Rheinland-Pfalz

Formel-1-Stars machen sich für Eifelkurs stark

Rekord-Champion
Michael Schumacher zum Nürburgring: „Es ist ein Kurs, mit dem vor allem die deutschen Fahrer viel Geschichte verbinden.“
Foto: DPA

Die Pleite am Nürburgring wirbelt mächtig Staub auf: Auf der ganzen Welt machen sich die Motorsportfans um die weltberühmte Rennstrecke Sorgen.

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In Mainz, von wo aus sich die Schreckensnachricht rasend schnell verbreitete, streiten Rot-Grün und CDU-Opposition erbittert um eine Sondersitzung. Dort soll das Desaster an dem Eifelkurs politisch aufgearbeitet werden. Ein Scherbengericht bahnt sich an. Schließlich werden weiter Zweifel an der Version von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) laut, dass in erster Linie die EU-Kommission den Totalschaden am Nürburgring verursacht hat. Doch erzählen wir die Ereignisse der Reihe nach.

Sorge um die Formel 1: Ein Aus der Königsklasse auf dem Nürburgring würde die deutschen Piloten mitten ins Rennfahrerherz treffen. „Es wäre schade, den Nürburgring als Rennen zu verlieren. Es ist eines der traditionsreichsten Rennen, das wir im Kalender haben“, erklärte Doppelweltmeister Sebastian Vettel bei der Pressekonferenz zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim: „Es wäre ein großer Verlust.“

Dem Red-Bull-Star pflichtete Rekordweltmeister Michael Schumacher bei: „Es ist ein Kurs, mit dem vor allem die deutschen Fahrer viel Geschichte verbinden.“ Der Mercedes-Pilot wünscht sich, dass man noch eine Lösung findet und auch weiterhin dort gefahren wird. So wie Kollege Timo Glock von Marussia: „Es wäre schade, das Rennen dort zu verlieren. Ich hoffe, dass es nicht passiert.“

Selbst vom australischen WM-Zweiten Mark Webber gab es ein Plädoyer für die Rennstrecke in der Eifel: „Es ist ein toller Kurs.“ Auch die Nordschleife, auf der seit dem Feuerunfall von Niki Lauda am 1. August 1976 keine Formel-1-Rennen mehr stattfinden dürfen, „muss einfach bleiben“, forderte der Vettel-Teamkollege, der vor drei Jahren in der Eifel den Deutschland-Grand-Prix gewonnen hatte. Der – 20,8 Kilometer lange – älteste Teil der Rennstrecke hat Fans rund um den Globus.

Wegen der unklaren Lage am Nürburgring hatte Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheimring AG, zu Wochenbeginn erklärt, dass „ich durchaus eine Möglichkeit sehe, dass die Formel 1 wieder jedes Jahr nach Hockenheim kommt“. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone indes will den Grand Prix offenbar in der Eifel halten und zur Not sogar selbst als Veranstalter auftreten. Darüber berichten jedenfalls die (gekündigten) Ring-Pächter.

Der Streit um die Sondersitzung im Landtag: Am 1. August soll endlich das rheinland-pfälzische Parlament das Wort erhalten, um über die Pleite am Nürburgring zu debattieren – das ist in knapp zwei Wochen. Für die CDU-Opposition liegt dieser Termin viel zu spät. Die Christdemokraten drängten vergebens auf eine schnelle Sitzung noch im Juli, um nicht erst zum Zuge zu kommen, wenn die Regierung bereits die Weichen beim Umgang mit der Insolvenz der staatlichen Nürburgring GmbH gestellt hat. „Rot-Grün will offenbar Zeit gewinnen“, sagt Hans-Josef Bracht (CDU).

Parteichefin Julia Klöckner ist ohnehin sauer, dass die Opposition erst wenige Minuten vor der Pressekonferenz in der Staatskanzlei über den Konkurs informiert wurde. Den ersten Vorschlag von Rot-Grün, die Aussprache in die Ausschüsse zu verlegen, hält sie für taktisch motiviert. Dort hätten zunächst einmal die zuständigen Minister referiert. Und nun ärgert sie, dass Parlamentspräsident Joachim Mertes (SPD) die Sitzung – im Einklang mit Rot-Grün – so spät terminiert. „Er muss die Interessen aller Parteien berücksichtigen“, erklärte sie gegenüber unserer Zeitung. Sonst könne er sein Büro auch in die Staatskanzlei verlegen. Mertes weist diese Kritik zurück. Sein Argument: Ohne Zustimmung der (rot-grünen) Landtagsmehrheit konnte er rein rechtlich keinen früheren Sitzungstermin wählen.

Kritik an Becks Aussagen zur EU-Kommission: Der Europa-Abgeordnete Werner Langen (CDU) nahm die Brüsseler Wettbewerbsbehörde gegen Vorwürfe aus Mainz in Schutz, sie habe das Desaster verursacht, weil sie die nötige Rettungsbeihilfe nicht rechtzeitig gewährte. Die EU-Kommission „ist neutral und vollkommen unabhängig“, erläuterte Langen. Ihre Entschlüsse müssten gerichtsfest sein, da sie jederzeit vom EU-Gerichtshof angefochten werden können. Brüsseler Kommissionskenner ließen durchblicken, dass die Wettbewerbsbehörde den Beihilfeverdacht am Ring als derart gravierend bewertet, dass sie neuen Finanzspritzen keine Zustimmung erteilen wollte.

Die unmittelbar betroffenen Arbeitnehmer am Nürburgring stehen derweil noch immer unter Schock. 25 der 30 Mitarbeiter der Nürburgring GmbH kamen zu einer internen Betriebsversammlung mit Innenstaatssekretär Jürgen Häfner (SPD) zusammen. Viel Neues hatte der Sozialdemokrat nicht zu berichten. Die Stimmung war ohnehin am Boden, berichteten Teilnehmer. Dietmar Brück/dpa