Rom

Ein Radaubruder mischt die Politik auf: Beppe Grillo bläst zum Angriff auf die Etablierten der Republik

Er ist der Krawallbruder auf der politischen Bühne: Seine Angriffe kommen frontal, seine Worte sind selten gewählt. Beppe Grillo hat schon manchen Politiker zum Teufel geschickt. Damit trifft der Kabarettist zwar einen Nerv bei den politikmüden Italienern, doch gleichzeitig hat es ihm auch den Ruf eines Demagogen eingebracht.

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Mit seiner Protestbewegung „Movimento 5 Stelle“ (Bewegung fünf Sterne), die Grillo 2009 gründete, hat der 64-Jährige den Wahlkampf in Italien aufgemischt. Dabei wehrte sich der graue Lockenkopf mit der spitzen Zunge lange dagegen, in die Politik einzusteigen. Grillo wurde in den 90er-Jahren zu einem der bekanntesten TV-Entertainer Italiens.

Seine Auftritte gingen immer mehr in eine politische und satirische Richtung. 2005 entdeckte Grillo das Internet für sich, startete einen Weblog, der schnell zu einem der meistgelesenen Politikblogs der Welt wurde. Der aus Genua stammende Grillo rief erstmals 2007 für die Kommunal- und Regionalwahlen Bürgerlisten ins Leben.

2009 kündigte er an, Chef der größten Oppositionspartei Partito Democratico werden zu wollen. Das Vorhaben scheiterte jedoch, und Grillo gründete seine Protestbewegung, die erste Erfolge auf lokaler Ebene erzielte. Anstatt im Wahlkampf in Talkshows aufzutreten, fährt Grillo mit seinem Wohnmobil durchs Land. Unermüdlich schürt er bei seiner „Tsunami-Tour“ auf den Bühnen des Landes die Wut auf das etablierte System.

Gerade im Internet ist Grillo aktiv, hat mehr als 884 000 Follower auf Twitter und mehr als eine Million Gefälltmir- Klicks auf Facebook. Vor allem bei den jüngeren Italienern kommt das an, rund 30 Prozent der unter 23-Jährigen wollen ihn wählen. Grillos Forderungen sind extrem, er will, dass Italien aus dem Euro austritt und macht sich – ähnlich wie die deutsche Piratenpartei – für eine direkte Internetdemokratie stark.

Selbst will er allerdings nicht in das Parlament einziehen. Eine der Forderungen der Bewegung ist, dass Abgeordnete nicht vorbestraft sein dürfen. Dies schließt ihn nun selbst von der Wahl aus. Er selbst war in den 80er-Jahren in einen Autounfall verwickelt und wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.