Von unserer Redakteurin Ursula Samary
Aber er darf den werbewirksamen Titel nicht auf Fanartikel wie T-Shirts drucken und versilbern. Aber gerade das sogenannte Merchandising macht bei Finanzierung und Gewinn von Festivals „einen erheblichen und wichtigen Beitrag aus“, wie Lieberbergs Anwalt Matthias Atrott sagt. Nach seinen vagen Angaben liegt der im sechsstelligen Bereich. Aber genau dafür hat der neue Ring-Eigner Capricorn die Rechte, der mit der Deutschen Entertainment AG (DEAG) das Festival Grüne Hölle – Rockfestival am Nürburgring steigen lassen will, zeitgleich zu Lieberbergs Rock am Ring.
Neuer Prozess droht
Lieberbergs Anwälte Atrott und Søren Pietzcker wollen Capricorn die Rechte jetzt abkaufen. Beißt aber Lieberberg erwartungsgemäß dabei auf Granit, will man notfalls klagen. Es müsse geprüft werden, ob die Nürburgring GmbH sich 1997 die Rechte beim Deutschen Patent- und Markenamt sichern durfte, ob Capricorn daraus nach dem Kauf Rechte ableiten kann und ob die Rechte überhaupt notwendig sind, um das Festival zu vermarkten, erklärt Pietzcker. Damit droht ein neuer Prozess. Denn Atrott hat bereits vor dem OLG erklärt, dass er mit einem konfrontativen Kurs der DEAG rechnet. Auch der Sprecher der Ring-Sanierer geht nicht davon aus, dass Capricorn seine Rechte verkauft.
Das OLG Koblenz hat Lieberberg in der Berufung das Recht am Kultnamen im Eilverfahren wieder zugesprochen und das erstinstanzliche Verbot des Landgerichts aufgehoben, den Namen allein zu verwenden. Der Organisator empfindet es als „ein Stück Gerechtigkeit, das von mir erfundene Festival unter meinem Namen an einem neuen Schauplatz weiterzuführen“. Dem Unterfangen von Konkurrenten, sich die Tradition des Festivals anzumaßen, sei „ein Riegel vorgeschoben“. Für die Ringsanierer ist das Urteil „eine Niederlage, aber keine Niederlage, die uns und der DEAG Sorge bereitet“. Mit Lieberberg hatte sich Capricorn nicht auf neue Konditionen einigen können, während die DEAG sofort Transparenz und auch partnerschaftliches Halbe-Halbe angeboten habe.
Ring-Sanierer gelassen
Die Ring-Sanierer sehen neuem Streit gelassen entgegen. Zunächst prüfen sie Chancen und Risiken, ob sie den Titelstreit trotz des vom OLG stark erhöhten Streitwerts eventuell im Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht Koblenz klären wollen. Im Eilverfahren genügt den Richtern „die überwiegende Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit der Tatsache“. Vor dem OLG haben zwei neue eidesstattliche Erklärungen den Ausschlag gegeben, wonach der Name Rock am Ring seit dem ersten Festival von 1985 eindeutig Lieberberg zusteht – damals noch Teilhaber von Mama Concerts. Die Aussagen des damaligen Co-Konzertveranstalters Matthias Hoffmann und von Ex-Ring-Geschäftsführer Friedhelm Demandt haben das OLG überzeugt. In erster Instanz hatten die Sanierer mit dem Argument gewonnen, dass der Werktitel Lieberberg und der Nürburgring GmbH gemeinsam gehört.
Lieberberg kündigt sein Rock am Ring für 5. bis 7. Juni 2015 an. Eine Bühnengarantie in Mönchengladbach fehlt ihm noch. Deshalb hofft auch Mendig auf eine Festivalchance. Die Programmplanung sei „bereits erheblich fortgeschritten“, erklärt er. Am Ring wird damit gerechnet, dass die DEAG im September ihre Bands nennt. Das heiße Rennen um die Fans für die Konkurrenz-Festivals läuft. Am Ring ist man überzeugt, es mit besserem Angebot und einzigartiger Atmosphäre zu gewinnen.