Beim Betreten des Saals zogen die in der Mitte aufgebauten Schokoladen-Kunstwerke der Kategorie „Freestyle“ sofort ihre Blicke auf sich. Die jungen Konditoren und Konditorinnen, die die Schaustücke kreiert hatten, schienen ihrer Fantasie freien Lauf gelassen zu haben: Vom Eiffelturm über das Las Vegas-Schild, einen Schmetterlingsgarten, einen Bienenstock bis hin zu einem Werk mit dem Thema „Harry Potter“ war fast alles dabei.
Liebhaber süßer Versuchungen kamen vollends auf ihre Kosten
Doch nicht nur angucken war erlaubt, sondern auch probieren. An den zahlreichen Ständen der Konditoreien und Patisserien aus ganz Deutschland präsentierten diese ihre ganz eigenen Kreationen. Neben Macarons in den buntesten Farben gab es die unterschiedlichsten Schokoaufstriche, Kekse in Form eines Kuchens sowie Pralinen mit schokoladiger oder fruchtiger Note. Wer eher außergewöhnliche Geschmäcker bevorzugte, kam bei den Pfeffer- und Sektpralinen voll und ganz auf seine Kosten. Ein Stand mit Eis und ein Stand mit Spirituosen rundeten das Angebot zum Probieren ab.
Auch auf dem Weg in den nächsten Raum war der süße Duft der zahlreichen Versuchungen ein ständiger Begleiter. Hier staunten vor allem die kleinsten Besucher, als die Konditormeister Rainer Hahn und Klaus Jacob aus Zucker sowie aus Marzipan mit gezielten, feinmotorischen Bewegungen die unterschiedlichsten Tiere formten.
Der Schokokunst waren keine Grenzen gesetzt
Den Höhepunkt der Veranstaltung stellten die Schokoladen-Kunstwerke der Kategorie „Artistik“ dar. Präsentiert wurden hier teils meterhohe Schaustücke, die mit ihrer Themenwahl aber auch mit ihrer Detailverliebtheit bestachen. Angefangen bei verschiedenen Ländern und Kulturen zeigten die Meisterwerke oft Tiere und Blumen oder aber eine Verbindung zu Themen aus Büchern und Filmen. Von stattlichen Drachen bis hin zu Blättern, die nur wenige Zentimeter groß waren, hatten die Schöpfer ihrer Schokokunst keine Grenzen gesetzt.
Marina Nichczynski, eine der Teilnehmerinnen der Meisterschaft, hatte ebenfalls das Thema Tiere für ihr Werk gewählt. Mit knapp zwei Metern war es eines der größten und buntesten des Wettbewerbs. 240 Stunden habe sie gebraucht, um ihr Meisterstück mit dem Titel „Der magische Zirkus“ fertigzustellen, verriet die Konditormeisterin aus dem Spreewald im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Werk ist dynamisch, es kann einmal komplett um die eigene Achse gedreht werden. Zudem hat es eine integrierte Murmelbahn im Inneren. Insgesamt 44 Kilogramm Schokolade und zweieinhalb Kilogramm Kakaobutter hat Nichczynski verarbeitet.
Transportiert hat sie ihr Meisterstück in Einzelteilen und erst vor Ort wieder zusammengefügt. Begeistert von den Fähigkeiten und der Kreativität der Kandidaten aus ganz Deutschland zeigte sich auch Rowena Redwanz aus Mülheim-Kärlich.
Sie ist die amtierende deutsche Meisterin der Konditoren und gab bei dem Wettbewerb im Koblenzer Schloss mehrere Vorführungen. Da sie vor nicht allzu langer Zeit selbst um den Titel gekämpft habe, könne sie sich gut in die Kandidaten und deren Aufregung hineinversetzen, sagte sie. Ihre eigene Meisterschaft erstreckte sich damals über ganze zweieinhalb Tage und anders als bei der Meisterschaft in diesem Jahr, in der Schokolade im Vordergrund stand, kreierte Redwanz ein Zuckerschaustück unter dem Motto „Berlin“. Bei der diesjährigen Meisterschaft war sie in einer anderen Rolle, nämlich als deutsche Meisterin und Expertin, vor Ort und brachte den Besuchern in verschiedenen Vorführungen die Herstellung von Pralinen, Törtchen und sogar einem Schokoschaustück näher.
Gewinner wurden am Sonntag ausgezeichnet
Die Gewinner der deutschen Meisterschaft der Schokoladenkunst, die am vergangenen Wochenende im kurfürstlichen Schloss in Koblenz ausgetragen wurde, stehen fest. In der Expertenkategorie setzte sich Michael Schardien aus Ahlen gegen 17 andere Wettstreiter durch und sicherte sich den Titel „Deutscher Meister der Schokoladen-Artistik“. Er wurde ebenfalls mit dem Artistik-Publikumspreis ausgezeichnet. Ihm folgten Charline Hecken aus Vettelschoß (zweiter Platz) und die Drittplatzierte Soraya Romen aus Koblenz. „Deutsche Meisterin im Schokoladen-Freestyle“ wurde die Auszubildende Natalie Schilly aus Weinsheim, die sich gegenüber 38 weiteren Teilnehmern behaupten konnte. Sie erhielt außerdem den Freestyle-Publikumspreis. Auf das Freestyle-Siegertreppchen folgten ihr Julia Günthner aus Münstermaifeld (zweiter Platz) und Luisa Seeman aus Idstein (dritter Platz).
Bewertungskriterien und Gewinne
Die Konditoren, die an der deutschen Meisterschaft im Koblenzer Schloss teilnahmen, wurden in zwei verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Die Freestyle-Kategorie war für Auszubildende, die Artistik-Kategorie für Betriebe, Gesellen und Meister vorgesehen. Während in der Artistik-Kategorie ein Preisgeld von insgesamt 5000 Euro gewonnen werden konnte, war der Gewinn der Freestyle-Kategorie mit 1250 Euro dotiert.
Bewertet wurden die Schaustücke von mehreren Experten aus dem Konditoren-Handwerk. Die Bewertungskriterien waren die Themenwahl, die Umsetzung, die Vielfalt der Technik, die Sauberkeit, die Genauigkeit, die Gestaltung und die Proportionen sowie der Gesamteindruck. Zudem konnten die Besucher abstimmen und einen Publikumspreis an die Kandidaten vergeben. kel
