Ransbach-Baumbach

Boxen: FLP-Team aus Koblenz hat zwei neue WBU-Weltmeister

Erfahrung und beinhartes Training brachten Andreas Sidon noch einmal einen unerwarteten Karriereschub.
Erfahrung und beinhartes Training brachten Andreas Sidon noch einmal einen unerwarteten Karriereschub. Foto: Tom Neumann

Egal, ob im Expresstempo oder mit langem Atem – am Ende durften sich gleich zwei heimische Boxer am Samstagabend in der Stadthalle von Ransbach-Baumbach über Weltmeisterehren freuen: Dennis Ronert (19) gewann durch K.o. schon in der ersten Runde gegen den Weißrussen Aliaksei Marchenka, Andreas Sidon (49) jubelte nach zwölf intensiven Runden gegen Daniliuk Henazi über seinen Punktsieg.

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Beide Boxer des FLP-Teams aus Koblenz sind jetzt Weltmeister nach Version der WBU, einem der führenden Boxverbände hinter den vier größten Verbänden WBA, WBC, IBF und WBO. Zum Vergleich: Auch Boxer wie George Foreman oder Corrie Sanders waren einst Weltmeister der WBU.

Erfahrung und beinhartes Training brachten Andreas Sidon noch einmal einen unerwarteten Karriereschub.

Tom Neumann

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Es sollte Sidons Abschiedskampf werden...

„Rematch! We make a Rematch!“. Eigentlich sollte Andreas Sidon mit 49 Jahren noch einmal zum Ende seiner Karriere als krönenden Abschluss einer bewegenden Karriere einen WM-Kampf bekommen und anschließend zurücktreten. So zumindest war der Plan. Doch dann kam irgendwie alles anders.

Sidon, der beim vergangenen Boxabend in Ransbach-Baumbach im Vorjahr noch einen schwachen Kampf über nur vier Runden gezeigt hatte, der damals mit einem Unentschieden endete, ging gegen Henazi über die volle Distanz von zwölf Runden. Und Sidon überraschte dabei Zuschauer und Trainer gleichermaßen mit seiner Ausdauer. „Ich muss sagen, mein Trainer Detlef Loritz hat mich in den vergangenen zwei Monaten so hart gequält, das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagte Sidon. „Aber es hat sich gelohnt.“

Der WM-Kampf, angesetzt über zwölf Runden, begann mit gutem Tempo. Und das hatte einen guten Grund: Sidon war nicht heiß darauf, hier über zwölf Runden gehen zu müssen. Sein Gegner aus Weißrussland, Meister in seiner Heimat, brachte weniger Gewicht auf die Waage und war somit vermeintlich agiler im Ring. Doch Sidon verbuchte in den ersten vier Runden die klar besseren Treffer.

Taktik bestimmte den Kampf – und dabei schenkten sich beide nichts

Wenig überraschend war jedoch, dass auch Henazi im Kampfverlauf immer besser in Schwung kam und ebenfalls gute Treffer setzte. „Es hat richtig Spaß gemacht zu sehen, wie er sich nie aufgegeben hat“, sagte auch Sidon.

Nach zwölf Runden entschieden die Punktrichter für Sidon

Am Ende der vollen Distanz mussten die Punktrichter entscheiden – und die sahen Andreas Sidon verdientermaßen vorne. Wenngleich es auch Punktrichter gab, die Sidon mit fünf, sechs Runden vorne sahen, was sicherlich des Guten ein wenig zu viel war. „So deutlich habe ich mich selbst nicht vorne gesehen“, gestand der 49-Jährige ein. „Ein, zwei Runden hatte ich mich vorne gesehen.“

„Andreas hat die klar besseren Treffer gesetzt“, sagte auch FLP-Macher Detlef Loritz. „Er hat verdient gewonnen und man muss höchsten Respekt haben vor seiner Leistung, die er mit 49 Jahren hier wieder gezeigt hat.“

Sidon: „Jetzt möchte ich den Titel noch einmal verteidigen“

Vom Karriereende aber wollte Sidon dann doch nicht sprechen. „Das war schon ein geiles Gefühl. Jetzt möchte ich den Titel auch noch einmal verteidigen. Danach aber werde ich langsam ans Aufhören denken. Ich merke schon, dass es schwer ist, auf internationalem Niveau mithalten zu können.“

Ronert schießt an die Spitze

Während Sidon zumindest schon mal an das Karriereende denkt, hat Dennis Ronert mit 19 Jahren schon viel mehr erreicht, als er sich jemals erträumt hatte. Jüngster Deutscher Meister bei den Profis war er schon, jetzt hat er auch den Junioren-WM-Titel in der Tasche nach einem Sieg gegen den Weißrussen Aliaksei Marchenka.

„Ich habe immer größten Respekt vor jedem Gegner“, sagte Ronert nach seinem Blitzerfolg. Bereits nach 1:51 Minuten in Runde eins musste Marchenka nach schweren Treffern die Segel streichen. „Ich habe nur gedacht, bitte steh nicht mehr auf“, beschreibt der Koblenzer die letzten Sekunden vor seinem ersten Weltmeistertitel.

„Dennis hat sich nicht überraschen lassen“

Er stand nicht mehr auf, nachdem der Weißrusse wohlgemerkt zuvor mit hohem Tempo den Kampf begonnen hatte. Elf Kämpfe, elf Siege durch K.O., die meisten davon in Runde eins oder zwei – so sah die Profibilanz des Weißrussen vor diesem Kampf aus. „Ich wusste, dass er stürmisch beginnen würde“, sagte Ronert.

Doch der zeigte sich wenig beeindruckt und hatte zudem die passenden Antworten parat. „Dennis hat sich nicht überraschen lassen und hat ein paar gute Fäuste dagegen gehalten“, freute sich Trainer Detlef Loritz.

Weg in die Umkleide dauerte länger als der Kampf

Die Zuschauer in der Stadthalle standen auf den Stühlen und feierten den vorzeitigen Sieg von Ronert. Der brauchte länger, um es vom Boxring bis in die Umkleide zu schaffen, als zuvor den WM-Kampf zu gewinnen. Ein Foto hier, ein Foto da – Ronert genoss den größten Erfolg seiner Karriere im Kreise von Freunden und Familie sichtlich.

Mit Dennis Rohnert hat man noch Großes vor

„Wir machen jetzt einen Schritt nach dem anderen“, sagte Loritz mit Blick nach vorne. „Dennis ist noch jung. Wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Aber wir haben noch Großes vor.“

Von unserem Mitarbeiter Tom Neumann