Rheinland-Pfalz

Wieder regulärer Mehrwertsteuersatz: Gastronomie mit Umsatzrückgang

Von dpa
Mehrwertsteuer in der Gastronomie
Ein Kassenbon mit einer Mehrwertsteuer von 19 Prozent für Speisen und Getränke: Größere Restaurants verzichten zunächst auf höhere Preise wegen Mehrwertsteuererhöhung seit Jahresbeginn in der Gastronomie. Foto: Jens Kalaene/picture alliance/dpa

Wer in einem Restaurant essen geht, muss seit Jahresbeginn wieder den regulären Mehrwertsteuersatz zahlen. Die Gastronomiebranche zieht eine erste Bilanz. Fazit: Es ist herausfordernd, aber nicht hoffnungslos.

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Der seit Jahresanfang wieder geltende normale Mehrwertsteuersatz hat in der rheinland-pfälzischen Gastronomie einer Befragung des Branchenverbandes Dehoga zufolge zu deutlichen Rückgängen bei Umsätzen und Gästen geführt. Durchschnittlich seien die Erlöse im Februar um 14,9 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorjahresmonat, sagte der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei herausfordernd, aber nicht hoffnungslos.

Seit dem 1. Januar 2024 gilt in der Gastronomie auch für Speisen wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Der Satz für Speisen in Restaurants oder Cafés war in der Corona-Pandemie zur Entlastung der Branche vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Diese Ausnahmeregelung wurden wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende 2023. Bei Getränken war es bei den 19 Prozent geblieben.

Sehr viele Betriebe haben Preise erhöht

Die Dehoga hat bundesweit Gastronomen zu ihrer Geschäftsentwicklung befragt, in Rheinland-Pfalz waren es laut Haumann etwas mehr als 100 Betriebe. Hierzulande gaben 40,4 Prozent der Betriebe ein Umsatzminus im Februar 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat an, knapp 44 Prozent hätten demnach weniger Gäste. In mehr als einem Drittel der Betriebe sei auch der durchschnittliche Umsatz je Gast merklich zurückgegangen.

„Das ist schon signifikant“, sagte Haumann. Die Gewinnmargen lägen deutlich unter 15 Prozent. Umgehen müssten die Betriebe neben dem wieder höheren Mehrwertsteuersatz auch mit steigenden Kosten etwa für Energie, Lebensmittel und Getränke. Entsprechend hätten mehr als 94 Prozent der im Land befragten Gastronomen ihre Preise gegenüber dem Dezember des vergangenen Jahres erhöht – und das um 12,3 Prozent im Schnitt. Die große Mehrheit habe die wieder höhere Mehrwertsteuer an den Gast weitergereicht, angesichts der Umsatzrückgänge komme unter dem Strich weniger Geld in die Staatskasse.

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Mit Gereon Haumann, Präsident des Dehoga Rheinland-Pfalz, sprechen wir auch im Podcast RZInside der Rhein-Zeitung. Die Folge zu Kneipenschwund und genossenschaftlichen Kneipen hören Sie auf Spotify und Co. oder direkt auf dieser Seite.

Es müsse nun geschaut werden, ob es eine allgemeine Konsumzurückhaltung gebe oder ob die Gastronomie besonders betroffen sei, sagte der Dehoga-Landespräsident. „Wir vermuten, dass es ein gastgewerbespezifischer Effekt ist.“ Die spannende Frage der kommenden Monate sei, ob die Kunden die höheren Preise akzeptierten.

Nur wenige Betriebe ziehen Entlassung von Mitarbeitern in Erwägung

Mehr als 70 Prozent der Betriebe hätten der Umfrage zufolge inzwischen geplante Investitionen aufgegeben oder kürzten diese. Außerdem hätten fast 44 Prozent der Betriebe Öffnungszeiten verkürzt, eine Mehrheit habe die Speisekarte ausgedünnt. Erfreulich sei, dass nur 14 Prozent die Entlassung von Mitarbeitern in Erwägung ziehe und das, obwohl in den vergangenen Jahren die Gehälter deutlich gestiegen seien – auch, um in der Pandemie verloren gegangenes Personal wiederzugewinnen.

„Wir appellieren an die Betriebe, sich auf ihre Stärken zu besinnen“, sagte Haumann. An der Qualität der Dienstleistung und der Qualität des Angebots dürfe definitiv nicht gespart werden. Preiserhöhungen sollten gegenüber Gästen transparent kommuniziert werden, dann brächten diese am ehesten Verständnis dafür auf. Trotz aller Schwierigkeiten sehe er gute Chancen für ein insgesamt erfolgreiches Jahr 2024. Der innerdeutsche Tourismus habe stark zugenommen. „Und Rheinland-Pfalz ist mittendrin“, sagte Haumann. Innerhalb von nur zwei Autostunden erreichten rund 50 Millionen Menschen das Land. Davon lasse sich profitieren.