Für Inuitfüße und Weltraumfahrer

GoodFoot
GoodFoot Foto: GoodFoot

In Norwegen kennt man sich mit Kälte ja aus. Da klingt es zunächst glaubwürdig, wenn eine Firma von dort behauptet, sie habe in Sachen Hausschuhwissen die Nase vorn. Oder besser: den großen Zeh.

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Nicole Mieding testet Hausschuhe mit Heizeffekt

Lange Winter, karge Böden – die Norweger lassen sich eben das eine oder andere einfallen, um ihre Füße warm zu bekommen. Und weil nicht ständig alle ums Kaminfeuer sitzen können, sind warme Hausschuhe eben die Lösung. In denen will man natürlich auch nicht schwitzen, wegen der Fußhygiene.

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Das Problem ist ja von Filzpantoffeln bekannt: Sie sehen schön aus, sind kuschelig, fühlen sich aber irgendwann an, als würden sie leben. Keine schöne Vorstellung. Die norwegische Firma Goodfoot hat nun angeblich die Lösung: den atmenden Hausschuh mit Temperaturausgleichstechnologie. Nie wieder kalte Füße – und auch keine Schweißfüße, verspricht sie. Gibt's irgendwo einen, der das nicht will? Der Anspruch ist ehrgeizig: Die „besten, bequemsten und funktionalsten Hausschuhe der Welt“ wolle man machen, beschreibt die Firma ihre Mission.

Auspacken: In einer azurblauen Schachtel kommen die Slipper an. Und suggerieren ein Versprechen: Es werden bessere Zeiten kommen, mit strahlendem Himmel, Sonnenschein, Meeresrauschen. Weil am Strand aber keiner Hausschuhe braucht, zügeln wir unsere Fantasie und zwingen sie zurück auf den Boden der kalten Tatsachen. Zumal der Box beim Öffnen ein unangenehmer Geruch nach Gummi entsteigt. Erinnert an eine Mischung aus Autowerkstatt und Fahrradladen. Beides Un-Orte für das Tragen von Hausschuhen. Falsche Assoziation also.

Aussehen: Der Anblick der Slipper führt fast noch weiter fehl – ins Wasser oder auch direkt auf den Mond. Der atmungsaktive Textilschuh mit eingesetztem Netzgewebe am Innenfuß und über den Zehen (hier von einer Stoffzunge überlappt, die sich wie eine Lüftungsluke aufklappen lässt), dazu die azurblaue Gummisohle: Das lässt an Wassersport denken und den dort mittlerweile gängigen Aquaschuh. Hinzu kommt die Farbgebung, Spacegrau. Als wären's Pantoffeln für die nächste Weltraumlandung. Was ist bloß aus dem berühmten norwegischen Design geworden ... Na ja, im Winter ist's dort die meiste Zeit über dunkel. Warum also nicht Weltraumpantoffeln für Inuit?

Tragekomfort: Aber selbst wer damit nicht ins All fliegt, läuft in den Schuhen angeblich wie auf Wolken. Zu verdanken ist das der flexiblen, ebenfalls atmungsaktiven Sohle, die über Luftkanäle bei jedem Schritt einen Luftstrom aktiviert, während die perforierte Innensohle einen Ventilationseffekt auf die Zehen ausübt. Gut, den Himmel hätte ich mir vielleicht etwas flauschiger vorgestellt. Aber immerhin: Man schwitzt nicht. Wäre ja auch eher der Fall im Fegefeuer. Warm halten die Schuhe auch – mit und ohne Socken. Die Doppelgröße 39/40 (M) ist allerdings schon für 39-Träger ziemlich knapp bemessen. Kalkül? Reibung erzeugt Wärme.

Fazit: Pantoffeln für Menschen, denen es egal ist, wie sie zu Hause rumlaufen und die auch einen Astronautenanzug für kleidsam halten. Vielleicht braucht das futuristische Design auch nur noch etwas Gewöhnung. An Nichtsportler, die Tag und Nacht Funktionskleidung tragen, haben wir uns schließlich auch gewöhnt.