Eine Frage haben die rheinland-pfälzischen Grünen schon beantwortet. Wer die Partei 2026 in den Landtagswahlkampf führt, steht seit einem Monat fest. Klimaschutzministerin Katrin Eder aus Mainz muss zwar noch auf dem Parteitag am 10. Mai in Idar-Oberstein als Spitzenkandidatin offiziell gewählt werden, aber das scheint eher eine Formsache zu sein.
Zu geräuschlos hatten sich die drei Spitzen-Grünen in dieser Frage vorab geeinigt. Und der Vorstand machte der Partei gleich zwei weitere Vorschläge, wer hinter Eder in den nächsten Landtag einziehen soll: zwei weitere Frauen aus Mainz und Umgebung.

Das wird nicht jeder in der Partei gut finden. Im Vorfeld des Parteitags ist leise Kritik an der Landeshauptstadt-Fokussierung zu hören. Auf Platz zwei der Landesliste will die in Rheinhessen lebende Fraktionschefin Pia Schellhammer es ins Parlament schaffen. Platz drei hat sich die dritte Spitzenfrau der Grünen vorab gesichert: Integrationsministerin Katharina Binz aus Mainz. Vielleicht goutiert der Parteitag aber auch, dass die drei es hinbekommen haben, ganz ohne Streit eine Lösung in der Spitzenkandidatenfrage zu finden. Das lief bei den Grünen auch schon mal anders. Gegenkandidaturen haben sich bislang jedenfalls keine angekündigt.

Grüne: Mit drei Frauen an der Spitze in den Wahlkampf
Die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Umweltministerin Katrin Eder soll die Grünen in den Landtagswahlkampf führen. Auch für die Plätze zwei und drei gibt es Vorentscheidungen. Mit welchen Themen die 48-jährige Mainzer Ministerin punkten will.
Ganz anders sieht es hinter diesem Trio aus. Diese Plätze auf der Landesliste sind bei den Grünen hart umkämpft. Je weiter hinten, desto unsicherer ist der Einzug ins Parlament. Ein Direktmandat wird bei den Grünen wohl höchstens eine Kandidatin gewinnen. Bei der letzten Landtagswahl 2021 schaffte es Integrationsministerin Binz im großstädtischen Milieu der Mainzer Neustadt. Und die Zweitstimmenergebnisse, woraus sich die Zahl der Plätze im Landtag ergibt, schwankte in den vergangenen Jahren durchaus heftig. Mal waren es 9,3 Prozent (2021), davor 5,3 (2016), und 2006 scheiterten die Grünen sogar an der 5-Prozent-Hürde.
Die Fukushima-Ausnahme
Eine Ausnahme war die Wahl 2011, als die Partei mit 15,4 Prozent in das Parlament einzog. Die Grünen wissen aber selbst, dass dies nicht der Maßstab ist. Damals hatte es wenige Wochen vor der Wahl in Japan eine schwere Naturkatastrophe gegeben, infolgedessen es zu einer Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima kam. Eine Prognose fürs Wahlergebnis 2026 trauen sich die Grünen vor dem Parteitag deshalb kaum zu. Umso spannender ist die Frage, wer sich auf der Liste gegen wen durchsetzt – und damit die besseren Chancen auf ein Landtagsmandat hat.
Auf Platz vier und fünf heißt es zweimal Fraktion gegen Landesvorstand. Die beiden Landeschefs Paul Bunjes aus Kaiserslautern und Natalie Cramme-Hill aus Trier wollen erstmals in den Landtag einziehen. Eigentlich gilt bei den Grünen eine Trennung zwischen Amt und Mandat. Sollten sie erfolgreich sein, müssten sie 2026 also den Parteivorsitz abgeben. Aber die Konkurrenz ist groß. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Carl-Bernhard von Heusinger, tritt auf Platz vier an. Und die Landtagsabgeordnete Lea Heidbreder will Platz fünf gegen Cramme-Hill gewinnen.

Wer sich durchsetzt, vermag im Vorfeld kaum ein Grüner zu beantworten. Eine gewichtige Stimme in der Partei jedoch sieht von Heusinger und Heidbreder vorn. Für von Heusinger spricht die Erfahrung, für Heidbreder das fachliche Profil. Die Vorsitzenden Bunjes und Cramme-Hill können auf ihre Bekanntheit in der Partei setzen. Zur Triererin Cramme-Hill heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass sie einen guten Job als Landeschefin mache, man aber nicht wisse, wofür sie thematisch stehe. Am Ende dürfte es auch darum gehen, welche Region – bei Bunjes gegen von Heusinger die Pfalz gegen den Norden – sich durchsetzen kann.

In anderen Parteien wäre es ausgeschlossen, dass die Parteichefs eine Schlappe kassieren. Aber bei den Grünen ist vieles noch ein bisschen anders. Es gibt eben keine im Vorstand komplett abgestimmte Liste, die der Parteitag nur abnickt. Stattdessen suchen sich die Kandidaten selbst einen Listenplatz aus und bewerben sich dafür. Vom Streit um die Plätze – vor allem zwischen Fraktion und Partei – will vor dem Parteitag kaum einer etwas hören. Da spricht man lieber von Wettbewerb als von Kampfkandidaturen. Das sei gelebte Basisdemokratie, sagen die Grünen. Es soll Jahre gegeben haben, in denen das Hauen und Stechen untereinander größer gewesen ist als heute. Jahre, in denen die Kandidaten kein gutes Haar aneinander ließen. Dieses Mal laufe es fairer ab, sagen viele.
Umbruch: Drei langjährige Abgeordnete scheiden nächstes Jahr aus
Etwas leichter macht den Kampf um die Plätze da ein gewisser personeller Umbruch. Ex-Fraktionschef Bernhard Braun wird nicht mehr für den Landtag antreten. Ebenso die langjährige Abgeordnete Jutta Blatzheim-Roegler aus Bernkastel-Kues. Und Noch-Parlamentarier Daniel Köbler soll 2026 Mainzer Bürgermeister werden. Der Rest der aktuellen Fraktion im Landtag um Josef Winkler, Fabian Ehmann und Lisett Stuppy will aber erneut ins Parlament einziehen. Ebenfalls nicht ohne Konkurrenz. Die Gegenkandidaturen reichen bis in die zweistelligen Plätze. Und, weil aus den Kampfabstimmungen immer auch ein Verlierer hervorgeht, der um den nächsthinteren Platz erneut antreten könnte, wird die Luft unten immer dünner.

Grüne brauchen nach Landtagswahl vermutlich neuen Chef
Die Grünen bestätigten im Dezember ihr Landesvorsitzenden-Duo für zwei Jahre. Ganz so lange wird die Amtszeit von Co-Parteichef Paul Bunjes vermutlich aber gar nicht gehen. Denn Bunjes dürfte vorher in den Landtag kommen – und dort will er bleiben.
Einiges hängt auch davon ab, wie viele Parteien (FDP, Freie Wähler, BSW, Linke) es tatsächlich in das Landesparlament schaffen werden. Und ob die Grünen weiter mitregieren können. Es ist also nicht ausgeschlossenen, dass die Grünen-Fraktion im nächsten Landtag komplett anders aussieht als jetzt – und es den einen oder anderen Verlierer ohne Mandat geben könnte.