„Der Krieg um die Falklands hat sich gelohnt“: Interview mit Generalmajor Julian Thompson

Generalmajor Julian Thompson
 
Generalmajor Julian Thompson   Foto: Alexei Makartsev

Als Befehlshaber der britischen Bodentruppen im Falkland-Krieg eroberte er 1982 die Inselgruppe von Argentinien für das Vereinigte Königreich zurück. Heute ist Julian Thompson (77) ein prominenter Militärhistoriker und Buchautor. Unser Londoner Korrespondent Alexei Makartsev sprach mit dem Generalmajor über die argentinischen Proteste, die Möglichkeit einer neuen Invasion und darüber, warum es sich für sein Land lohnt, die kleinen Landflecke im Südatlantik zu verteidigen.

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Als Befehlshaber der britischen Bodentruppen im Falkland-Krieg eroberte er 1982 die Inselgruppe von Argentinien für das Vereinigte Königreich zurück. Heute ist Julian Thompson (77) ein prominenter Militärhistoriker und Buchautor. Unser Londoner Korrespondent Alexei Makartsev sprach mit dem Generalmajor über die argentinischen Proteste, die Möglichkeit einer neuen Invasion und darüber, warum es sich für sein Land lohnt, die kleinen Landflecke im Südatlantik zu verteidigen.

Vor 30 Jahren haben Sie die argentinischen Truppen auf den Falklands besiegt. Denken Sie heute, dass der Krieg die richtige Entscheidung war?

Thompson: Ja. Weil die Menschen auf den Inseln heute in Freiheit, Wohlstand und Zufriedenheit leben können. Andererseits wurde Argentinien damals von einem Präsidenten regiert, der seine Landsleute ermorden ließ. Als Ergebnis des Krieges verwandelte sich das Land aus einer Diktatur in eine Demokratie. Das zeigt, dass sich das Kämpfen trotz der Verluste gelohnt hat.

Und warum muss Ihr Land heute weiter mit Riesenaufwand eine winzige Inselgruppe weit weg verteidigen?

Thompson: Weil dort Briten leben. Es sind nur 3000, aber sie haben genauso viel Unterstützung verdient wie wenn es 300 000 Einwohner wären. Auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich der Aufwand: Denn die Falklands haben vermutlich große Ölvorkommen.

Die britischen Beziehungen zu Argentinien sind abgekühlt. Wer ist schuld am neuen Streit um die Inseln?

Thompson: Die argentinische Präsidentin, die ihn angefangen hat. Cristina Kirchner nennt uns dumm, weil wir nicht über den Status der Falklands verhandeln wollen. Aber wenn man keine Kompromisse machen will, dann macht es keinen Sinn, zu diskutieren…

… aber so könnte dieser Zwist noch 100 Jahre dauern.

Thompson: Mag sein, aber das ist kein Grund, warum wir einknicken sollen. Die Menschen auf den Falklands haben das Recht, frei zu wählen, wer sie regieren soll. Wenn sie eines Tages zu Argentinien gehören wollen, etwa weil es näher liegt, hätte ich kein Problem damit. Solange das nicht passiert, geben wir geben die Inseln nicht auf.

Argentinien nennt die Briten „Kolonialisten“. Sind Sie das?

Thompson: Nein. Die Falklands waren unbewohnt, ehe dort vor Jahrhunderten die Engländer siedelten. Wir haben keine Ureinwohner vertrieben. Dagegen waren die Spanier in Südamerika wahre Kolonialisten, die Urvölker ausgerottet haben.

Warum provoziert ihre Regierung Argentinien damit, dass sie den kampfstärksten Zerstörer der Kriegsmarine und ein Atom-U-Boot auf die Falklands hinschickt?

Thompson: Damit geben wir zu verstehen: „Tue es nicht, Kumpel“. Wenn man keine klaren, starken Signale sendet, wirkt man unentschlossen und lädt die andere Seite zum Handeln ein. Genau das ist vor 30 Jahren passiert.

Könnte Ihr Land einen neuen Falkland-Krieg gewinnen?

Thompson: Wenn wir von einer geplanten Invasion wüßten, und wenn die Verteidigung so stark wäre wie jetzt, dann hätten die Argentinier keine Chance. Aber nicht wenn sie fünf Jahre warten, bis sich die die Aufregung gelegt hat, und dann einen unkonventionellen Überraschungsangriff starten, könnten sie Erfolg haben. Leider könnten wir nicht zurückschlagen wie 1982. Unsere Bodentruppen sind zwar durch die Einsätze in Afghanistan und Irak besser ausgebildet und ausgestattet denn je zuvor, doch wie sollen wir sie in den Südatlantik befördern? Dazu fehlen uns leider die geeigneten Schiffe.

Warum nutzen die beiden Länder nicht gemeinsam das wirtschaftliche Potenzial der Falklands, statt permanent zu streiten?

Thompson: Das wollten wir ja: Wir schlugen vor, in Zukunft das Erdöl von den Falklands in Argentinien zu verarbeiten und die Gewinne zu teilen. Aber dieses Angebot wurde abgelehnt. Es ist schwierig, mit Menschen zu reden, die nur eine einzige Lösung im Kopf haben.

Von unserem Korrespondenten Alexei Makartsev