Pille danach: Apotheker und Ärzte streiten

Berlin/Rheinland-Pfalz – Einen Tag vor der Beratung im Bundestag streiten Ärzte und Apotheker über die geplante Freigabe der Pille danach. In einem Gastbeitrag für unsere Zeitung setzt sich der Chef der Frauenärzte in Rheinland-Pfalz, Dr. Werner Harlfinger, vehement gegen eine Rezeptfreiheit der Pille ein:

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„Durch eine Notdienstklappe oder die Lautsprecheranlage ist eine vertrauliche Beratung nicht möglich.“ Außerdem befürchtet Harlfinger, dass die Zahl der Abtreibungen durch die Freigabe steigen könnte. In Frankreich und Großbritannien, wo die Pille rezeptfrei ist, sei die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche dreimal so hoch wie in Deutschland. Unterstützung bekommt er von Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery.

Er setzt sich für eine Beibehaltung der Rezeptpflicht ein. Nur so bestehe die Möglichkeit einer ärztlichen Beratung der betroffenen Frauen. Ein Arzt könne die Patientinnen viel kompetenter beraten als ein Apotheker. Widerspruch kommt vom Präsident der Bundesapothekerkammer, dem Koblenzer Dr. Andreas Kiefer. „Apotheker sind gesetzlich verpflichtet, über Medikamente zu informieren und die Patienten zu beraten.

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Im Zweifelsfall werden sie einen Patienten an einen Arzt verweisen.“ Kiefer fordert Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und den Bundestag auf, die Pille freizugeben. Schließlich habe das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Freigabe befürwortet und keine Sicherheitsbedenken geäußert. Gröhe will dieser Empfehlung jedoch nicht folgen.

Morgen berät der Bundestag über einen Antrag von Linkspartei und Grünen, der eine Freigabe der Pille vorsieht.

Der RZ-Schlagabtausch

Um die Pille danach ist ein heftiger Streit entbrannt: Obwohl das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte für eine Rezeptfreiheit der Pille plädiert, will Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) dem nicht folgen. Der Landesfrauenärztechef Dr. Werner Harlfinger begrüßt dies, der Chef der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer, sieht dies anders.