Rheinland-Pfalz
Deubel im Nürburgring-Prozess: Ein Anklagepunkt ist schlicht falsch
Ingolf Deubel (SPD)
Der ehemalige rheinland-pfälzische Finanzminister Deubel. Foto: Thomas Frey
DPA

Rheinland-Pfalz - In dem sich dahinschleppenden Nürburgringprozess hält die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Verurteilung von Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) und anderer Verantwortlicher für die Pleite an der Ringstrecke immer noch für wahrscheinlicher als einen Freispruch.

Rheinland-Pfalz – In dem sich dahinschleppenden Nürburgringprozess hält die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Verurteilung von Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) und anderer Verantwortlicher für die Pleite an der Ringstrecke immer noch für wahrscheinlicher als einen Freispruch.

Von unserer Redakteurin Ursula Samary

Aber zumindest in einem Punkt sieht Deubel die Anklage jetzt für „widerlegt und schlicht falsch“, wie er, im Gerichtssaal dozierend, feststellte. Dabei geht es um die Frage, ob er vier Millionen Euro gefährdete und den Ring-Chef Walter Kafitz (SPD) am 3. Juli 2009 massiv drängte, die Provision an die dubiosen Finanzvermittler Michael Merten und Norman Böhm zu überweisen. Kurz darauf waren die Schecks des vermeintlichen Investors geplatzt. Deubel trat zurück.

Im Prozess wurden an mehreren Tagen die dramatischen Stunden rekonstruiert. Es wurde versucht zu klären, warum für die Luftnummer einer angeblichen US-Wundergesellschaft nicht noch in letzter Minute 4 Millionen Euro flossen und ob dies nur der Kreissparkasse Ahrweiler zu verdanken war.

Die Sache mit dem Scheck im Grandhotel

Nach einer im Schweizer Luxushotel Grand Dolder abgeschlossenen Vereinbarung sollte die Provision 48 Stunden nach Übergabe eines Schecks über 67 Millionen Dollar fällig sein. In dieser Frist ließ sich aber nicht prüfen, ob der vom Schweizer Geschäftsmann Urs Barandun präsentierte Scheck überhaupt gedeckt war.

Die brisante Transaktion sollte an einem Freitagnachmittag über die Bühne gehen – zu einem für die Kreissparkasse kniffligen Termin. Am Ring herrschte nicht nur wegen des bevorstehenden Eröffnungstermins Hektik: Morgens konnte der Nürburgring-Justiziar noch Ring-Chef Walter Kafitz (SPD) davon abhalten, die Millionen anzuweisen.

Nachmittags aber unterschrieb er doch. Aber die Kreissparkasse akzeptierte nicht, dass als Empfänger nur die neue Schweizer Firma von Merten und Böhm mit der Kombination „G 7 5156“ angegeben wurde. Die Zeit drängte. Die Sparkasse wusste nicht, ob die Überweisung noch abgewickelt werden konnte. Dann korrigierte der angeklagte und vor Gericht schweigende Kafitz sich – und der Sparkasse wurde signalisiert, dass die Transaktion vorerst gestoppt ist. Erst nach diesem hektischen Hin und Her telefonierte Kafitz wohl mit Deubel.

Deubel wies Kafitz nicht an, Millionen freizuschalten, aber...

Nach der Zeugenaussage des Ring-Juristen wies der Ex-Minister Kafitz nicht an, die Millionen freizuschalten. Aber er warnte ihn auch vor Vertragsbruch bei dem für ihn so brisanten Geschäft. Gleichzeitig redeten Juristen auf Kafitz ein. Sie erklärten eindringlich das Risiko, die Provision vorschnell zu überweisen. Kafitz bat, dass der Überweisungsträger wieder auf seinen Tisch gelegt werden soll. Nach den bisherigen Zeugenaussagen veranlasste er aber wohl nichts mehr – zum Glück. Kurz darauf platzte der Scheck der Miracle Asset Management und eines vermeintlichen US-Millionärs. Und damit platzte auch das erhoffte Wunder, dass ein Investor den kompletten, für 330 Millionen Euro ausgebauten Nürburgring kauft und billig ans Land verpachtet.

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