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Bad Neuenahr-Ahrweiler

Ministerin Spiegel im Interview: Politik muss die Jugend ernst nehmen

Von Celina de Cuveland
Die Politik muss die Jugend ernster nehmen, findet Jugendministerin Anne Spiegel (4. von links). Sie diskutierte mit Jugendlichen auch über ihre Rolle im Kampf gegen Rechtsextremismus. 
Die Politik muss die Jugend ernster nehmen, findet Jugendministerin Anne Spiegel (4. von links). Sie diskutierte mit Jugendlichen auch über ihre Rolle im Kampf gegen Rechtsextremismus.  Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Wie lässt sich Rechtspopulismus bekämpfen – und welche Rolle kann die Jugend dabei spielen? Das war die Kernfrage beim Treffen der rheinland-pfälzischen Jugendministerin Anne Spiegel (Grüne) mit kommunalen Jugendvertretern des Landes in Bad Neuenahr. Im Anschluss sprach die Ministerin mit unserer Zeitung über ihre Erwartungen an junge Leute, den Sinn von Jugendparlamenten – und ihren Ärger, dass deren Einsatz nicht überall ernst genommen wird.

Lesezeit: 4 Minuten
Frau Spiegel, die Diskussion mit den Jugendvertretern des Landes hat im Kreis Ahrweiler stattgefunden. Dort gibt es, wie auch in vielen weiteren Kreisen in Rheinland-Pfalz, kein einziges Jugendparlament. Heißt das, dass Jugendliche bei kommunalen, politischen Entscheidungen automatisch außen vor sind? Ich habe schon den Eindruck, dass hier junge Menschen an Prozessen ...
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Der Kampf der Jugend gegen rechte Parolen

Chemnitz: Immer wieder fällt der Name dieser Tage im Zusammenhang mit Rechtsextremismus. Auch die kommunalen Jugendvertreter des Landes nutzen ihn bei ihrer Diskussion mit Jugendministerin Anne Spiegel oft. Allerdings: Die Geschehnisse dort werden von den Jugendlichen vor allem als Beispiel gesehen, dass es Gegenbewegungen zu rechten Gruppen gibt. Genau diese Menschen braucht es, meint auch Spiegel. „Wir spüren auch in Rheinland-Pfalz ein Erstarken des Rechtspopulismus und dass sich etwas verändert in der Gesellschaft. Für mich ist das ein Weckruf.“

Für die Jugendlichen in der Diskussion steht fest, dass sie etwas gegen Stammtischparolen, Rassismus und Diskriminierung unternehmen wollen. Aber wie? „Ich denke, dass viele Jugendliche, die Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung vertreten, oft nicht wissen, wie sie sich gegen rechte Äußerungen behaupten sollen“, bringt es die 17-jährige Sabrina Keinhenz aus Herxheim auf den Punkt. Sie regt an: „Man müsste zum Beispiel Argumentationstrainings in Grundschulen verpflichtend machen.“

Von Erfahrungen mit rechtem Gedankengut, ausländerfeindlichen Facebook-Einträgen oder diskriminierenden Äußerungen kann nahezu jeder der rund 30 Jugendvertreter beim Treffen berichten. Gerade in solchen Situationen sei es wichtig, faktenorientiert zu argumentieren und nicht klein beizugeben, erklärt Spiegel. Auch sie verweist auf Argumentationstrainings.

Und was kann die Politik dagegen tun, dass sich Jugendliche von rechten Gruppen angesprochen fühlen? „Eine gute Jugendsozialarbeit ist enorm wichtig“, sagt Spiegel. „Gerade in Phasen, in denen sich junge Menschen orientieren, wie zum Beispiel nach ihrem Schulabschluss, müssen wir sie abholen.“ Auch die Jugendvertreter machen sich dazu Gedanken. Anki Glöde, die sich in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler engagiert, sagt: „Als Jugendliche kann ich vor allem in meinem Umfeld etwas bewegen. Aufklärung ist ganz wichtig. In den Schulen fehlt meiner Meinung nach ein Fach, in dem mehr Wert auf politische Bildung und den korrekten Umgang mit Medien gelegt wird.“ Durch die Diskussion fühlt sich die junge Frau in ihrer Ansicht bestätigt.

Spiegel bestärkt die Jugendlichen in der Diskussion immer wieder darin, aufzustehen, ihre Meinung zu sagen und, wenn nötig, auch mit Schärfe zu argumentieren. „Bleibt weiterhin so engagiert, mischt euch ein, und bleibt mutig“, sagt die Ministerin zum Schluss. Und ergänzt: „Unsere Demokratie und die Gesellschaft da draußen brauchen euch.“ dcc

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