Jerusalem

Brandanschlag auf deutsches Kloster in Israel: Orthodoxe Rabbiner verurteilen Tat

Bei einem Brandanschlag auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth in Israel ist ein Trakt bis auf die Grundmauern abgebrannt, zwei Menschen kamen mit dem Verdacht auf Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. An einer Wand fand sich ein christenfeindlicher Spruch.

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„Das Atrium ist komplett verbrannt“, sagte Walid Hag, Bauingenieur des neuen Klostergebäudes auf dem Gelände des christlichen Pilgerortes, dem epd. Auch der Durchgang zwischen Kirche und Kloster müsse völlig erneuert werden, sagte Hag, ein Katholik aus Nazareth. Der Brand war um 3.10 Uhr bemerkt worden, ein Mönch (80) und eine Volontärin (20) wurden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. An den Wänden des Klosters fanden sich nach Angaben der Polizei Parolen auf Hebräisch wie: „Die falschen Götter werden zerschmettert werden“.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland reagierten bestürzt auf den Brandanschlag. Die Nachricht habe er mit Schrecken aufgenommen, sagte Woelki, der Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Land ist, am Donnerstag dem Kölner domradio. „Sie macht mich traurig und ratlos, denn nach allem, was bis jetzt bekannt ist, war der Anschlag durch religiösen Fanatismus motiviert.“

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland verurteilte den Anschlag auf das Kloster als verabscheuungswürdige Tat. Bei den Parolen handele es sich um ein Zitat aus dem jüdischen Gebet. „Damit haben die Attentäter das religiöse Selbstverständnis jedes einzelnen Juden beschmutzt“, sagte Rabbiner Julien Chaim Soussan, der sich derzeit mit Vertretern der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Israel aufhält.

Liebe Freunde unserer Abtei, heute In den frühen Morgenstunden gegen 3:10 Uhr wurden unsere Brüder in Tabgha brutal...

Posted by Dormition Abbey Jerusalem on Thursday, June 18, 2015

„Über Jahrtausende wurden Juden wegen ihres Glaubens verfolgt, ein Jude, der anderen aufgrund deren Überzeugungen Gewalt antut, entehrt das Andenken aller jüdischer Opfer“, sagte der Frankfurter Rabbiner.„ Die Vertreter der Bischofskonferenz und die Rabbiner-Delegation aus Deutschland besuchten den Angaben zufolge das Kloster, um ihre Anteilnahme zu bekunden.

Auch Andreas Michaelis, der deutsche Botschafter in Israel, äußerte sich erschüttert über den Brand in der Tabgha-Kirche. Michaelis verurteilte den Gewaltakt und forderte eine rasche Aufklärung. Der Brandanschlag ist nicht der erste Anschlag auf die Brotvermehrungskirche unweit von Kapernaum am See Genezareth. Nach fünf Jahren Bauzeit war der Neubau des Klosters Tabgha 2012 eingeweiht worden, für die Kosten von knapp 5 Millionen Euro waren vor allem der Deutsche Verein vom Heiligen Land und das Erzbistum Köln aufgekommen. Derzeit leben in dem Kloster sechs Mönche.

Die Kirche befindet sich an dem Ort, an dem Jesus Christus bei der Speisung der Fünftausend eines seiner größten Wunder vollbrachte, indem er fünf Brote und zwei Fische vermehrte. Der Deutsche Verein vom Heiligen Land hatte das Gelände 1889 erworben. Auf diesem befinden sich die byzantinische Brotvermehrungskirche mit Mosaiken mit Tier- und Pflanzendarstellungen sowie die Klosteranlage.

“Es hat hier und auch in unserer Kirche in Jerusalem, der Dormitio-Abtei der Benediktiner auf dem Zionsberg, schon wiederholt Vandalismus gegeben„, berichtet Hag. Er vermutet als Täter jüdische Fanatiker aus dem Umfeld der radikalen Siedlergruppe “Preisschild". Es gehe um eine kleine Gruppe, die die friedliche Koexistenz zwischen Juden und Christen zerstören wolle.

Nach Angaben der Tagesschau hat die zuständige Polizei in Tiberias die Festnahme mehrerer Verdächtiger bestätigt. Es soll sich um Schüler einer Jeshiwa, einer jüdischen Religionsschule handeln.

In den vergangenen Jahren wurden mehrfach Anschläge auf christliche Einrichtungen und Moscheen in Israel und im besetzten Westjordanland verübt. Dabei aufgetauchte Parolen deuten auf Taten jüdischer Extremisten hin. (epd/law)