Rüsselsheim/Mainz

550.000 Euro für Kinderkrebsforschung: Spendenaktion der Zeitschrift „Oldtimer Markt“ bringt Top-Ergebnis

Von Bastian Hauck
Einen Scheck über 550.000 Euro konnten Dr. Olaf Theisen (links), Gesellschafter des Mittelrhein-Verlags und Verleger des VF Verlags, an die Kinderkrebsforscher Prof. Dr. Jürgen Faber (von rechts) und Prof. Dr. Dieter Körholz sowie die Vertreterin der Stiftung Kindergesundheit Mainz, Eva Schillo-Moissiadis, übergeben. Über den Hauptgewinn freuten sich Christina und Wolfgang Budich.  Foto: Andreas Beyer
Einen Scheck über 550.000 Euro konnten Dr. Olaf Theisen (links), Gesellschafter des Mittelrhein-Verlags und Verleger des VF Verlags, an die Kinderkrebsforscher Prof. Dr. Jürgen Faber (von rechts) und Prof. Dr. Dieter Körholz sowie die Vertreterin der Stiftung Kindergesundheit Mainz, Eva Schillo-Moissiadis, übergeben. Über den Hauptgewinn freuten sich Christina und Wolfgang Budich. Foto: Andreas Beyer

Für den Rekord aus dem vergangenen Jahr hat es nicht ganz gereicht, dafür aber für das zweitbeste Ergebnis. 550.000 Euro sind bei der traditionellen Spendenaktion der Zeitschrift „Oldtimer Markt“ zugunsten der Kinderkrebsforschung zusammengekommen.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Damit wurden seit Beginn des seit mehr als drei Jahrzehnten laufenden Spendenprojekts fast 9,5 Millionen Euro gesammelt – die Marke von 10 Millionen Euro rückt mit großen Schritten näher. Das Geld kommt der Universitätsmedizin in Mainz sowie in Gießen zugute.

Prof. Dr. Jörg Faber, Leiter des Kinderonkologischen Zentrums der Universitätsmedizin Mainz, betonte, wie wichtig die Unterstützung sei. Er sagte: „Es ist wichtig, dass die Spendenaktion Kontinuität und Nachhaltigkeit liefert. Die Forschung braucht einen langen Atem, um erfolgreich zu sein. Deshalb ist es essenziell, langfristige, verlässliche Partner zu haben. Wir sind für die Hilfe sehr dankbar.“

Heilungschancen verbessern

Der Leiter des Kinderkrebszentrums erklärte bei der Spendenscheckübergabe im Classic Depot im früheren Opel-Werk in Rüsselsheim, dass der Beitrag in die Wissenschaft fließe – mit dem Ziel, die Heilungschancen für Kinder und Jugendliche weiter zu verbessern. Konkret setze man die Mittel in aktuelle Forschungsprojekte des Zentrums zu Immuntherapien ein. Im Mittelpunkt stehe die Entwicklung von neuen immuntherapeutischen Behandlungsmethoden und Wirkstoffen. Prof. Faber: „Es geht um die Frage, wie wir das körpereigene Abwehrsystem beim Angriff auf Tumorzellen nutzen können.“ Ein weiteres, zweites Ziel sei, mittel- und langfristige Folgen der Therapie wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Hormonsystems zu reduzieren.

Prof. Dr. Dieter Körholz, Leiter der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, zeigte sich ebenfalls begeistert über die Unterstützung der Arbeit der Universität Gießen und der dort angesiedelten internationalen Studienzentrale für das Hodgkin-Lymphom. „Ohne die Aktion wäre unsere Forschung nicht möglich. Deshalb gilt unser herzlicher Dank dem VF Verlag, seinen Mitarbeitern, den Lesern, die gespendet haben, aber auch denen, die ihre Oldtimer abgeben.“

Spätfolgen senken

Prof. Körholz machte klar, dass 30 Prozent der Krebspatienten nach einer Bestrahlung noch einmal, mitunter Jahre später, an Krebs erkrankten. Zuletzt habe man schrittweise die Strahlentherapie reduziert. Das Ziel sei, immer weniger Patienten bestrahlen zu müssen – und so das Risiko für strahlentherapiebedingte Spätfolgen wie Herzschäden zu senken. Prof. Körholz: „Das Ziel ist, dass Krebspatienten nach einer ersten Therapie gesund werden – und langfristig gesund bleiben.“ Hierbei setze man auf eine individuelle, an die Patienten angepasste Therapiestrategie. Man wolle die sogenannten Risikofaktoren verfeinern und für jeden Erkrankten das richtige Maß an Therapie finden. Hierfür seien die Spendengelder wichtig und richtig, so Körholz.

Wegen der Corona-Pandemie erhielten die Gewinner die Preise wie schon im vergangenen Jahr einzeln und unter strengen Sicherheitsauflagen. Sieben Klassiker mit zwei oder vier Rädern waren in der Verlosung, darunter ein Mercedes-Benz 500 SEL, ein BMW 525 sowie ein Ford-Lastwagen, Baujahr 1928. Der Mindestspendenbeitrag betrug 5 Euro. Die neuen Besitzer der Oldtimer kamen genauso wie die Stifter aus der gesamten Republik.

Über den Hauptgewinn, einen dunkelblauen Triumph TR 6 aus dem Jahr 1974, durften sich Wolfgang und Christina Budich aus Cottbus freuen. Wolfgang Budich erinnerte sich genau an den Anruf, als er am 11. Januar die Mitteilung erhielt, den britischen Sechszylinder gewonnen zu haben. „Ich sagte Herrn Schulz vom VF Verlag: Machen Sie keinen Quatsch. Und er sagte: Es ist sogar der Hauptpreis. Ich muss gestehen, ich wusste zunächst gar nicht, was der Hauptpreis war.“ Seine Frau Christina Budich ergänzte: „Das war unglaublich, eine große Überraschung.“ Bisher hätten sie vielleicht mal drei Richtige im Lotto gehabt, der Triumph TR 6 sei der erste große Gewinn, berichtete das Ehepaar.

Nun sehnen die Cottbusser, die sich mit ihrem neuen „Schätzchen“ am Freitagmittag auf ihre rund siebenstündige Heimfahrt machten, den Frühling herbei. Dann wollen sie mit ihrem Hauptgewinn, dessen Höhepunkt sein Hardtop ist, also das abnehmbare Dach, gleich einen Ausflug machen. „Vielleicht in den Spreewald, der ist nicht weit entfernt von uns“, sagte Wolfgang Budich. Fest stehe: Er werde auch nach seinem Gewinn bei der nächsten Spendenrunde wieder dabei sein. „Die Kinderkrebsforschung kann jeden Euro gut gebrauchen“, sagte der Gewinner.

Gregor Schulz, Redakteur der Zeitschrift „Oldtimer Markt“ und Organisator der Spendenaktion, berichtete: „Wir freuen uns über das erneut hohe Spendenaufkommen und über die ungebrochen gute Qualität der Fahrzeuge, die uns von unseren Lesern überlassen wurden. Ohne diese Art der Unterstützung wäre die Spendenaktion nicht möglich.“