Elektrofahrzeuge: Staat setzt Automarkt unter Strom

Bundesregierung und Autohersteller wollen mit insgesamt 1,2 Milliarden Euro den schleppenden Absatz von Elektroautos ankurbeln. Das Bundeskabinett billigte nun ein Maßnahmenpaket aus Kaufprämien, Steueranreizen und bundesweit 15.000 neuen Ladestationen. Wir beantworten wichtige Fragen:

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Wie hoch sind die Kaufprämien?

Wer sich nach dem 18. Mai ein Elektroauto kauft, kann dafür in Kürze einen sogenannten Umweltbonus von 4000 Euro erhalten. Den Zuschuss teilen sich der Bund und der Hersteller des Autos je zur Hälfte. Für Hybridautos, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, gibt es eine Prämie von 3000 Euro.

Wie kann ich den Antrag stellen?

Käufer sollen in wenigen Wochen direkt auf der Internetseite des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) die Prämien beantragen können. Noch ist das nicht möglich, weil erst die Beihilfenkontrolleure der EU-Kommission grünes Licht geben müssen. Damit rechnet der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in Kürze. Auch der Haushaltsausschuss des Bundestages muss die Regierungsvorlage noch zur Kenntnis nehmen.

Welche Unterlagen sind nötig?

Voraussetzung für die Auszahlung der Prämie ist, dass der betreffende Hersteller bereit ist, die Hälfte des Zuschusses beizusteuern. Dies muss aus dem Kaufvertrag hervorgehen. Eine digitale Kopie des Vertrags muss dem Onlineantrag beim Bafa beigefügt werden. Alternativ muss auf der Rechnung des Autohändlers stehen, dass der Hersteller die Prämie in selber Höhe vom Nettokaufpreis bereits abgezogen hat. Neben der Rechnungskopie muss der Käufer dem Bafa innerhalb von vier Wochen nach Antragstellung auch Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief des Elektroautos vorlegen.

Welchen Effekt soll die Förderung haben?

Die Regierung hofft, dass sie den Kauf von „mindestens 300 000 Fahrzeugen“ anschiebt. Derzeit sind erst rund 25.000 reine Elektroautos zugelassen plus 19.000 Stecker-Hybride – das sind Autos, die sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen elektrischen Antrieb haben und dessen Akkus per Ladekabel aufgeladen werden können. Berlin hatte sich als Ziel vorgenommen, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Dieses Ziel wird die Regierung verfehlen, aber bei mehr als 300.000 sieht Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die „kritische Masse“ überschritten, die weitere Käufe nach sich ziehen werde.

Wer kann die Prämie beantragen?

Neben Privatpersonen auch Firmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine. Käufer müssen das Auto mindestens neun Monate lang behalten, das gilt auch für Leasing. Erst dann dürfen sie ein gefördertes Auto weiterverkaufen. Beim Antrag gilt das sogenannte Windhundverfahren: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Prämie wird so lange ausgezahlt, bis das Fördergeld von 1,2 Milliarden Euro aufgebraucht ist. Allerdings soll spätestens am 30. Juni 2019 Schluss sein mit der Förderung für die E-Autos.

Welche Hersteller machen bei der Prämie mit?

Volkswagen, Daimler und BMW sind dabei, aber auch viele ausländische Hersteller. So beteiligen sich Citroën, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Renault, Toyota und Volvo. Einzelne Anbieter wollen sogar auf die Prämien noch einen Zuschlag drauflegen, um potenzielle E-Auto-Kunden für sich zu gewinnen.

Lohnt sich ein E-Auto steuerlich?

E-Autos werden rückwirkend zum 1. Januar nicht mehr nur für fünf Jahre, sondern für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Wenn ein Arbeitgeber seinem Angestellten erlaubt, sein privates E-Auto auf dem Firmengelände aufzuladen, ist das für den Arbeitnehmer ebenfalls steuerfrei. Die Arbeitgeber sollen den gewährten geldwerten Vorteil zwischen 1. Januar 2017 und Ende 2020 pauschal mit 25 Prozent Lohnsteuer versteuern.

Gibt es Kritik an den Plänen?

Experten kritisieren, dass die Batterien noch zu schwer sind und ihre Reichweite mit oft nur 50 bis 200 Kilometern zu gering. Im Winter, monieren Kritiker, geht zu viel Strom für die Heizung drauf. Zudem sind E-Autos trotz der Prämie im Schnitt noch deutlich teurer als Autos mit Verbrennungsmotoren und besserem Komfort. Der wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsminister kritisierte, dass mit der Prämie vor allem reichere Haushalte gefördert werden, die sich ein E-Auto vermutlich als Zweitwagen anschaffen. Die Prämie müsse nicht vom Steuerzahler finanziert werden, sondern könne durch Anhebung der Kfz-Steuer für besonders emissionsstarke große Autos gegenfinanziert werden, sagen die Grünen.

Birgit Marschall