Wer vom Kreisel an der Zeltinger Brücke in Richtung Platten oder Wittlich fährt, etwa 200 Meter nach der ersten Linkskurve nach rechts schaut und das Haus Klosterberg erblickt, glaubt nicht, dass sich dahinter eines der größten Weingüter des Anbaugebietes Mosel verbirgt. Mehr als 130 Hektar Wingerte (90 Prozent Riesling) in vielen Orten und Lagen bewirtschaftet Top-Winzer Markus Molitor von hier aus.
Mitte der 1980er-Jahre übernahm er das damals überschaubare Weingut von seinem Vater. Anfang 20 war er da. Doch er wusste, was er wollte. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg in die Eliteliga der Winzer. „Wir exportieren mittlerweile in 68 Länder, sind bei 300 Händlern gelistet und haben etwa 100 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erzählt er. Reine Saisonkräfte, die nur zum Rebschnitt, Binden oder zur Lese kämen, gebe es in seinem Betrieb nicht mehr.
Derzeit sieben Lagerorte
Managen kann Molitor den Betrieb aus dem repräsentativen Gutsgebäude heraus. Die Trauben werden im Herbst auch dort hingebracht und verarbeitet. Aber wo finden zum Beispiel die abgefüllten Flaschen, es dürften bis zu 500.000 im Jahr sein, Platz? „Wir haben sieben Lagerorte“, berichtet Molitor. Zuletzt kam noch die ehemalige ZGM-Kellerei auf dem Ürziger Berg als gepachtete Lagerstätte dazu.
Mosel-Spitzenwinzer Markus Molitor will einen neuen Gebäudekomplex oberhalb von Kloster Machern bauen. Das Vorhaben gilt als Vorzeigeprojekt, die Pläne werden immer konkreter. Die Dimensionen sind gewaltig.Großprojekt hoch überm Moseltal geplant: Was Star-Winzer Markus Molitor am Kloster Machern vorhat
Jahrelang reifte in dem Winzer der Gedanke, einen Gebäudetrakt zu errichten, mit dem sich alle Platzprobleme erledigten und der sowohl funktional als auch repräsentativ sei und auch architektonisch etwas hermache. Fündig wurde er nicht weit entfernt – gleich oberhalb seines Betriebes. Dort liegt das Gelände, auf das vor 30 Jahren niederländische Investoren ein Feriendorf stellen wollten. Ein Musterhaus hat seinen Weg dorthin gefunden, und es wurde eine Abbiegespur angelegt. Das sind die einzigen sichtbaren Veränderungen aus dieser Zeit. Von einem Feriendorf ist aber längst keine Rede mehr.
Kommunale Gremien sind an Bord
Stattdessen wurde Markus Molitor tätig. „In der Corona-Zeit habe ich das Gelände gekauft“, erzählt er. Ein Teil der für das Projekt ausersehenen Fläche von circa 24 Hektar liegt auf Zeltingen-Rachtiger Gemarkung, der andere gehört zum Bernkastel-Kueser Stadtteil Wehlen.
Die kommunalen Gremien beider Orte haben sich bereits mehrfach mit dem Projekt beschäftigt. Vor wenigen Tagen hat der Stadtrat Bernkastel-Kues den vorgestellten Planentwurf einstimmig gebilligt und die erforderliche Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen.
Ein Landschaftsgutachten wurde bereits durchgeführt. Alles sei positiv, hieß es in der Sitzung. Weil sich die Baufläche etwas geändert habe, müsse das hinzugekommene Areal noch untersucht werden, sagte Bauleitplaner Daniel Steffes von Kernplan, Gesellschaft für Städtebau und Kommunikation in Illingen (Saarland).
Gebäude und Freifläche sollen in Landschaft integriert werden
Wie berichtet, sind auf circa 12.000 Quadratmetern Räume für Produktion und Lagerung geplant. Eine Vinothek und eine Freifläche (Forum) für bis zu 1000 Personen kommen hinzu. Energetisch soll natürlich alles auf dem neuesten Stand sein. Gebäude und Freifläche sollen sanft in die Landschaft integriert werden. Vom Moseltal aus soll nur die eingeschossige Vinothek zu sehen sein.
Bleibt die unvermeidliche Frage nach den Kosten. Markus Molitor nennt keine genaue Zahl. Es handele sich aber um einen zweistelligen Millionenbetrag, verrät er. Da muss an den 60-Jährigen natürlich eine weitere Frage gestellt werden: die nach der Zukunft des Betriebes. Die muss bei solch einer Investition doch geregelt sein.
Molitor sagt zwar, dass es für Betriebe dieser Größe immer Abnehmer gebe. Doch der Winzer setzt auf die Familie. Drei Söhne hat er. Markus Molitor junior ist mit 25 Jahren der Älteste. Er hat eine Winzerlehre hinter sich und studiert derzeit Betriebswirtschaftslehre. Für mindestens einen weiteren Sohn sei auch noch Platz, sagt der Vater.
Kampf mit Kostensteigerungen
Einfach ist die Umsetzung der Pläne nicht. Die Kosten seien, unter anderem durch Corona und die Lage in der Welt, wie überall gestiegen. Molitor geht derzeit von einer Kostenerhöhung von 30 Prozent aus. „Aber es gibt kein Zurück mehr“, versichert er.
Er ist auch ganz froh, dass er erst jetzt baut. „Hätten wir das vor zehn Jahren gemacht, wäre der Betrieb schon wieder zu klein“, sagt er. Eine weitere Vergrößerung sei jetzt aber nicht mehr geplant. Wenn alles gut läuft, will Molitor die Ernte 2026 bereits am neuen Standort verarbeiten und lagern.