Bernhards in Montabaur: Ein gastronomischer Leuchtturm im Industriegebiet

Foto: Mieding

Montabaur? Auf der Genusslandkarte ein kleines Licht. Kulinarische Sternstunden wird man im Westerwald eher nicht vermuten. Aber wer nicht sucht, kann auch nicht finden. Also hin. Ein Geschäftsmann, der gern gut isst, hat sich (vor gut einem Jahr) ein eigenes Restaurant gegönnt.

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Foto: Mieding

Baustellen bremsen den Entdeckereifer, die Odyssee spült einen ins Industriegebiet. Baumarkt, Metallfachbetriebe, eine Mahlzeit würde man hier niemals suchen. Das Navi will bleiben, aber man weiß ja, wie oft das Ding irrt. Gleich endet die Zivilisation. Da: ein Ufo? Bernhards sagt ein schlichter Schriftzug auf schneeweißer Fassade, die alles überstrahlt. Ein imposanter, kubischer Bau, dessen Kante der Architekt auf der Schauseite kühn und einladend abgerundet hat. Bestes Bauhaus. Hat uns einer an die US-Westküste gebeamt? Kurz gezwickt, nein, noch Montabaur.

Ambiente

Eingangs ein Laden mit Firmenkleidung. Elegant schwingt sich eine breite Treppe in den ersten Stock und setzt die Ankunft gekonnt in Szene. Oben dann – bang! – hat das Restaurant seinen großen Auftritt. Ein weiter, lichter Raum, in dem nichts den Blick verstellt, damit der ungehindert auf das Panorama hinter der riesigen Fensterfront fällt: Montabaur! Die Dekoration klar, schlicht, pointierte Farbtupfer. Alles ordnet sich der Inszenierung des Draußen unter. Zur Mittagszeit speisen Geschäftsleute mit Kunden und verweisen stolz auf die Wirkung, als hätten sie sie erfunden.

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Essen

Auch die Karte ist überschaubar und ausgesucht. Die Auswahl der Speisen und Weine legt Wert auf Qualität. Koch Andreas Kaden hat erste Häuser durchlaufen, das prägt. Wir folgen einer Empfehlung aus dem Mittagsmenü, irischer Wildlachs, und gönnen der Begleitung das trocken gereifte Roastbeef vom Grill à la Carte. Meine inkludierte Pilz-Kartoffel-Tagessuppe kommt zügig. Und doppelt, damit ich sie nicht einsam löffeln muss. Wie nett. Es folgt eine dicke Lachsschnitte. Saftig, darauf knuspert frittierter Kerbel. Kleine Kartoffeln in ihrer Schale, karamellisierte Cocktailtomaten und grüner Spargel sind passende Begleiter, wenn auch nicht saisonal. Dem Roastbeef geben dreierlei Soßen Pfiff (Avocado, Kräuterbutter, Barbecue), leider ist es nicht mehr sehr rosa. Damit zum Glück bloß nichts fehlt, trägt der Kellner ein Tablett mit Desserts heran: süße Verführungen im Glas, zum Schnäppchenpreis von 2,50 Euro pro Stück. Wer sagt da Nein?

Service

Vom Empfang bis zum Abschied ist der Service aufmerksam. Unaufgesetzt freundlich, mit profundem Rat, wer mag. Sonst hält er sich angenehm zurück, ohne nachlässig zu werden, und schafft so eine entkrampfte Atmosphäre und Raum für ungestörtes Reden und Genießen.

Fazit

Aha-Erlebnisse gibt's hier auf dreierlei Ebenen: durch sehr gute, aber unprätentiöse Speisen und Weine, ein atemberaubendes Ambiente und Gastronomen, die mit Herz und Hirn Gastgeber sind. Die Preise, für die Gegend gehoben, entsprechen ihrem Gegenwert. Nach Einbruch der Dämmerung erlebt der Gast eine Sternstunde. Dann liegt dem erhabenen Bau die Stadt zu Füßen, und er scheint über den Dingen zu schweben. Fast überirdisch.

Foto: Mieding

Adresse

Bernhards Restaurant

Rudolf-Diesel-Straße 6

56410 Montabaur

Tel. 02602/937 444 E-Mail info@bernhards.restaurant

Küchenzeiten Di bis Fr und So

12 bis 14 Uhr und 18 bis 21.30 Uhr, Sa 17.30 bis 21.30 Uhr