Berlin

Petry-Frisur putscht gegen Sonneborn: «Die Partei» spielt AfD

«Titanic»
Leo Fischer, Chefredakteur des Satiremagazins Titanic. Foto: Frank Rumpenhorst

«Die Partei» scheint sich die Alternative für Deutschland zum Vorbild zu nehmen: Nur wenige Wochen nach dem Abtritt des AfD-Gründers Bernd Lucke initiiert nun auch die Satire-Partei eine interne Opposition, die ihren Gründungsvater Martin Sonneborn ins Visier nimmt. «Ein Weckruf muss 2015 durch die Partei hallen wie heller Lerchenton», verkündete vor wenigen Tagen der innerparteiliche Revolutionsführer Leo Fischer.

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«Weckruf 2015» war der Name jener parteiinternen Initiative, mit der sich der damalige AfD-Chef Lucke vom nationalkonservativen Parteiflügel um Frauke Petry abgrenzen wollte. Als Gegenstück hat Fischer nun «Chance5000» aus der Taufe gehoben – «eine politische Aktionsplattform innerhalb der Partei, die die Mitte Deutschlands wieder in die Mitte rückt», erklärt das Vorstandsmitglied der Partei, der zugleich Chefredakteur des Satiremagazins «Titanic» ist.

In einer langen Ansprache, die im Internet zu sehen ist, kokettiert Fischer mit seinem angeblichen Image als «Frauke Petry der Partei». Und sein Profilbild bei Facebook, das er vor wenigen Tagen hochgeladen hat, zeigt ihn dementsprechend nicht mehr mit seiner bisherigen Kurzhaarfrisur, sondern mit einem Haarschnitt, der zumindest entfernt an die neue AfD-Vorsitzende erinnert.

«Chance5000» richtet sich offiziell gegen Parteichef Sonneborn, der vor einem Jahr völlig unerwartet ins Europaparlament eingezogen war. Sein ursprüngliches Vorhaben, das Mandat jeden Monat an ein anderes Parteimitglied weiterzureichen, wurde wegen juristischer Bedenken rasch verworfen. Und der Plan, möglichst vielen Leuten lukrative Jobs auf EU-Kosten zu verschaffen, ist offenbar auch nicht so aufgegangen, wie sich das manche Parteimitglieder erhofft hatten.

«Hunderte Verbände warten auf Geld, Tausende Mitglieder leben in Armut», heißt es auf der frisch eingerichteten «Chance5000»-Website. «Der bisherige Bundesvorsitzende M. Sonneborn ist leider vor kurzem verrückt geworden (wg. Europa) und rückt das Geld nicht raus.» Nach Fischers Berechnungen – und damit erklärte sich auch der Name der Initiative – stünden für jedes Parteimitglied rein rechnerisch 5000 Euro zur Verfügung. «Genaue Beträge können abweichen», heißt es allerdings in einer besonders klein gedruckten Fußnote.

Sonneborn selber ist für eine Reaktion schwer zu erreichen. Seine Abgeordnetenbüros in Brüssel und Straßburg scheinen verwaist. In der «Frankfurter Rundschau» und bei «Spiegel Online» ließ er sich immerhin mit den Worten zitieren: «Das ist so eine Art Röhm-Putsch.» Beim Röhm-Putsch hatte Adolf Hitler im Jahr 1934 Dutzende interne Konkurrenten ermorden lassen, darunter auch den damaligen SA-Chef Ernst Röhm.

Wie ernst der angebliche Putsch gegen Sonneborn gemeint ist, wird sich möglicherweise erst am 3. Oktober aufklären. An diesem Tag steigt nämlich der Bundesparteitag in Frankfurt/Main, wo Fischer gegen den bisherigen Vorsitzenden kandidieren will. Es ist wohl kein Zufall, dass dafür ausgerechnet der Tag der deutschen Einheit gewählt wurde. Schließlich gehört die Forderung nach dem Wiederaufbau der Mauer und der innerdeutschen Grenze zum Gründungsmythos der Partei.