etwas falsch macht. Hier ist das Interview mit seinen Zitaten:

Die Piratenpartei in NRW wäre 2010 wegen interner Streitereien fast zerbrochen. Wie blicken Sie auf die bevorstehende Landtagswahl?

Christopher Lauer: Ich bin sehr beeindruckt wie der Landesverband NRW die Kurve gekriegt hat. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass das jetzt in NRW klappt, sage den Leuten aber immer, dass sie mit null Prozent rechnen und sich nicht schon sicher im Parlament sehen sollen.

Schaden Führungsstreit und viele öffentlich ausgetragene Diskussionen der Partei?

Lauer: Wir sind als Partei in der Vergangenheit auch nicht als Paradebeispiel für Geschlossenheit und Linientreue aufgefallen. Wenn es nicht mehr möglich ist, in der Partei öffentlich Dinge, die nicht gut laufen, zu kritisieren, sind wir nicht besser als die anderen Parteien. Wir sollten uns die lebhafte Debattenkultur erhalten. Wir machen es uns selber schwer und ich finde das auch gut. Ich glaube nicht, dass diese Diskussion uns momentan schadet.

Wie stehen Sie zu einer Wiederwahl des Vorsitzenden Sebastian Nerz?

Ich schweige vornehm. (lacht)

Haben Sie Interesse an dem Posten (Anm. der Red.: Lauer kandidierte bereits zwei Mal, unterlag aber jeweils)?

Ich muss mir nicht mehr jeden Quatsch geben. Ich glaube, Bernd Schlömer wäre ein sehr guter Kandidat für den Posten des Bundesvorsitzenden.

Die Piraten müssen sich noch Positionen erarbeiten. Wie wollen sie die Lücke füllen?

Es muss Mitglieder geben, die die Themen antreiben. Die Sozialpiraten entwickeln gerade ein Rechenbeispiel für das bedingungslose Grundeinkommen, um zu zeigen, dass es so abgedreht gar nicht ist. Außerdem wollen wir das wirtschaftspolitische Profil der Partei stärken. Wenn wir keine Ahnung von einem Thema haben, dann ist das keine Borniertheit oder Arroganz. Wir halten uns lieber zurück, informieren uns, und bilden uns dann eine Meinung.

Mit wem können Piraten koalieren?

Schwierig. Ich bin mir nicht sicher, ob das Modell der Koalition überhaupt noch zeitgemäß ist. Wir sollten umdenken: Eine Positionierung nach Sachfragen innerhalb eines Parlamentes wäre deutlich belebender für die Demokratie. Sachbezogene Bündnisse zu schließen wie zum Beispiel in der Schweiz könnte hier vieles an verkrusteten Strukturen aufbrechen. Ich glaube auch nicht, dass die Piratenpartei mit einer anderen Partei koalieren wird. Keine Partei möchte das Risiko eingehen mit den Piraten koalieren zu müssen. So wie das politische System gerade ist, kann das auch gar nicht funktionieren.

Das Gespräch führte Elfi Vomberg