Berlin

Posse im vermeintlichen Twitterauftritt von Ilse Aigner

Posse um einen vermeintlichen Twitterauftritt von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner: Von Parteifreunden wurde die Echtheit bestätigt, das Ministerium erklärte dann, dass die Ministerin nicht twittert.

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Berlin – Posse um einen vermeintlichen Twitterauftritt von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner: Von Parteifreunden wurde die Echtheit bestätigt, das Ministerium erklärte dann, dass die Ministerin nicht twittert.

Es sorgte zunächst für Verwirrung, als am Dienstagabend gleich acht Tweets von @ilseaigner auftauchten und darunter auch eine technisch verunglückte Antwort war, bei der der Adressat nicht ersichtlich war. Die Vermutung machte schnell die Runde, das sei ein „Fake“, also ein Account, bei dem sich jemand anderes eines Spaß daraus macht. Doch dann bestätigten die Echtheit auf Nachfrage sowohl Doro Bär, die Stellvertretende Generalsekretärin von Aigners Partei CSU, wie auch Julia Klöckner (CDU), vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Aigners Parlamentarische Staatssekretärin in Berlin. Bär ist Vorsitzende des CSU-Netzrats und erschien unserer Zeitung als verlässliche Quelle. Auch die Bundestagsfraktion von CDU und CSU hatte die Nachricht weitergegeben. Unsere Zeitung hatte deshalb unter Berufung auf die beiden Unionspolitikerinnen die Echtheit gemeldet.

Aigners Ministerium hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Angaben machen wollen, sondern auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Inzwischen hat sich das Ministerium gemeldet: „Frau Aigner twittert weder als Ministerin noch als Abgeordnete.“ Der Account sei bereits an Twitter als Fälschung gemeldet worden. Es seien auch bisher keine Pläne der Ministerin bekannt, das Twittern aufzunehmen.

Doro Bär entschuldigte sich nach der Wendung bei unserer Zeitung: „Tut mir leid. War ein Missverständnis.“ Allerdings setzte bereits Spott ein, dass sie als Netzpolitikerin die Echtheit eines falschen Account einer Ministerin ihrer Partei bestätigt hatte. Sie reagierte dann aber mit einer Reihe von Tweets, in denen sie sich selbst auf die Schippe nahme. So habe sie die „unbestätigte Meldung von Hans-Peter Uhl, dass @ilseaigner im Internet geboren wurde! ;-)“ Außerdem griff sie einen Verdacht auf: „Vermutlich wollte die echte @ilseaigner der @dorobaer mal zeigen, wie böse dieses Internet ist.“ Julia Klöckner bedauerte: „Sorry, habe die falsche “sichere„ Quelle entsprechend ins Gebet genommen.“

Aigners vermeintliche Twitter-Offensive wäre zusammengefallen mit Gesprächen mit Managern des Online-Netzwerks Facebook. In den USA traf sie nach Angaben eines Sprechers die für globale Politik zuständige stellvertretende Unternehmenschefin Marne Levine. Bei dem „sehr offenen und konstruktiven Gespräch“ habe die Ministerin daran erinnert, dass sozialen Netzwerken „wegen ihrer hohen Popularität gerade bei jungen Leuten eine besonders wichtige Rolle“ beim Schutz privater Daten im Internet zufielen. Im Juni 2010 hatte Aigner nach einem Treffen mit Facebook-Verantwortlichen erklärt, ihre Mitgliedschaft bei dem Netzwerk zu beenden. Sie könne und wolle nicht akzeptieren, dass ein führendes Unternehmen gegen Datenschutzrecht verstoße und die Privatsphäre seiner Mitglieder in weiten Teilen ignoriere. Lars Wienand

Unsere Zeitung hatte Reaktionen auf den vermeintlich echten Account bei Storify zusammengetragen, sie finden sich noch im ersten Text dokumentiert: