Karlsruhe

Sohn sucht verzweifelt nach der Wahrheit

Michael Buback (l) will den Mörder seines Vaters Siegfried(r) herausfinden.
Michael Buback (l) will den Mörder seines Vaters Siegfried(r) herausfinden. Foto: dpa

Verbrechen verletzen nicht nur das direkte Opfer: Meist leiden auch Familie und Freunde unter den Folgen – manchmal ein Leben lang. Michael Buback war 32 Jahre alt, als Terroristen 1977 seinen Vater ermordeten, den Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Doch für den Sohn ist der Fall nicht abgeschlossen. Er ist überzeugt, dass sein Vater ein zweites Mal zum Opfer wurde – zum Opfer einer Verschwörung.

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Karlsruhe – Verbrechen verletzen nicht nur das direkte Opfer: Meist leiden auch Familie und Freunde unter den Folgen – manchmal ein Leben lang. Michael Buback war 32 Jahre alt, als Terroristen 1977 seinen Vater ermordeten, den Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Doch für den Sohn ist der Fall nicht abgeschlossen. Er ist überzeugt, dass sein Vater ein zweites Mal zum Opfer wurde – zum Opfer einer Verschwörung.

Am 30. März 2007 bekam Buback einen Anruf des ehemalige RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock, der alle seine bisherigen Gewissheiten über den Tod seines Vaters erschütterte. Bis dahin galt als gesichert, dass Christian Klar, Knut Folkerts und Günter Sonnenberg das Attentat verübt hatten. Nun sagte Boock, dass weder Klar noch Folkerts auf dem Motorrad saßen. Vielmehr sei es Stefan Wisniewski gewesen. Buback, im Hauptberuf Professor für Chemie an der Universität Göttingen, startete eigene Nachforschungen – und kam auf eine andere Spur: Er ist mittlerweile überzeugt, dass Verena Becker die Schützin auf dem Motorrad war.

Buback hat einige Indizien zusammengetragen, die dafür sprechen könnten: So gab es am Tattag einen Zeugen, der auf dem Hintersitz des Motorrads eine zierliche Person gesehen hatte, „möglicherweise eine Frau“. Auch in der „Tagesschau“ vom Tag des Attentats ist von einer möglicherweise weiblichen Täterin die Rede.

Buback kann Dutzende Anhaltspunkte aufzählen. Immer wieder zieht er neue Papiere aus seiner Mappe – Belege, die seiner Meinung nach dafür sprechen, dass Hinweise, die auf Becker deuteten, systematisch unterschlagen wurden. Er glaubt, dass sie geschützt wurde, weil sie mit Geheimdiensten kooperiert hat.

Buback sagt, dass es ihm nicht darum geht, ob die 58-Jährige nochmals ins Gefängnis muss. „Vor allem will ich nicht, dass Verena Becker nun verurteilt wird, weil sie etwa Briefmarken auf Bekennerbriefe geklebt hat.“ Er will die Wahrheit erfahren.

Buback ist jetzt 65. Er sieht deutlich älter aus. Der Kampf um die Wahrheit muss ihn viel Kraft gekostet haben. Er habe zuletzt gesundheitliche Probleme gehabt, sagt er. Dennoch wird er als Nebenkläger auftreten und so oft wie möglich an der Gerichtsverhandlung teilnehmen. Man sieht ihm an: Er muss, selbst wenn es ihn kaputt macht. Vielleicht ist Michael Buback das letzte Opfer der RAF.