Mainz. Es wäre der größte Erfolg ihrer politischen Karriere: Julia Klöckner soll laut der voraussichtlichen Kabinettsliste Bundeslandwirtschaftsministerin werden. Für die 45 Jahre alte Chefin der CDU Rheinland-Pfalz wäre es wohl ein Traumjob. Die Winzertochter aus dem Kreis Bad Kreuznach verhandelte schon in den Jamaikasondierungen die Bereiche Landwirtschaft und ländlicher Raum.
Klöckner, geboren 1972 in Bad Kreuznach, zog 2002 über die Landesliste in den Bundestag ein. Von 2009 bis 2011 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, bevor sie Ende 2010 den zerstrittenen CDU-Landesverband übernahm. Schnell sorgte Klöckner für Einheit und führte die CDU bei der Landtagswahl 2011 auf Augenhöhe mit SPD-Amtsinhaber Kurt Beck. Klöckner präsentierte sich als „nah bei de Leut'“, „geländegängig“ nannte sich die Deutsche Weinkönigin von 1995 selbst. Mit dem Begriff „Heimat“ kann die studierte Katholische Theologin viel anfangen, gleichzeitig ist sie hochgradig medienaffin. Kritiker warfen ihr immer wieder vor, mehr Wert auf Auftritt statt auf Aktenstudium zu legen.
Kritik gab es auch, weil Klöckner früh ein Burka-Verbot forderte und immer wieder vor patriarchalen Strukturen in islamistischen Kulturen warnte. Auch mit ihrem Integrationspapier „A2“ kurz vor der Landtagswahl 2016 verspielte Klöckner ihren Vorsprung gegenüber Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Seit dieser bitteren Niederlage wird über Klöckners Zukunft spekuliert, nun könnte sie eine Exit-Strategie haben: Ein Bundesamt wäre ein Sprungbrett für die Frau, die auch schon als Kanzler-Nachfolgerin gehandelt wurde. Gisela Kirschstein