Pharma
Boehringer hält Klimaschutzgesetz für nicht hilfreich
Boehringer Ingelheim Vorsitzender Schoenmaeckers im Interview
Boehringer Ingelheim Vorsitzender Schoenmaeckers im Interview
Helmut Fricke. DPA

Anders als BASF oder Schott war Boehringer Ingelheim nicht an einem Brief an die Landesregierung mit Kritik am neuen Klimaschutzgesetz beteiligt. Auf Begeisterung stößt es aber auch dort nicht.

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Ingelheim (dpa/lrs) – Boehringer Ingelheim gehört zwar nicht zu den lauten Kritikern des neuen rheinland-pfälzischen Klimaschutzgesetzes, skeptisch wird es aber auch bei dem Pharmakonzern gesehen. «Wir stehen sehr ein für aktiven Klimaschutz und verstehen einerseits das Ziel der Landesregierung», sagte der neue Deutschlandchef, Médard Schoenmaeckers, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Boehringer selbst habe das Ziel, bis 2030 CO2-neutral in den Produktionsprozessen zu sein. «Aber auch wenn es uns selbst nicht so sehr trifft, glaube ich, dass die Entwicklung nicht hilfreich ist.»

Novelle stieß auch in FDP auf Gegenwind

Die Anfang Juli vom Landtag verabschiedeten Novelle des Klimaschutzgesetzes, die im grün geführten Umweltministerium entstand, gibt das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 vor und damit fünf Jahre bevor das im Bund der Fall sein soll. Bis zu einem koalitionsinternen Kompromiss zählte auch die mitregierende FDP im Land zu den Kritikern des Gesetzes.

Ende Juni wandten sich zahlreiche Unternehmen aus dem Land, vor allem welche mit energieintensiven Produktionsprozessen, in einem offenen Brief an die Landesregierung in Mainz. In dem Schreiben warnten sie, die Novelle werde der Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft des Wirtschaftsstandortes massiv schaden, Industriearbeitsplätze seien in Gefahr. Mitunterzeichner waren unter anderem der Chemiekonzern BASF, der Spezialglashersteller Schott, der Pumpenhersteller KSB sowie der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck.

Schoenmackers: «Thema ist auch für uns sehr wichtig»

Boehringer-Deutschlandchef Schoenmackers sagte der dpa, gemeinsam mit der Chemieindustrie und anderen energieintensiven Industrien frage er sich, warum Rheinland-Pfalz beim Erreichen der Klimaneutralität noch schneller als vom Bund vorgeschrieben sein möchte.

Zwar könne der Stammsitz in Ingelheim zu einem Großteil mit Energie aus dem neuen Biomasseheizkraftwerk versorgt werden. Inklusive der Photovoltaik-Anlagen sei es dort möglich, bis zu 95 Prozent der Energie selbst grün zu produzieren. «Es kommt aber ein großes Aber», sagte Schoenmackers weiter.

Boehringer Ingelheim produziere viel, aber nicht alles selbst, sei auf Lieferketten und Vorprodukte angewiesen, beispielsweise Glasbehältnisse von Schott in Mainz oder Chemikalien von BASF in Ludwigshafen. «Das Thema ist also auch für uns sehr wichtig», betonte der Boehringer-Manager. «Die Industrie darf nicht überfordert werden.»

© dpa-infocom, dpa:250725-930-837341/1

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