Das Güterschiff, das am 8. Dezember ins Untertor der Schleuse Müden krachte und damit für einen wochenlangen Stillstand auf der Mosel sorgte, war im Autopilot-Modus unterwegs – mit 12,2 Kilometern pro Stunde und ungebremst. Das habe die Auswertung von Daten ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz unserer Zeitung auf Nachfrage mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Die Staatsanwaltschaft führt bereits seit Dezember ein Ermittlungsverfahren gegen einen 27-jährigen Deutschen wegen des Verdachts der Gefährdung des Schiffsverkehrs. Im Zuge dessen wurden Gutachten eingeholt, die inzwischen ausgewertet wurden. Schäden am Motor oder der Steuerung des Schiffs habe es demnach nicht gegeben.

Oberstaatsanwältin Kirsten Mietasch verwies allerdings auf Daten aus dem „Electronic Chart Display and Information System“ (ECDIS), einem elektronischen Navigationsinformationssystem, das in der Schifffahrt zum Einsatz kommt. Die Nutzung eines Tracking Systems im Schiffsverkehr ist zulässig und ermöglicht, wie Mietasch weiter ausführt, ein teilautonomes Fahren mit Autopilot auf der Mosel – allerdings unter der Voraussetzung, dass ein jederzeitiges Eingreifen des Schiffsführers in den Steuerungsprozess des Schiffs möglich ist.
Das ist in Müden offenbar ausgeblieben: „ Warum der Beschuldigte als verantwortlicher Schiffsführer nicht eingegriffen hat, ist Gegenstand der weiteren noch andauernden Ermittlungen. Es haben sich jedenfalls keine Anhaltspunkte für eine Alkoholisierung oder Beeinflussung durch Drogen ergeben“, erklärte die Oberstaatsanwältin.
Das Schiff jedenfalls rauschte ungebremst in die Schleusenkammer, bis es beim Anstoß an das Tor abrupt gestoppt wurde. Das haben Videoaufnahmen belegt, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Weitere Fragen, etwa nach der Höhe des Schadens, der durch den Unfall und die Folgen entstanden ist, ließ die Behörde unbeantwortet. Auch, wann mit einem Abschluss des Ermittlungsverfahrens zu rechnen ist, blieb offen.
Zu dem folgenreichen Schiffsunfall war es am 8. Dezember gekommen – ein Sonntagmittag. Kurz nach 13 Uhr schepperte es. „Das mit rund 1500 Tonnen Schrott beladene Schiff war auf der Fahrt zum Hafen Mertert in Luxemburg“, hieß es in der ersten Pressemitteilung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn. Die Schäden waren immens: Beide Torflügel waren vollständig aus ihren Verankerungen gerissen und stark deformiert. Auch die hydraulischen Antriebszylinder wurden beschädigt, ebenso deren Befestigungen.

Auf der Mosel kann endlich wieder geschleust werden
Nach dem Unfall am Müdener Schleusentor herrschte wochenlang Stillstand auf der Mosel. Jetzt können die Schiffsführer wieder aufatmen: Die neuen Torflügel sind montiert, die ersten Schiffe konnten bereits probeweise die Schleuse passieren.
Die Schleuse stand still – mehr als 70 Schiffe waren oberhalb der Schleuse gefangen. Beim WSA liefen deshalb nicht nur umgehend Bemühungen zur Reparatur des Schleusentors an, es wurden auch schleunigst Ideen umgesetzt, die Schiffe per Notschleusung zu befreien. Kurz nach Weihnachten war dies geschafft. Und die Reparatur gelang schneller als zunächst befürchtet. Anfang Februar konnte die Schleuse wieder in den Regelbetrieb übergehen.