Koblenz/Maria Laach
Prozess: Krimineller HIV-Kranker vergewaltigt Autofahrerin

Ralf N. (43) vergewaltigte eine Autofahrerin unweit dem Laacher See. Im Gerichtssaal versteckte er sein Gesicht hinter einem Aktendeckel.

Thomas Frey

Koblenz/Maria Laach. Er leidet an HIV - aber es war ihm offenbar egal, ob er das hochgefährliche Aids-Virus auf sein Opfer überträgt: Der vorbestrafte Sextäter Ralf N. (43) flüchtete während eines Ausgangs aus der Maßregelvollzugsanstalt in Moringen (Niedersachsen) und vergewaltigte nahe des Laacher Sees eine Frau (46).

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Von unserem Redakteur Hartmut Wagner

Er hielt ihr abends auf einem Parkplatz unvermittelt ein Obstmesser an den Hals, zerrte sie in einen gestohlenen VW-Bus und fesselte sie an den Händen mit Mullbinden. Dann fuhr er mit ihr zu einem weiteren Parkplatz, zwang sie zum Sex und ließ sie im Wald zurück.

Der Sextäter verübte die furchtbare Tat bereits am 2. Juli 2012. Jetzt steht er wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht Koblenz. Laut der Staatsanwaltschaft wusste er, dass er HIV-infiziert ist – benutzte aber kein Kondom. Die Frau hatte Glück und wurde nicht infiziert. Aber sie ist laut ihrer Anwältin Sandra Jung derart traumatisiert, dass sie seit der Tat nicht mehr arbeiten kann.

Im Prozess zeigt Ralf N. – schmächtige Figur, eingefallenes Gesicht, fettige Haare – keinerlei Emotionen. Als ihn ein Wachtmeister in den Gerichtssaal führt, versteckt er sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Er behält den ganzen Tag seine Daunenjacke an, wirkt teilnahmslos, als wäre er nur Zuschauer. Zu seiner Tat sagt er kein Wort. Sein Anwalt verliest für ihn ein kurzes Geständnis, das mit dem Satz endet: „Ich bitte alle Betroffenen, insofern dies möglich ist, um Entschuldigung.“ Nachfragen beantwortet der Angeklagte nicht.

Ralf N. ist bereits wegen Vergewaltigung vorbestraft. Laut dem Gutachten eines Psychiaters ist er sehr gefährlich – ein Fall für die Sicherungsverwahrung. Das Landgericht Hannover verurteilte ihn zuletzt wegen Diebstahls in 32 Fällen zu einer mehrjährigen Haftstrafe. Es ordnete die Unterbringung des heroin- und kokainsüchtigen Mannes in der Maßregelvollzugsanstalt Moringen an.

Am 28. Mai 2012 nutzte er dort einen Ausgang zur Flucht. Er hauste in einem gestohlenen VW-Bus, fuhr durch das nördliche Rheinland-Pfalz und plünderte in zwölf Orten die Opferstöcke von Kirchen und Klöstern – unter anderem in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Hönningen (Kreis Neuwied), Ettringen (Kreis Mayen-Koblenz) und Zettingen (Kreis Cochem-Zell). Er erbeutete gut 800 Euro. Später, als ihm ein Polizist vorwarf, dass das Geld für arme Menschen bestimmt war, erwiderte er: „Wenn ich nicht arm bin, wer denn sonst?!“

Am 2. Juli 2012 fuhr Ralf N. mit seinem VW-Bus vor dem Auto seines späteren Opfers her. Laut der Aussage mehrerer Polizisten gab er ihr Zeichen, sie solle rechts ranfahren. Was dann genau geschah, kam im Prozess noch nicht zur Sprache. Laut Anklage überwältigte N. die Frau auf dem Parkplatz „Hochkreuz“, fuhr mit ihr zum Parkplatz des inzwischen geschlossenen Naturkundemuseums Maria Laach und vergewaltigte sie. Gut eine Woche später wurde er gefasst.

Die Frau musste im Prozess aussagen. Doch ein Aufeinandertreffen mit dem Täter im Gerichtssaal blieb ihr erspart. Sie saß mit ihrer Anwältin in einem anderen Raum, ihre Aussage wurde per Kamera in den Saal übertragen. Die Öffentlichkeit war währenddessen ausgeschlossen. Der Prozess geht heute weiter.

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