Westerwald/Helsinki
Tragödie in den finnischen Wäldern: Westerwälder Pilot mit alter US-Maschine abgestürzt
Absturz eines Sportflugzeugs in Finnland
Das Kleinflugzeug eines Piloten aus dem Westerwald ist am 16. Oktober über Südfinnland abgestürzt und am Boden zerschellt. Der 61-Jährige und ein weiterer Deutscher an Bord haben das tragische Unglück nicht überlebt.
Juha Tamminen/dpa

Mehrere Jahrzehnte lang hat ein 61-jähriger Berufspilot für Lufthansa und Condor große Maschinen in die ganze Welt geflogen. Vor einer Woche ist der Westerwälder mit einem Kleinflugzeug über Finnland abgestürzt. Wie konnte es zu dem schweren Unglück kommen?

Aktualisiert am 28. Oktober 2024 16:43 Uhr

Einer von zwei bei einem tragischen Flugzeugabsturz in Finnland verunglückten Piloten stammt aus Rheinland-Pfalz. Das hat das Mainzer Innenministerium auf Anfrage bestätigt. Demnach kommt das 61-jährige Opfer aus dem Westerwaldkreis. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich um einen höchst erfahrenen Berufspiloten, der mehrere Jahrzehnte als Kapitän für Lufthansa und Condor gearbeitet hat.

US-Maschine in Finnland getestet

Erst vor wenigen Wochen hat er eine Maschine vom Typ Boeing 747 sicher in die USA geflogen, wie spektakuläre Fotos von gewaltigen Eisflächen und Städten aus der Vogelperspektive zeigen, die er in sozialen Medien gepostet hat. Anschließend reiste er nach Finnland, um eine alte US-Maschine aus dem Zweiten Weltkrieg zu testen, die später nach Deutschland überführt werden sollte.

Von einem der Testflüge kehrte die texanische SNJ-3 nicht mehr zurück. Die Unglücksursache ist bislang noch unbekannt. Die Ermittlungen dazu dürften Wochen dauern. Von einem Verbrechen geht die Polizei nicht aus. Auch das zweite Opfer ist ein Deutscher. Das Flugzeug war am vergangenen Mittwoch in der Nähe des Flugplatzes Räyskälä abgestürzt, wie der Flughafenbetreiber der finnischen Nachrichtenagentur STT sagte. Der Airport, der sich rund 80 Kilometer nordwestlich von Helsinki befindet, ist vor allem bei Hobbyfliegern und Fallschirmspringern sehr beliebt.

Das auf die Luftfahrt spezialisierte finnische Online-Nachrichtenportal Lentoposti.fi berichtet, der Flieger sei erst kürzlich an ein deutsches Unternehmen verkauft worden. Demnach soll es sich um ein im Jahr 1942 gebautes Modell handeln, das im Herbst 2020 in einem Seecontainer in Finnland angekommen und kurz darauf ins Luftfahrzeugregister aufgenommen worden ist.

Pilot postete Fotos und ein Video von der Unglücksmaschine in sozialen Medien

Noch kurz vor seinem Tod hat der 61-jährige Westerwälder Fotos und ein Video eines Fluges mit der Maschine in den sozialen Medien gepostet. Jemand hat den Start der Propellermaschine gefilmt, wie sie in den Sonnenuntergang abhebt. Zu sehen sind Impressionen von Wäldern und Seen aus der Luft, die über die Tragflächen hinweg fotografiert worden sind. „Herbst über Finnland“, schreibt der Pilot dazu. „Sehr schöner Flieger, bald in Deutschland zu sehen!“ Dazu wird es nicht mehr kommen. Es sind wohl die letzten Fotos des 61-Jährigen. Wenige Stunden später ist er tot. Die knapp zwei Tonnen schwere Maschine, auf deren blau lackiertem Rumpf der US-Stern und eine große „20“ prangen, liegt zerschellt am Boden.

Wie konnte es zu der Tragödie kommen? Derzeit ist das finnische Unfalluntersuchungszentrum Otkes dabei, das Unglück zu rekonstruieren. Laut Lentoposti.fi ist das Kleinflugzeug mit großer Wucht auf dem Boden aufgeschlagen und dann in Flammen geraten. Beim Aufprall soll der Motor demnach ausgeschaltet oder ausgefallen gewesen sein. Mit dem Feuer sei der größte Teil des Treibstoffs verbrannt. Dabei soll auch ein Großteil der elektronischen Geräte an Bord zerstört worden sein. Die Überreste werden jetzt im Labor untersucht, um weitere Erkenntnisse über die Unglücksursache herauszufinden.

Gab es Motorprobleme?

Dem finnischen Nachrichtenportal gegenüber erklärte ein Experte, dass sich der erfahrene Pilot möglicherweise wegen Motorproblemen dazu entschieden haben könnte, zum Flugplatz zurückzukehren. Dazu wird der Motor, der laut Lentoposti.fi erst im März repariert worden sein soll, jetzt zerlegt. Grundsätzlich seien die Flugeigenschaften der Maschine auch bei einem möglichen Triebwerksausfall bei niedriger Geschwindigkeit nicht schlecht. Allerdings ist es bei dem Flugzeugtyp, von dem seit 1935 fast 15.500 Stück gebaut worden sind, nach Angaben des Aviation Safety Network über knapp 90 Jahre zu mindestens 3456 Unfällen mit fast 1600 Toten gekommen.

In der Heimat ist der Schock über die Tragödie in Finnland groß. Bekannte und Freunde im Westerwald können es nicht fassen, dass ausgerechnet ein derart erfahrener Berufspilot, der sich über Jahre auch ehrenamtlich für einen Luftsportklub in der Region engagiert hat, so tragisch verunglückt ist. Reden wollen sie darüber angesichts der persönlichen Betroffenheit aber nicht. Jetzt hoffen sie, dass zumindest die Umstände des Unfalls geklärt werden können.

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