Paris

Paris: Jetzt erst recht! Die jungen Leute holen sich ihr Ausgehviertel zurück

„Das ist unser Viertel!“ Anna Bessis zeigt mit dem Drink in der Hand die Straße entlang. Zwei Ecken weiter hat der Terror etwa im „Café Bonne Bière“ oder gegenüber im „Casa Nostra“ blutige Wunden im Osten von Paris hinterlassen. Eine Woche später tasten sich die 23-jährige Bessis, ihre Freunde vor dem „Nun's Café“ und viele andere junge Pariser in ihr Ausgehviertel zurück.

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„Die haben uns angegriffen“, sagt Bessis. Viele der bisher 130 Todesopfer waren in ihrem Alter. „Wir sind alle davon betroffen.“ Dann wird die Stimme der jungen Frau ganz fest: „Wir müssen weitermachen. Das ist unser Leben. Wir leben hier, wir feiern hier.“ Wochenende im Osten von Paris: Ganze Straßenzüge der Stadtteile, die als zehntes und elftes Arrondissement bezeichnet werden, verwandeln sich in den Nächten zu Partyzonen. Der Musikklub Bataclan liegt hier – genauso wie alle anderen Restaurants und Bars, die von den Anschlägen vor einer Woche betroffen waren. Wer hier wohnt, wer hier ausgeht, kam um die Läden kaum herum.

Eine ganze Generation fühlt sich angegriffen. „Wir sind alle 25/35.“ Die Zahlenformel steht für Tristan Pena für Leute in seinem Alter. Der 29-Jährige ist mit 17 Freunden ins „Les Fabricants“ gekommen. „Eine Freundin von uns ist von den Attacken betroffen, sie hat uns zusammentelefoniert.“ Natürlich seien alle gekommen. Zum Reden, zum Essen, zum Rauchen und zum Trinken. Wie immer. Auch die vier jungen Männer vor der Bar „U.F.O“ haben keine Zweifel, dass sie genau jetzt genau hierhin gehören. „Wir stehen hier mit erhobenen Häuptern“, sagt Frédérique Pré (35), „für die IS-Terroristen ist hier kein Platz.“ Sein Kumpel Romain Wiel nickt neben ihm. „Das Leben geht weiter“, sagt der 28-Jährige, und dann kommt ein Satz, der in diesen Tagen häufig auch mit Trotz und Stolz vermischt zu hören ist: „Wir haben keine Angst!“ Gerd Roth