Zwischenruf: Danke, Alice Schwarzer!

Kürzlich kommentierte eine gebildete Frau Mitte 20 den Auftritt von Alice Schwarzer in einer Talkshow mit den Worten „Oh Gott, diese alte Emanze!“. Sprach's und hatte bereits weggeschaltet, weil sie die sturmerprobte Feministin für „einfach nur peinlich“ und aus der Zeit gefallen hält.

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Nun kann man Alice Schwarzer ihres kompromisslosen und manchmal allzu plakativen Gesprächsstils wegen tatsächlich übertrieben, ja anstrengend finden. Alte Emanze genannt zu werden, das hat sie aber nicht verdient. Im Gegenteil: Junge und mittelalte Frauen müssen ihr dankbar sein bis ans Ende ihrer Karrieren, die ohne Schwarzers Aufbruch für Gleichberechtigung in den 60er-Jahren gar nicht möglich wären.

Die junge Alice-Schwarzer- Kritikerin ist jedoch leider kein Einzelfall. Junge Frauen starten heute ihren Bildungsweg und ihre berufliche Laufbahn in der falschen Annahme, dass ihnen alle Wege offenstehen. Nachdenklich werden sie erst, wenn sie erstmals an Grenzen stoßen. Der heutige Frauentag hilft da in der Praxis wenig – aber er erinnert daran, dass Gleichberechtigung noch nie eine Selbstverständlichkeit war und ist.

E-Mail: rena.lehmann@rhein-zeitung.net