Gutachten im Prozess
Machetenmann von Linz „voll schuldfähig“
Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Koblenzer Landgericht.
Johannes Mario Löhr

Als „voll schuldfähig“ hat eine Psychiaterin den Angeklagten im Prozess um den Angriff auf die Polizeistation in Linz eingestuft. Am jüngsten Prozesstag wurde auch bekannt, dass der Albaner sich in der Vergangenheit selbst mit Messern verletzt hatte.

Eine psychiatrische Sachverständige hat den 30-jährigen Albaner, der im September des vergangenen Jahres mit einer Machete in die Polizeistation Linz gestürmt war, im Koblenzer Landgericht als „voll schuldfähig“ eingestuft. Der Angeklagte habe in seinem Leben offenbar wenig bis gar nichts erreicht, erklärte die Gutachterin sinngemäß. Weshalb er für IS-Hassprediger ein gefundenes Fressen gewesen sei. Denn durch das simple Übernehmen der Ideologie der Terrororganisation habe der Albaner sich plötzlich – und ohne weitere Eigenleistung – erstmals stark und anderen gegenüber – etwa „Ungläubigen“ – moralisch überlegen fühlen können.

Der Angeklagte, so die Expertin weiter, leide an einem Suchtmittelproblem, und weise offensichtliche Zeichen einer psychischen Instabilität auf. Als Beispiel nannte die Psychiaterin einen Vorfall aus dem Jahr 2016 in einer Asylunterkunft, wo der Angeklagte randaliert haben soll. Die Rede war diesbezüglich sogar von blutbeschmierten Decken und Wänden – der Albaner soll sich zuvor selbst geschnitten haben. Hintergrund von derartigem selbstverletzenden Verhalten sei laut der Gutachterin häufig der Abbau von inneren Spannungen. Die Diagnose der Psychiaterin: Der Angeklagte leide an einer „emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ“ und sei auch aus diesem Grund besonders anfällig für eine Radikalisierung gewesen. Trotzdem sei der Mann „voll schuldfähig“, unterstrich die Gutachterin.

Wünschte Albaner sich den Tod?

Auch ein in der JVA Koblenz tätiger Psychologe sagte im Landgericht als Zeuge aus. Nach seinen Aussagen soll der Angeklagte neben einer problematischen On-off-Beziehung zu seiner Frau auch Drogenprobleme sowie psychische Krankheiten erwähnt haben: Depressionen, Schlaflosigkeit sowie selbstverletzendes Verhalten. Der Albaner soll übersät sein mit Narben, da er sich in der Vergangenheit immer wieder selbst geschnitten haben soll. Deshalb sei der 30-Jährige auch schon einmal in einer Psychiatrie gewesen.

Wie der Psychologe weiter erklärte, soll der Angeklagte sich im Internet islamistische Propagandavideos angeschaut haben. Interessant: Laut Schilderungen des Psychologen habe man während des Gespräches heraushören können, dass ein mögliches Motiv des Angeklagten für die Attacke in Linz die Erlösung von eigenem Leid gewesen sein könnte. Da der Glaube dem Albaner den Selbstmord verbiete, habe der Mann sich womöglich in Linz erhofft, dass er dort in der Polizeistation getötet wird, hieß es weiter.

Ein anderer JVA-Bediensteter beschrieb das Verhalten des Angeklagten in der JVA Koblenz als „auffällig unauffällig“, was nicht zu den Tatvorwürfen passe. Dem 30-jährigen Albaner wird vorgeworfen, am 6. September 2024 nachts gegen 2.40 Uhr mit einer massiven Machete bewaffnet die Dienststelle der Polizeiinspektion Linz betreten zu haben, um dort Polizisten zu töten. Mehrfach soll er dabei „Allahu Akbar“ gerufen haben. Die Anklage lautet in Koblenz auf versuchten Mord, das Urteil im Prozess soll kommende Woche fallen.

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