Rheinland-Pfalz
Organspende: Viele Patienten im Land müssen lange warten

Rheinland-Pfalz/Berlin – Trotz aller Informationskampagnen verharrt die Zahl der Organspenden in Rheinland-Pfalz und deutschlandweit auf niedrigem Niveau. Bis Ende April gab es laut Deutscher Stiftung Organtransplantation landesweit (DSO) 13 Organspender, im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es noch 18.

Von unserem Redakteur Christian Kunst

Bundesweit sank die Zahl von 301 auf 287 im Zeitraum von Januar bis Mai. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort, der nach den Skandalen um manipulierte Wartelisten bei Lebertransplantationen an mehreren deutschen Unikliniken im Jahr 2012 begann. Zwischen dem Rekordjahr 2010 und 2013 schrumpfte die Zahl der Organspender im Land von 86 auf 47, bundesweit von 1296 auf 876. Dem stehen 516 Rheinland-Pfälzer gegenüber, die auf ein Organ warten, bundesweit sind es 10.702. Selbst die Zahl der Transplantationen in Rheinland-Pfalz ist nach einem leichten Anstieg im vergangenen Jahr von 85 (2012) auf 91 in den ersten Monaten 2014 rückläufig. Bis Mai gab es 32 Operationen, im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch 42.

Undine Samuel, geschäftsführende Ärztin in der DSO-Region Mitte (Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland), will die Zahlen aus diesem Jahr nicht überbewerten. Entscheidend sei die Situation am Jahresende. Allerdings räumt sie ein: „Momentan stabilisieren sich die Zahlen auf niedrigem Niveau.“ Aus ihrer Sicht wirkt der Skandal von 2012 bis heute nach, zumal Prozesse und auch die Überprüfung von Transplantationszentren andauern.

Samuel diagnostiziert nicht nur weiterhin große Informationsdefizite in der Bevölkerung, sondern auch unter Ärzten und Pflegekräften. So habe eine Umfrage in 64 bayerischen Kliniken gezeigt, dass die Akzeptanz der Organspende zwar trotz der Skandale hoch sei. Unter Ärzten lag sie bei 90 Prozent, unter Pflegekräften bei 78 Prozent. Allerdings ist sie deutlich geringer bei Kliniken mit Transplantationszentren: unter Ärzten bei 86 Prozent, unter Pflegekräften bei 68 Prozent. Eine große Mehrheit von 90 Prozent wünschte sich Fortbildungen, besonders zu Fragen der Angehörigenbetreuung oder des Hirntods. Samuel hofft, dass die künftig freigestellten Transplantationsbeauftragten an den Kliniken bald mehr Zeit haben, um ihre Kollegen besser zu informieren.

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